Erst Schweden, jetzt China

Peking statt Pegnitz: Was Söders Reisen mit der K-Frage zu tun haben

Michael Husarek

Chefredakteur Nürnberger Nachrichten

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1.4.2024, 11:22 Uhr
Der bayerische Ministerpräsident besuchte auch die historische Verbotene Stadt in der chinesischen Hauptstadt - und stellte sich für ein Foto neben Frauen in traditionellen Kostümen. 

© Peter Kneffel, dpa Der bayerische Ministerpräsident besuchte auch die historische Verbotene Stadt in der chinesischen Hauptstadt - und stellte sich für ein Foto neben Frauen in traditionellen Kostümen. 

Der Verdacht, dass Markus Söder Bayern einst zu klein werden könnte, keimt seit längerem. Spätestens der gescheiterte Anlauf, CDU-Mann Armin Laschet die Kanzlerkandidatur zu entsteißen, hat für Klarheit gesorgt: Das CSU-Alphatier aus Nürnberg könnte sich durchaus vorstellen, Politik zu machen, die sich um mehr als Behördenverlagerungen innerhalb des Freistaats dreht. Die Umfragewerte befeuern Söders Pläne zusätzlich: Im offiziell noch gar nicht eröffneten Rennen um die K-Frage liegt Söder innerhalb der Union auf Platz eins.

SPD rügt "Größenwahn ganz im Stile von Ludwig II."

Kein Wunder, dass die jüngsten Reiseaktivitäten des bayerischen Ministerpräsidenten bei CDU-Chef Friedrich Merz die Alarmglocken schrillen lassen. Und die Opposition im Maximilianeum fragt sich: Was macht der Chef der Staatsregierung im Fernen Osten, wo es doch in Ostbayern genug zu tun gäbe? Auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth, reibt sich an der Reisefreude des Landespolitikers. "Größenwahn ganz im Stile von Ludwig II." attestiert der SPD-Politiker Söder.

Großer Bahnhof im Reich der Mitte: Markus Söder wurde in Peking von LI Qiang, Premierminister der Volksrepublik China, empfangen. 

Großer Bahnhof im Reich der Mitte: Markus Söder wurde in Peking von LI Qiang, Premierminister der Volksrepublik China, empfangen.  © Peter Kneffel, dpa

Schon allein diese Mischung aus Kritik und Sorge zeigt, dass Söders Reiseziele voll erfüllt wurden. Denn es dürfte dem CSU-Boss in erster Linie nicht um bayerische Interessen gehen, wenn er gewohnt medienaffin Pandabären küsst oder wie neulich in Schweden als talentierter ABBA-Sänger viral geht. Nein: Markus Söder, mit dieser Unterstellung tritt man ihm nicht zu nahe, will nicht nur Plüschtiere knuddeln und als Karaoke-Sänger reüssieren.

Söders Umfeld glaubt: Bayern ist ihm auf Dauer zu klein

Auch in seinem engsten Umfeld mag sich kaum jemand vorstellen, dass Söder Zeit seines politischen Lebens Stadtjubiläen von Aschaffenburg bis Zwiesel durch seine Anwesenheit bereichern, sich in mühsamen Debatten mit den Grünen im Landtag auseinandersetzen und sich auf Dauer um Stadtentwicklungsprojekte in seiner Heimatstadt kümmern mag. Söder ist ein politisches Ausnahmentalent, dem Landespolitik auf Dauer zu langweilig ist, weshalb er jede Chance für eine machtvollere Position nutzen dürfte.

Die Reisepläne sind Ausdruck dieses Nach-den-Sternen-greifen. Und Söder weiß nur zu genau, welche Wirkung bayerische Außenpolitik entfalten kann. Schon sein Idol aus Jugendtagen, Franz Josef Strauß, hat viel Staub aufgewirbelt, weil er ohne allzu klaren Auftrag die Welt bereist hat. Daran knüpft Söder an.

Söder genießt in China die ganz große Bühne

Und diese Taktik geht bislang auf: Offiziell werden stets bayerische Interessen angeführt, wenn es in die weite Welt geht. Und dort genießt Söder das, was ihm sein jetziges Amt nicht immer bietet: die ganz große Bühne. Tatsächlich muss man sich die Frage stellen, ob Chinas Nummer zwei irgendeinen anderen deutschen Ministerpräsidenten empfangen hätte. Wahrscheinlich nicht.

Über mögliche Kollateralschäden bayerischer Neben-Außenpolitik muss sich Söder keine Gedanken machen, das tun andere zu Genüge. Und auch damit tritt genau der gewünschte Effekt ein: Söder bleibt im Gespräch.

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