Erster Politiker seit Willy Brandt
Nach Kritik an Kniefall in Warschau: Söder geht zum Gegenangriff auf „linke Kommentatoren“ über
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die Kritik an seinem Kniefall vor dem Denkmal der Helden des Ghettos in Warschau als "respektlos" bezeichnet. Als erster deutscher Politiker seit dem berühmten Kniefall von Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) im Jahr 1970 hatte der Nürnberger eine ähnliche Geste gewählt.
Darauf hagelte es Kritik. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) etwa bezeichnete das Verhalten als "absoluten Tiefpunkt". Das Andenken an den großen Staatsmann Willy Brandt (SPD) habe das nicht verdient. "Bei Söder verkommt eine solche große historische Geste zu einem Social-Media-Funfact, den er zwischen dem Mampfen von Bratwürsten mal kurz absolviert. Hanswurst statt Staatsmann", sagte sie. Gleich nach dem Foto des Kniefalls war auf Söders Instagram-Account ein Foto des Nürnbergers mit einer polnischen Bratwurst gepostet worden.
Steinbrück über Söder: "Synapsen nicht richtig verdrahtet"
Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bezeichnete Söders Geste als "eine der größten Geschmacklosigkeiten, die ich von einem deutschen Politiker in den letzten Jahren erlebt habe". "Da sind irgendwelche Synapsen nicht richtig verdrahtet bei dem Mann", sagte Steinbrück in der ARD-Sendung "Miosga".
"Willy Brandt kniete aus Demut vor der deutschen Geschichte. Söder kniet aus Selbstbesoffenheit", kommentierte Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang auf X.
Söder ging in einem "Tagesthemen"-Interview nun selbst die Kritiker an. "Ich finde es respektlos, eine Demutsgeste zu kritisieren", betonte er. Dies sei unangemessen gegenüber Millionen jüdischer Bürger in Deutschland, die genau das erwarten würden.
Söder wiederholt Antisemitismus-Vorwürfe gegen Claudia Roth
Er attackierte die "sehr linken Kommentatoren" und Claudia Roth, "die selbst erhebliche Probleme hat" mit Antisemitismus ("Sie erinnern sich"), wie Söder behauptete und auf die Debatte um Roths Umgang mit Antisemitismusvorwürfen nach der Berlinale anspielte.
Auch Kritik an seinem Bratwurst-Post wies Söder zurück. "Eine Reise besteht ja aus mehreren Aspekten." Neben einem historischen Teil und einer "Respektsbekundung" gebe es auch "eine gemeinsame Zeit".
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