Fall 1 von "Freude für alle"
Während des Interviews klappt Laura aus Erlangen zusammen: Eine Hündin hätte sie vorwarnen können
9.11.2024, 17:00 UhrDie 20-jährige Laura T. (Name geändert) tollt mit ihrer fünf Monate alten Hündin in einem Park herum. Es ist ein sonniger Herbsttag. "Gaia, hier", sagt Laura noch. Dann wirkt sie für eine Sekunde wie versteinert - und fällt ohne Vorwarnung um. Regungslos bleibt sie auf der Wiese liegen.
Laura hat eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung, begleitet von dissoziativen Krampfanfällen. Heißt: Sie klappt von einem Moment auf den anderen zusammen. Das kann sehr gefährlich sein. Man stelle sich vor, Laura wäre soeben nicht auf eine Wiese, sondern auf harten Asphalt geknallt.
Einmal, hatte sie zuvor erzählt, sei es auf einem Steg passiert. Sie sei ins Wasser gefallen, habe gerettet werden können, aber habe mehrere Tage lang im Krankenhaus behandelt werden müssen. Heute auf der Wiese braucht Laura nur einen kurzen Moment, bis sie wieder voll da ist und das Interview fortsetzen kann.
Auf Hündin Gaia ruhen große Hoffnungen
Zwischendurch ist Gaia herbeigeeilt, sie schleckt an Lauras Hals. Auf der Hündin ruhen große Hoffnungen: Sie soll so ausgebildet werden, dass sie die 20-Jährige vor ihren Krampfanfällen warnen kann. Bislang bemerkt Laura diese bestenfalls eine Sekunde zuvor. Mit Gaia könnten es bis zu zehn Minuten sein.
Für Laura wäre das eine extrem wertvolle Vorwarnzeit. Sie könnte sich aus Gruppen zurückziehen, von gefährlichen Orten entfernen oder einfach nur hinsetzen. Sie könnte endlich ein Notfallmedikament nehmen, noch vor einem Zusammenbruch. Und Hündin Gaia könnte sogar lernen, einen Knopf zu drücken, um Hilfe zu rufen.
Wie ist es möglich, dass ein Tier Minuten vor einem Menschen dessen bevorstehenden Zusammenbruch erkennt? Über Botenstoffe, erklärt Hundetrainer Oliver Ludwig, die jeder Mensch ausschüttet. Steht Laura ein Krampfanfall bevor, soll Gaia das zukünftig riechen können und zum Beispiel an ihr hochspringen, um es ihr mitzuteilen. Ob es dieses Warnzeichen oder ein anderes sein wird, ist noch nicht entschieden.
Krankenkassen und Jugendamt zahlen nichts
Denn da wäre noch ein Problem: Rund 30.000 Euro wird es kosten, Gaia zur PSB-Assistenzhündin sowie Warn- und Anzeige-Asisstenzhündin auszubilden (so die offiziellen Bezeichnungen, PSB steht für "psychosoziale Beeinträchtigungen"). Laura kann sich das unmöglich leisten. Aber sie hat es sich in den Kopf gesetzt. "Der Wille hat sich gefestigt, dass ich das echt will", sagt die 20-Jährige.
Wegen ihrer psychischen Erkrankung ist Laura derzeit arbeitsunfähig. Sie lebt im Betreuten Wohnen in Erlangen. "Meine Eltern werden ihren Notgroschen spenden", sagt sie. Trotzdem wird es nicht reichen. Auch, weil weder Krankenkasse noch Jugendamt sich an den Kosten beteiligen, wie die für Laura zuständige Sozialpädagogin sagt.
Ein Teil der 30.000 Euro geht zunächst für eine Grundausbildung drauf, um Gaia gehorsam zu machen. Frühestens wenn sie 15 Monate alt ist, kann mit der eigentlichen Ausbildung zur Assistenzhündin begonnen werden.
Laura aus Erlangen: "Ich sehe nicht wie jemand aus, der umkippen kann"
Schon jetzt übt Laura mit Gaia und Hundetrainer Ludwig. Er ist voller Lob für die 20-Jährige: "Das Nonverbale macht sie richtig gut." Ähnlich äußert sich die Sozialpädagogin: "Laura legt großen Wert drauf, alles richtig zu machen."
Der jungen Frau ist es wichtig zu betonen, dass nicht jede Behinderung sichtbar sei. "Behinderungen können jedem passieren", argumentiert sie. Abgesehen von einem auffälligen Notfalltäschchen am Gürtel gibt es nichts, was auf ihre Krankheit hinweist. "Ich sehe nicht wie jemand aus, der umkippen kann", sagt Laura. Trotzdem sind ihre Krampfanfälle besonders gefährlich.
Die Weihnachtsaktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (VNP) möchte Laura wenigstens einen Teil der sehr teuren Assistenzhund-Ausbildung finanzieren. Damit Gaia sie zukünftig warnen kann, bitten wir um Spenden - und danken allen Unterstützerinnen und Unterstützern.
So können Sie spenden
Die Spendenaktion „Freude für alle“ des Verlags Nürnberger Presse (VNP) unterstützt seit über 50 Jahren bedürftige Alleinstehende und Familien in unserer Region. Dafür stellen wir in der Vorweihnachtszeit beispielhafte Einzelschicksale vor. Helfen auch Sie mit einer Spende!
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Spendenquittungen stellen wir ab 300 Euro aus, bitte hierfür die vollständige Adresse hinterlassen.
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Weitere Informationen zum Datenschutz und Antworten auf häufige Fragen zu unserer Weihnachtsaktion „Freude für alle“ finden Sie unter www.vnp.de/ffa
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