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Mehr Online-Service
So kommt die Stadtbibliothek Nürnberg durch die Pandemie
Kreativ sein und neue Angebote entwickeln: Das ist seit Corona das Gebot der Stunde und gilt auch für die Stadtbibliothek. Was ist im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben gerade machbar? Diese Frage haben sich Elisabeth Sträter und ihr Team immer wieder gestellt. Und so konnten Kunden die Bücher und Co. im Lockdown online oder per Telefon bestellen – und die Medien wurden dann geliefert. Zeitweise konnte man sich auch Bücher reservieren, die dann vor Ort zusammengestellt und abgeholt werden konnten. Neue Kunden konnten sich zudem online anmelden, außerdem wurde das Bezahlverfahren optimiert.
Doch die Umstellung ist durchaus auch ein Kraftakt. Dankbar ist die kommunale Einrichtung für eine Förderung von 80 000 Euro beim Programm "Neustart Kultur" der Bundesregierung: Das Geld wird in Technik und in Mitarbeiterschulungen zum Thema Digitalisierung investiert.
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Und natürlich hat die Stadtbibliothek harte Zeiten hinter sich. Im Jahr 2019 – also vor der Pandemie – verzeichnete man gut 1,9 Millionen Entleihungen, 2021 waren es dagegen nur noch 1,4 Millionen Entleihungen. Dieser Rückgang entspricht dem bundesweiten Trend. "Ich habe da kein schlechtes Gefühl", sagt die Chefin.
Die Leselust ist allerdings immer noch da. So berichtet Sträter: "Die Kunden waren zwar vorsichtiger und kamen seltener, doch sie haben mehr mitgenommen." Im Jahr 2019 wurden pro Besuch durchschnittlich zwei Medien ausgeliehen, 2021 waren es dagegen im Durchschnitt vier Medien – also doppelt so viel.
Wenig überraschend ist der Boom der "Onleihe": So wurden 2019 rund 226 000 E-Books, E-Audios oder E-Videos entliehen, im Corona-Jahr 2021 waren es 289 000 digitale Medien. Jeder fünfte Kunde nutzt das Online-Angebot, das laufend ausgebaut wird. Seit 2020 stehen 7000 – auch fremdsprachige – Zeitungen, Magazine und Zeitschriften digital zur Verfügung. Doch nicht jeder Bestseller, den Elisabeth Sträter gerne den Kunden zur Verfügung stellen möchte, ist in digitaler Form vorhanden. Die Einrichtung kann nicht nach eigenem Belieben E-Books verleihen: Die Verlage entscheiden, ob Büchereien E-Books verleihen dürfen. Mit diesem Problem, das urheberrechtliche Gründe hat, kämpfen die Bibliotheken übrigens schon seit Jahren.
Bilderbuchkino für Kinder
Für die jüngsten Kunden hat das Team von Elisabeth Sträter das Projekt "Online-Bilderbuchkino" entwickelt: Die Youtube-Filme, bei denen ein Kinderbuch vorgelesen wird und die Illustrationen zu sehen sind, kommen bestens an.
Doch digitale Angebote können nicht immer das reale Leben ersetzen. Die Stadtbibliothek ist nicht nur eine außerschulische Bildungseinrichtung, sondern eben auch ein Treffpunkt. Bitter ist da, dass die Zahl der Veranstaltungen von 6500 im Jahr 2019 auf gerade mal 650 im Jahr 2021 gesunken ist.
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Derzeit sind die Stadtbibliothek und die Außenstellen in den Stadtteilen unter den bekannten Sicherheitsvorkehrungen geöffnet: Es dürfen nur Geimpfte oder Genesene hinein, FFP2–Maske ist Pflicht, Sicherheitsabstände sind einzuhalten. Das Leben ist seit Corona anders geworden: "Das kuschelige Zusammensein von Jugendlichen vor der Spielkonsole geht jetzt nicht", sagt Elisabeth Sträter. Und dass sich ältere Schüler einen Arbeitstisch teilen und gemeinsam Hausaufgaben machen – das ist wegen der Abstandsregelung jetzt auch verboten.
Rund die Hälfte der Kunden nutzt mittlerweile die analogen und die digitalen Angebote gleichermaßen. Und diesen Weg will Elisabeth Sträter weiterhin gehen: Die Zentralbibliothek, die Außenstellen und der Bücherbus sollen angenehme Orte für Lesehungrige sein, gleichzeitig sollen Online-Formate ausgebaut werden. "Wir sind analog und digital – also eine hybride Bibliothek."
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