Sechs Neuzugänge beim "Goldenen Ring"

Nürnberg und sein olympischer Traum

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

E-Mail zur Autorenseite

29.3.2022, 09:33 Uhr
Feiern, bis die Bogensehne reißt: Charline Schwarz vergangenes Jahr in Tokio.

© Swen Pförtner, dpa Feiern, bis die Bogensehne reißt: Charline Schwarz vergangenes Jahr in Tokio.

Nach den Olympischen Spielen ist vor den Olympischen Spielen. Auf Tokio 2020, mit einem Jahr Verspätung ausgetragen, folgt Paris 2024. Mit einer wahrscheinlich bestmöglich vorbereiteten Charline Schwarz.

Der größte Tag ihrer bisherigen Karriere ist jetzt auch schon wieder acht Monate her. Mit der Mannschaft hatte die 21-Jährige im Recurve-Wettbewerb Bronze gewonnen in Japan und wäre nach Lisa Unruhs letztem Versuch aus 70 Metern Entfernung fast ausgeflippt. Eine Zehn. Schwarz fiel ihren beiden Kolleginnen um den Hals, sie tanzten ausgelassen – bis Schwarz‘ Bogensehne riss.

Die Feuchterin hat sich damit bereits in jungen Jahren einen lang gehegten Traum erfüllt. „Ich bin auf dem Bogenplatz aufgewachsen und als kleines Kind über den Platz gelaufen und hab‘ erzählt, ich will eine Medaille bei Olympia gewinnen“, sagte Schwarz später in der ARD-„Sportschau“: „Es ist krass, dass ich das jetzt schon erreicht habe.“

"Echte Underdog-Story"

Nicht nur beim „Goldenen Ring“, der Nürnbergs größte Talente in der Vorbereitung auf Olympische Spiele finanziell untersützt, sind sie überzeugt, dass Schwarz noch mehr erreichen kann. 14 Stipendien, darunter sechs neue, sind dank finanzieller Unterstützung der Sparkasse Nürnberg, der alpha Gruppe, von Lebkuchen Schmidt, Rödl & Partner und ipp unlängst vergeben worden, eines an: Charline Schwarz.

„Mit einer echten Underdog-Story“, wie der „Goldene Ring“ in einer Pressemitteilung schreibt, habe sich Schwarz letztlich auch für den regionalen Förderkader qualifiziert, „sensationell“ sei ihr Auftritt gar gewesen. Der letztlich den achtköpfigen Expertenbeirat bewog, die strengen Förderkriterien in ihrem Fall etwas weiter auszulegen.

Schwarz kommt aus Feucht und schießt seit 2005 für die dortigen Bogenschützen Feucht. Eigentlich müsste, um vom „Goldenen Ring“ nominiert zu werden, Nürnberg der Trainingsmittelpunkt sein; bei der 21-Jährigen, die mit der Spitzensportgruppe der Polizei meistens in Berlin übt, macht man aber eine Ausnahme. Der sportlichen Perspektive wegen.

Anfang März 2022 wurde Schwarz Deutsche Vizemeisterin in der Halle – und darf sich jetzt auch noch über eine monatliche Förderung freuen. Um eines ihrer nächsten großen Ziele, eine Medaille bei den Olympischen Spielen in Paris, entspannt angehen zu können.

Nürnberger Eigengewächs

„Gänsehaut pur, ein Kribbeln im ganzen Körper“ habe sie gespürt, als es in Tokio geschafft war. Und hat wahrscheinlich auch der Ringer Hannes Wagner gespürt, als er 2020 und 2021 bei der EM die Bronze-Medaille in der Klasse bis 82 Kilogramm, nunja, erringen konnte. Der gebürtige Lichtenfelsener tritt im griechisch-römischen Stil für den AC aus seiner Heimatstadt an und ist jetzt, um in Paris bessere Erfolgsaussichten zu haben, in die Gewichtsklasse bis 87 Kilogramm gewechselt. Weil sein Haupteinsatzort die Polizeidienststelle in Nürnberg ist, trainiert er regelmäßig mit Roland Schwarz am Landesstützpunkt beim SV Johannis 07.

Auch Wagner darf sich nun Mitglied im Förderkader des „Goldenen Rings“ nennen, ebenso wie der Triathlet Jonas Schomburg, aktuell die Nummer zwölf der Weltrangliste und damit der am besten platzierte Deutsche. Im Olympischen Einzelrennen 2021 belegte Schomburg nach einem Sturz Rang 38, im Mixed Team Relay mit Anabel Knoll sprang immerhin Rang sechs heraus.

Am Bundesstützpunkt in Nürnberg findet er ideale Trainingsbedingungen vor, an dem auch die drei neuen Taekwondo-Stipendiaten auf ein noch höheres Niveau kommen wollen: Ela Aydin (bis 49 kg), Iordanis Konstantinidis (bis 63 kg) und das Nürnberger Eigengewächs Anya Kisskalt (bis 49 kg) haben noch einiges vor. Vielleicht ja schon bei den Olympischen Spielen in Paris 2024.

Keine Kommentare