"Wunder_kundig": Pfarrer aus Nürnberg und Ansbach starten Podcast

17.3.2021, 16:59 Uhr
Sie sind beide Pfarrer und haben in Hongkong an einem Theologischen Seminar gelehrt. Nun machen der Nürnberger Simon Wiesgickl (rechts) und der in Ansbach aufgewachsene Sung Kim den Podcast "Wunder_kundig", der zu jedem 12. des Monats erscheint.

© Mission Eine Welt Sie sind beide Pfarrer und haben in Hongkong an einem Theologischen Seminar gelehrt. Nun machen der Nürnberger Simon Wiesgickl (rechts) und der in Ansbach aufgewachsene Sung Kim den Podcast "Wunder_kundig", der zu jedem 12. des Monats erscheint.

Herr Wiesgickl, Sie haben einige Monate in Hongkong gelehrt und gelebt. Womit hat sie die dortige Bevölkerung am meisten überrascht?

Simon Wiesgickl: Sie wandern sehr gerne und sind unheimlich gerne draußen in der Natur. Das hatte ich nicht auf dem Schirm, wenn ich an Hongkong oder asiatische Länder gedacht habe.

Warum sind Sie im Oktober 2019 nach Hongkong gegangen?

Wiesgickl: Nachdem ich das Vikariat, also die praktische Ausbildung zum Pfarrer, fertig gemacht habe, habe ich mich bei Mission Eine Welt beworben, dem Partnerschaftswerk innerhalb der bayerischen Landeskirche, das in den unterschiedlichsten Ländern Stellen hat. Dorthin entsendet es nicht nur Pfarrerinnen und Pfarrer, sondern ganz unterschiedliche Berufsgruppen. Und da war eine Stelle in Hongkong frei als Dozent am Theologischen Seminar. Die Stellenausschreibung, aber auch die Stadt und die Perspektiven haben mich gleich sehr begeistert.

Simon Wiesgickl, 34, ist in Heidelberg als Simon Tielesch geboren. Er hat in Erlangen, Tübingen und Madurai (Südindien) Theologie studiert. Seine praktische Ausbildung zum Pfarrer erfolgte von 2016 bis 2019 in der Nürnberger Südstadt. Von 2019 bis 2021 hat er im Auftrag von Mission Eine Welt an einer theologischen Universität in Hongkong unterrichtet. Seit März 2021 ist er Pfarrer an der Passionskirche in Langwasser. Wiesgickl ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Simon Wiesgickl, 34, ist in Heidelberg als Simon Tielesch geboren. Er hat in Erlangen, Tübingen und Madurai (Südindien) Theologie studiert. Seine praktische Ausbildung zum Pfarrer erfolgte von 2016 bis 2019 in der Nürnberger Südstadt. Von 2019 bis 2021 hat er im Auftrag von Mission Eine Welt an einer theologischen Universität in Hongkong unterrichtet. Seit März 2021 ist er Pfarrer an der Passionskirche in Langwasser. Wiesgickl ist verheiratet und hat zwei Töchter. © Mission Eine Welt

Wie sahen Ihre Aufgaben dort konkret aus?

Wiesgickl: Ich war nicht nur für die angehenden Pfarrerinnen und Pfarrer aus Hongkong zuständig, sondern aus dem ganzen südostasiatischen Bereich - also aus Myanmar, Thailand, Laos und Kambodscha. Diese Vielfalt an Kulturen und unterschiedlichen Prägungen haben mich direkt interessiert. Auf der einen Seite war es wissenschaftlich und ich habe Kurse gegeben, auf der anderen Seite war ich aber auch so etwas wie ein Studentenpfarrer und habe die Studenten begleitet, die fernab der Heimat in Hongkong in einer ganz fremden Stadt studiert haben. Sie habe ich mit ihren Sorgen, Nöten und Freuden begleitet.

Enorme Hilfsbereitschaft

Zu dem Zeitpunkt hat Corona in Deutschland noch keine große Rolle gespielt, in Hongkong ging es aber schon richtig los. Sie haben dort eine große Hilfsbereitschaft erlebt. Wie sah die aus?

Wiesgickl: Das war wirklich das, was meine Frau und mich begeistert hat. Wir hatten vorher wenige Vorstellungen von Hongkong und davon, was uns dort erwartet in Bezug auf unsere Nachbarn und die Leute, die man dort kennenlernt. Alle waren den Neuankömmlingen gegenüber von Anfang an sehr offen und hilfsbereit. Als Corona ein Thema wurde, haben sie uns Masken geschenkt, obwohl die eine absolute Mangelware waren. Meine Frau hat mit den Nachbarn Plätzchen gebacken. Die Nachbarn waren sehr interessiert an dem deutschen Brauch. Gleichzeitig haben sie uns für die Kinder Kostüme fürs chinesische Neujahrsfest geliehen, damit sie im Kindergarten so tolle rote Glitzerkleider anziehen konnten. Das hat meine Töchter natürlich sehr gefreut.

Was zeichnete Ihre Lebensweise in Hongkong aus?

