Nach Landtagswahlen wird es ernst

Kampf ums Kanzleramt: Heißt es Merz gegen Scholz oder haben Söder und Pistorius noch Chancen?

Harald Baumer

Berlin-Korrespondent

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30.8.2024, 16:15 Uhr
Die Herren links und rechts könnten Kanzlerkandidat der Union werden. Michael Kretschmer (mitte) wäre zufrieden, wenn er sächsischer Ministerpräsident bleiben dürfte.

© IMAGO/Arvid Müller Die Herren links und rechts könnten Kanzlerkandidat der Union werden. Michael Kretschmer (mitte) wäre zufrieden, wenn er sächsischer Ministerpräsident bleiben dürfte.

Wie auch immer die Wahlen in Ostdeutschland ausgehen werden, eines dürfte jedenfalls relativ rasch auf sie folgen: die Kür des Kanzlerkandidaten der Union. So war es angekündigt und so muss es auch sein, denn der Wahlkampf muss ja auf den Mann an der Spitze zugeschnitten werden.

Wenn es bei den Umfragen bleibt, wird die CDU stärkste Kraft in Sachsen und hat in Thüringen trotz eines höchst bescheidenen Ergebnisses Chancen, nach langer Pause wieder den Ministerpräsidenten zu stellen. Friedrich Merz könnte danach in die Offensive gehen und seine Kandidatur erklären.

Beliebter, jünger, erfahrener

Markus Söder kann zwar auf bessere Beliebtheitswerte als Merz verweisen sowie darauf, dass er jünger ist und viel Regierungserfahrung hat. Aber gegen eine einigermaßen geschlossene CDU wird ihm das nichts helfen. Friedrich Merz ist kein Armin Laschet, der sich monatelang in aller Öffentlichkeit von Söder piesacken lässt. Er besitzt die Härte, seine Nominierung ganz schnell durchzuziehen.

Auf allzu viel Hilfe von dem mächtigen NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüstdarf Söder nicht hoffen. Ein Kanzler Merz hätte für Wüst den Reiz, dass er altersgemäß vielleicht nach einer Legislaturperiode Platz machen würde. Ein Kanzler Söder würde das bestimmt nicht tun.

In der Union scheint also die K-Frage so gut wie entschieden, wenn Friedrich Merz nicht noch unerwartete größere Pannen unterlaufen. Und in der SPD? Da gibt es die K-Frage offiziell gar nicht, denn man hat ja einen Kanzler und der hat erklärt, dass er weitermachen will.

Es bedürfte eines politischen Erdbebens, um an der Personalie Scholz noch einmal rütteln zu können. Würde die SPD aus zwei Landtagen fliegen oder die Fünf-Prozent-Hürde nur knapp schaffen, würde vier Wochen später das Stammland Brandenburg verloren gehen, könnte sich eine gewisse Dynamik gegen den Kanzler entwickeln.

Ein Kandidat stünde bereit. Verteidigungsminister Boris Pistorius kommt besser an bei den Menschen. Seine Auftritte sind verständlicher und emotionaler. Er könnte auch im bürgerlichen Lager auf Stimmenfang gehen. Wäre die SPD ein börsennotiertes Unternehmen, hätte sie den CEO Scholz auf Druck der Aktionäre längst gegen Pistorius ausgetauscht.

Wahl ohne Lieblingskandidaten

Mit hoher Wahrscheinlichkeit treten im Herbst 2025 Friedrich Merz und Olaf Scholz gegeneinander an - also kurioserweise kandidiert in beiden Lagern nicht der Umfragenliebling. Aber so ist das eben in unserem deutschen Parteiensystem. Da darf man innerparteiliche Befindlichkeiten, erworbene Verdienste (bei Scholz die gewonnene Wahl 2021, bei Merz die Konsolidierung der CDU) und das Senioritätsprinzip nicht unterschätzen. Für die Männer in der zweiten Reihe, also Söder und Pistorius, wäre es dann wohl endgültig vorbei mit dem wichtigsten Amt im Staate. Vor allem Markus Söder hätte sich als langjähriger Kanzlerkandidatenkandidat verbraucht.

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