Dubiose Handlungen als Bosnien-Beauftragter

„Der fränkische Trottel-Prophet“: Böhmermann knöpft sich Fürther CSU-Politiker vor

Markus Maisel

Online-Redaktion

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19.2.2023, 10:34 Uhr
„Der fränkische Trottel-Prophet“: Böhmermann knöpft sich Fürther CSU-Politiker vor

© Montage: nordbayern.de „Der fränkische Trottel-Prophet“: Böhmermann knöpft sich Fürther CSU-Politiker vor

Aserbaidschan-Affäre, Maskendeals, ein verbittertes Machtduell zwischen Markus Söder und Armin Laschet um die K-Frage 2021 und das Mautdesaster des Bundesverkehrsministers Andreas Scheuer: Die vergangenen Jahre haben immer wieder neue Schrammen am Ansehen der CSU hinterlassen. Bei der Bundestagswahl 2021 holte die Partei ein historisch schlechtes Ergebnis von 36,9 Prozent.

Ein Kritikpunkt: Der CSU werden seit längerem Sympathien zu internationalen Autokraten nachgesagt. 2018 feierte die Partei den Wahlsieg des Rechtspopulisten Viktor Orban in Ungarn. Manfred Weber, Fraktionsvorsitzender der Konservativen im Europäischen Parlament, sprach sich vor kurzem für eine Kooperation mit der italienischen Faschistin Giorgia Meloni aus.

Hoher Repräsentant seit Mai 2021

Nun müssen sich die Christsozialen erneut mit pikanten Anschuldigungen hinsichtlich dubioser Beziehungen auseinandersetzen - wegen des zweifelhaften außenpolitischen Engagements eines Fürther Politikers: In seiner Investigativ-Latenight-Show "ZDF Magazin Royale" knöpfte sich Satiriker Jan Böhmermann den Fürther CSU-Politiker Christian Schmidt vor.

Worum es konkret geht: Schmidts Engagement als Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina. Nach dem Ende des Krieges im Jahr 1995 wurde das Amt im Dayton-Vertrag erstmals festgehalten. In der Funktion soll Schmidt seit Mai 2021 aktiv dazu beitragen, den Frieden im Balkan-Staat zu erhalten. Doch mit seinem Engagement tut der Fürther aus der Sicht Böhmermanns vor allem eines: Die Demokratie des Landes gefährden.

In seinen knapp zwei Jahren als Hoher Repräsentant habe sich Schmidt bereits zwielichtige Freunde gemacht. Kurz nach Beginn seiner Amtszeit soll er sich mit dem kroatischen Nationalisen Dragan Čović getroffen haben. Dieser hat im Krieg Zwangsarbeiter eingesetzt. Als der serbische Präsident Aleksandar Vučić seinen Sohn, Danilo Vučić, zu einer serbisch-nationalistischen Parade in Bosnien und Herzegowina schickte, erzürnte sich Schmidt nicht über die Anwesenheit des Präsidentensohnes - sondern über die Tatsache, dass die bosnischen Medien über jenen Vorfall berichteten.

„Der fränkische Trottel-Prophet, der uns in Bosnien blamiert“

Böhmermann machte sich über Schmidt lustig, indem er eine eigens angefertigte Action-Puppe Schmidts mit dem Namen "Bonn Powers" zeigte. Anstatt Frieden und Diplomatie in den Balkan-Staat zu bringen, stärke die Action-Puppe Nationalisten und gefährde den Frieden. Schmidt? Das sei „der fränkische Trottel-Prophet, der uns in Bosnien blamiert".

Wahlgesetzänderung am Wahltag

In seiner Rolle soll Schmidt immer wieder die serbischen und kroatischen Minderheiten bevorzugen: Ein pikantes Detail: Als Hoher Repräsentant stehen dem Fürther eine Menge Kompetenzen zu: Zum Beispiel kann er ohne Parlament Wahlgesetzänderungen durchsetzen.

Von dieser Kompetenz machte er bei den Wahlen in Bosnien und Herzegowina 2022 Gebrauch: Ausgerechnet zum Zeitpunkt, als die Wahllokale ihre Pforten schlossen, erließ Schmidt Dekrete, die das Wahlsystem rückwirkend änderten. Was die Änderung bedeutet? "Dank Christian Schmidt ist die Stimme eines Kroatens viermal so viel wert, wie die eines Bosniaken. Und die Stimme eines Serben ist jetzt zehnmal so viel wert wie die eines Bosniaken." Nur dank der Änderung habe sich die Partei des kroatischen Nationalisten Dragan Čović in der Regierung halten können.

Weitere Steilvorlagen

Nicht nur durch die Tätigkeiten seines aktuellen Amtes sorgte Schmidt für die ein oder andere Steilvorlage für Böhmermann. So wird gezeigt, dass Schmidt 2007 - damals als Staatssekretär im Verteidigungsministerium tätig - den Nazi-Piloten Werner Mölders wieder hoffähig machen wollte.

Auf die Aussage, dass Mölders keine braunen Flecken auf seiner Weste gehabt habe, antwortete Böhmermann mit den Worten: "Exakt. Werner Mölders hatte keine braunen Flecken gehabt - er hatte einfach nur eine braune Weste an."

Ebenfalls Stoff für Kritik: Die Glyphosphat-Affäre. Im November 2017 machte Schmidt im Alleingang den Weg dafür frei, dass das Unkrautgift Glyphosat in der EU weiter eingesetzt werden darf.

Auch Schmidts Dialekt und sein Ausraster bei einem Pressetermin im EU-Parlament fanden Platz in Böhmermanns Sendung. Immer wieder persiflierte der Satiriker den Politiker, indem er breit fränkelte. Auch wenn der Dialekt nicht immer makellos sitzt: Mit seiner Sendung dürfte Böhmermann im politischen Franken für eine Menge Gesprächsstoff sorgen.