Wiesgickl: Mein Seminar war ein Schmelztiegel aus unterschiedlichen Kulturen. Es lebte von der chinesischen Kultur ebenso wie von Studierenden aus Myanmar und Thailand, die auch unterschiedlich religiös geprägt sind. Es gab also chinesische religiöse Traditionen, Myanmar und Thailand wiederum sind buddhistische Länder. Wir konnten feststellen, wie die unterschiedlichen Herangehensweisen, die Welt zu verstehen, sich vermischt haben. Auf den ersten Blick war vieles ganz fremdartig, auf den zweiten hatte es aber auch ganz viel mit uns selbst zu tun. Daher lautet der Titel des Podcasts auch "Wunder_kundig", weil man sich erst wundert und dann vielleicht doch feststellt, dass manches ganz ähnlich ist wie zu Hause oder in unserer Kultur. Manches kann man doch gut nachvollziehen.

Faszinierendes weitergeben

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Podcast zu starten? Welche sind die zentralen Themen und inwieweit spielt auch die Politik eine Rolle?

Wiesgickl: Die Idee kam im Sommer letzten Jahres, als mein Kollege Sung Kim, der vier Jahre am selben Seminar war, wieder zurückgekommen ist. Wir haben festgestellt, dass uns ganz ähnliche Dinge begeistert haben wie zum Beispiel der Austausch mit den Studierenden, und dass wir viel von ihren Vorstellungen, Traditionen und Ideen erfahren haben. Wir wollten das, was uns fasziniert und begeistert hat, teilen und glauben, dass es auch für andere interessant sein könnte.

Das Internet wird von neuen Podcasts momentan ja regelrecht überschwemmt. Warum sollte man sich gerade Ihren anhören?

Wiesgickl: Weil wir mit einem neugierigen Blick auf die Welt schauen, wunderbare Dinge entdecken und mit Humor Stimmen aus aller Welt Gehör verschaffen. Wir haben noch Kontakt zu vielen Studierenden. Da Mission Eine Welt mit der ganzen Welt verbunden ist, hielten wir es für eine gute Möglichkeit, immer wieder ein Thema aufzugreifen, dem wir uns persönlich, aber auch mit Originalstimmen aus dem spezifischen Kontext annähern und Zusammenhänge aufzeigen. Dazu liefern wir Hintergründe, um die Themen verstehen und einordnen zu können.

Die Lage ist politisch weiterhin sehr angespannt. Inwiefern wollen sie das thematisieren?

Wiesgickl: Wir haben uns in unserem Podcast bis jetzt noch nicht mit hochpolitischen Themen auseinandergesetzt - weder in Bezug auf Hongkong noch auf Myanmar, wo es gerade auch politisch sehr turbulent ist -, sondern eher mit kulturellen und philosophischen Fragen. Wir klammern kein Thema aus, haben uns aber erst einmal das vorgenommen, was uns nachhaltig beeindruckt hat und uns im Gedächtnis geblieben ist. Das sind oftmals eher kleinere kulturelle Beobachtungen, die man gar nicht so auf dem Schirm hat, wenn man von Deutschland aus dorthin schaut. Wir wollen uns jetzt aber nicht nur auf Hongkong konzentrieren, sondern auch viele interkulturelle Erfahrungen mit einfließen lassen. Sung Kim ist in Seoul geboren, hat südkoreanische Eltern. Er ist in Ansbach aufgewachsen und hat in Tübingen, Berlin und Jerusalem Theologie studiert. Wir sind also nicht auf den Kontext Hongkong festgelegt.

Fernweh kommt auf

Wann gibt es den Podcast zu hören?

Wiesgickl: An jedem 12. des Monats soll eine neue Folge erscheinen. Es ist uns wichtig, dass wir bei unserem Podcast nicht nur über das Christentum berichten, sondern immer einen interreligiösen Blick haben. In der ersten Folge sind wir auf das chinesische Neujahrsfest eingegangen. In der zweiten geht es um Namenstraditionen in Indien, also auch um Hinduismus. Sung Kim und mich hat vor allem dieses Selbstverständnis als Nachbarn in Hongkong beeindruckt, also die Begegnung und Wertschätzung der unterschiedlichen Religionen in der Nachbarschaft. Vom Seminar blickt man direkt auf den buddhistischen Tempel. Das veranschaulicht das Konzept von Nachbarschaft ganz plastisch.

Wenn Sie jetzt wieder über Hongkong und ferne Länder sprechen: Juckt es Sie da, möglichst bald wieder dorthin zu reisen und sich vor Ort umzuschauen?

Wiesgickl: Ja, definitiv. Es gibt noch viel, was ich dort sehen und auch kennenlernen möchte. In Myanmar war ich zum Beispiel noch nicht. Ich habe aber viel Studenten betreut, die von dort kommen, und mit ihnen ein enges Verhältnis aufgebaut. Sie würde ich sehr gerne besuchen. Natürlich aber auch Hongkong, weil das einfach eine Stadt ist, die einen fesselt, wenn man mal länger dort war. Sie lässt einen nicht so leicht wieder los.

Den Podcast finden Sie unter https://podcast.mission-einewelt.de

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