Weitere Verschärfungen befürchtet

Nach Gerichtsurteil in USA: Zehnjährigem Vergewaltigungsopfer wird Abtreibung verwehrt

4.7.2022, 13:29 Uhr
Nachdem der Supreme Court in den USA das Recht auf Abtreibung gekippt hat, wurde nun ein Fall bekannt, den Kritiker bereits befürchtet hatten. Einer Zehnjährigen, die Opfer einer Vergewaltigung wurde, wurde der Schwangerschaftsabbruch verweigert.

© IMAGO/Paul Weaver, IMAGO/ZUMA Wire Nachdem der Supreme Court in den USA das Recht auf Abtreibung gekippt hat, wurde nun ein Fall bekannt, den Kritiker bereits befürchtet hatten. Einer Zehnjährigen, die Opfer einer Vergewaltigung wurde, wurde der Schwangerschaftsabbruch verweigert.

Einem zehnjährigen Mädchen, das nach einer Vergewaltigung schwanger wurde, wurde im US-Bundesstaat Ohio ein Schwangerschaftsabbruch verweigert. Das berichtet die Tageszeitung Indianapolis Star. In Ohio, wo das Mädchen lebt, steht eine Abtreibung seit der vieldiskutierten Entscheidung des Supreme Courts unter Strafe.

Fälle wie dieser waren von Kritikern des Urteils im Vorfeld bereits befürchtet worden. Vor etwa einer Woche kippte das Oberste Gericht in den USA das Urteil "Roe v. Wade", das knapp 50 Jahre galt. Durch die Aufhebung liegt die Entscheidung, Schwangerschaftsabbrüche zu verbieten, nun bei den Bundesstaaten. National und international traf dies auf harte Kritik. Auch US-Präsident Joe Biden distanzierte sich von dem Urteil.

Für die Zehnjährige konnte dennoch noch ein Ausweg gefunden werden: Ihr Arzt wandte sich an eine Frauenärztin im benachbarten Bundesstaat Indiana. Zwar konnte die Gynäkologin die Behandlung dort noch durchführen, dennoch befürchtet sie, dass in Indiana bald ähnliche Gesetze beschlossen werden könnten, wie es im Bericht der Indianapolis Star heißt.

Vermehrt Nachfrage in Indiana

Wie eine weitere Frauenärztin gegenüber der Zeitung berichtet, kommen seit dem Beschluss vermehrt Nachfragen nach Abtreibungen in Indiana an. Mediziner dort sehen eine "wahnsinnige Menge an Anfragen" aus Kentucky und Ohio, wie die Frauenärztin berichtet. Weiter sagt die Fachärztin, dass die Mediziner dort ihr Bestes geben, "um die Verfügbarkeit und den Zugang so lange wie möglich zu verbessern, wohl wissend, dass dies nur ein vorübergehender Zeitrahmen ist, in dem wir diese Hilfe anbieten können."

Ab dem Zeitpunkt, an dem bei dem Embryo eine Herztätigkeit nachgewiesen werden kann, ist die Abtreibung in Ohio mittlerweile illegal. Üblicherweise ist das nach sechs Wochen der Fall. Ausnahmen gibt es dabei nur, wenn eine lebensgefährliche Bedrohung durch die Schwangerschaft vorliegt - Opfer von Vergewaltigung gelten nicht als Ausnahme. Die volle Wirksamkeit dieses Gesetzes konnte der Bundesstaat erst durch die gefallene Entscheidung des Supreme Courts durchsetzen.

Das Weiße Haus will gegenwirken

In Indiana kann der Eingriff hingegen bis zur 22. Woche vorgenommen werden. Im Fall des zehnjährigen Mädchens bestand die Schwangerschaft den Aussagen ihrer Ärzte bereits für sechs Wochen und drei Tage. Doch auch in Indiana wird die Verschärfung des Abtreibungsrechts erwartet. Das Thema steht auf der Tagesordnung einer Generalversammlung in einer Sondersitzung, die Ende Juli zusammenkommen soll.

Im Weißen Haus wird indes daran gearbeitet, das Urteil des Obersten Gerichts überflüssig zu machen. Hierfür wäre ein landesweites Recht auf Abtreibung im US-Senat und demnach eine Mehrheit von 60 der 100 Sitze nötig, die derzeit noch nicht gewährleistet ist. Da im November Wahlen sind, wird das Thema wohl zum Wahlkampf dazugehören - und die Wahl womöglich sogar mitentscheiden.

1 Kommentar