Heftige Einschnitte sind unvermeidbar

Fünf Jahre Klimaproteste: Darum hat Greta Thunberg die besseren Argumente

Thomas Correll

Leben

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19.8.2023, 15:00 Uhr
Streitbar: Greta Thunberg wird bei Protesten in Malmö von der Polizei abgeführt.

© IMAGO/Andreas Hillergren/TT, IMAGO/TT Streitbar: Greta Thunberg wird bei Protesten in Malmö von der Polizei abgeführt.

Fünf Jahre ist es her, dass eine junge Schwedin sich mit gewissen Dingen nicht mehr abfinden wollte. Seitdem hat Greta Thunberg mehr für den Erhalt unseres Planeten getan als jeder Politiker. Das ist bitter. Seit fünf Jahren treiben Thunberg und die weltweit entstandenen Fridays-For-Future-Gruppen die Regierungen vor sich her. Oft mit erstaunlich vernünftigen Vorschlägen, die teilweise bereits umgesetzt werden. Leider macht es nicht wirklich den Eindruck, als könnte Deutschland seine selbst gesetzten, halbwegs akzeptablen Klimaziele tatsächlich erreichen. Auch das ist bitter.

Der Klimawandel gefährdet den sozialen Frieden

Sahra Wagenknecht, die AfD, aber auch Politiker gemäßigterer Parteien sehen bei zu viel Klimaschutz den sozialen Frieden gefährdet. Sie liegen falsch. Gestiegene Preise können in einem reichen Land durch höheren Mindestlohn, höhere Sozialhilfe, mehr Umverteilung halbwegs abgefangen werden. Die Unbewohnbarkeit großer Teile der Erde, Kriege um Wasserzugang und andere begrenzte Rohstoffe, die daraus resultierenden Flüchtlingsströme, Extremwetterereignisse, die Menschen ihre Behausung und/oder Lebensgrundlage nehmen - das gefährdet den sozialen Frieden. Am Donnerstagabend stand Nürnberg unter Wasser. Ein weiterer, nicht gerade dezenter Hinweis darauf, dass auch in unseren Breitengraden das Leben zunehmend unwirtlicher wird.

Beharrlich: Greta Thunberg protestiert im Schnee während des Weltwirtschaftsforums 2019 im schweizerischen Davos.

Beharrlich: Greta Thunberg protestiert im Schnee während des Weltwirtschaftsforums 2019 im schweizerischen Davos. © Fabrice COFFRINI / AFP

Dass die "Letzte Generation" am Morgen nach dem Unwetter weiter blockiert hat, obwohl die halbe Stadt in Noteinsätzen gebunden war, ist nicht zu rechtfertigen. Aber: In den radikal auftretenden Klimaaktivisten haben das bequeme Wahlvolk und seine Vertreter einen hervorragenden Sündenbock gefunden. Solange man auf deren Methoden herumhacken kann, muss man nicht über das eigentliche Thema nachdenken. Dasselbe gilt für die Person Greta Thunberg. Als ob ein Teenager selbst ein klima-technisch makelloses Leben führen müsste, um vernünftige Forderungen an die Politik stellen zu dürfen.

Heftige Einschnitte stehen bevor - so oder so

Gerne wird auch betont, dass in Deutschland allein das weltweite Problem nicht gelöst werden kann. Das ist ein irrelevantes Argument. Es gibt derzeit nichts, was den Planeten derart bedroht wie der Klimawandel. Es ist völlig egal, wer wo damit anfängt, etwas dagegen zu tun. Entscheidend ist nur, dass es jemand tut. Wir können es uns nicht leisten, zu warten und uns mit anderen Ländern zu vergleichen. Wir können uns nicht international für saubere Technologien oder nachhaltiges Wirtschaften einsetzen, wenn wir nicht mit gutem Beispiel vorangehen. Die deutsche Wirtschaft wird durch eine massive Destabilisierung der Welt mehr Schaden nehmen als von vergleichsweise scharfen Umweltvorgaben.

Es läuft natürlich darauf hinaus, dass heftige Einschnitte in den deutschen, in den westlichen Lebensstandard notwendig sind. Das ist schlimm - nur ist die Alternative schlimmer. "Hört auf die Wissenschaft", sagt Greta Thunberg. Wir sollten auf sie hören.

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