Mensch der Woche
Nürnberger gießt als Wässerpate 80 Bäume im Stadtgebiet
18.7.2021, 06:00 UhrWässerpaten gießen im Auftrag der Stadt Straßenbäume. 150 gibt es derzeit von ihnen. Gerd Schlestein versorgt in seinem Stadtviertel rund 80 Bäume wenn es heiß und trocken ist. „Ohne Bewässerung würden die Bäume vertrocknen“, sagt Gerd Schlestein. Vor allem Exemplare mit kleinen Baumscheiben und in Parklücken leiden enorm.
Der Nürnberger ist seit vielen Jahren als Imker in der Initiative für die Biene und im Arbeitskreis Netzwerk Blühende Landschaft des Bund Naturschutz engagiert. Darüber hinaus versorgt seit gut zwei Jahren ehrenamtlich den Menschenrechtsbaum für Bahareh Hedayat und Abdolfattah Soltani. Außerdem gießt er im Rahmen eines Pilotprojekts seit diesem Jahr rund 80 Jungbäume in einem Grünzug zwischen Worzeldorf und Herpersdorf.
Rund 200 Liter alle drei Tage lässt der Nürnberger den Pflanzen zukommen. Mit dem „kleinen Besteck“, das jeder Wässerpate vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) kostenlos zur Verfügung gestellt bekommt, schafft er das freilich nicht. Deshalb nutzt er Geräte mit größeren Kapazitäten. Für Fotograf und Reporterin zeigt er aber, wie die Ehrenamtlichen, die weniger Bäume versorgen, ans kühle Nass kommen.
Wasser aus dem Hydranten
Dieses beziehen die freiwilligen Gießer kostenlos über Hydranten aus dem Netz der N-Ergie. Wichtig ist neben einem handelsüblichen Gartenschlauch der rot lackierte Hydrantenschlüssel, mit dem sich die Feuerwehrhydranten, die überall in der Stadt stehen, öffnen lassen. Dazu braucht man allerdings etwas Kraft. „Ein Kind schafft das nicht“, sagt Schlestein.
Bevor er aufdreht, schraubt er auf den Auslass ein Reduzierstück. Und auf dieses setzt er wiederum ein Einwegventil mit Wasseruhr, einen sogenannten Systemtrenner. „Die Hydranten sind ans Nürnberger Trinkwassernetz angeschlossen. Mit dem Systemtrenner wird verhindert, dass verunreinigtes Wasser aus dem Schlauch zurück ins Netz fließt“, erklärt der erfahrene Wasserpate. Nun schließt er noch einen Schlauch an und öffnet dann den Hydranten. Wasser marsch!
Schulung und Erklärvideos
Wenn man ein paar Grundregeln beachte, sei die Installation nach Einschätzung des Wässerpaten gar nicht so schwer. Für Neulinge gebe es einen Schulungstermin und zusätzlich ein Youtube-Video. Auch der Zeitaufwand sei überschaubar: Für die „Rüstzeit“, also den Auf- und Abbau der Technik rechnet Schlestein mit insgesamt maximal 30 Minuten. Pro Baum dauert der reine Bewässerungsvorgang dann etwa zehn Minuten.
Wenn die Schlauchtrommel von der Länge her nicht ausreicht, kann man sich mit einer Schubkarre und einem großen Wassersack, der rund 80 Liter fasst, behelfen, so sein Tipp. Auf diese Weise hat der Worzeldorfer bisher den Menschenrechtsbaum mit kühlem Nass versorgt.
Um seine 80 neuen „Schützlinge“ zu versorgen, investiert der Worzeldorfer einige Stunden pro Woche in den Sommermonaten. Er rückt dabei freilich mit schwererem Gerät an: Sein Systemtrenner hat mit zwei Zoll ein deutlich größeres Ventil, als das Material, das Sör üblicherweise ausgibt. Es wurde ihm vom Umweltreferat zur Verfügung gestellt. Außerdem nutzt Schlestein einen dickeren Schlauch, der dem Wasserdruck aus dem großen Ventil gewachsen ist. Mit dieser Technik füllt er einen 500-Liter-Tank, der auf einem Elektrotransporter befestigt ist. Mit diesem improvisierten Tankwagen kann er die Bäume in der Grünanlage anfahren.
Elektrotransporter ideal für Umweltinitiativen
Der Einsatz von Elektrotransportern, die gebraucht schon für ein paar Tausend Euro zu haben sind, ist seiner Ansicht nach für die verschiedenen Umweltinitiativen im Stadtgebiet ideal. Nicht nur Wasser, sondern auch Material wie Hackschnitzel, Erde oder Pflanzen können so umweltfreundlich transportiert werden.
Blühstreifen statt monotonem Rasen
Neben der Baumbewässerung engagiert sich Schlestein mit seinem Arbeitskreis Netzwerk Blühende Landschaft auch für mehr Artenvielfalt in der Stadt. In Kooperation mit der Stadt hat die Gruppe die Anlage im Nürnberger Süden in einen Blühstreifen verwandelt. Statt monotoner Rasenflächen wachsen hier jetzt Blumen und Gräser, Insektenhotels und Totholzhaufen bieten Insekten und Kleintieren Unterschlupf. Bienen, Hummeln, Schmetterlinge, Grashüpfer und andere Insekten nehmen das Angebot gerne an, berichtet der Nürnberger.
Beton heizt sich auf, Bäume kühlen
Das üppige Grün ist nicht nur für die Tierwelt gut. Auch die Menschen vor Ort profitieren in den immer wärmer werdenden Sommern: „Beton heizt sich auf und speichert die Hitze. Blühflächen und Bäume kühlen“, erklärt Gerd Schlestein.
Weitere Infos zur Wässerpatenschaft.
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