Schule in Pandemiezeiten
Schwabach: Nur 36 zusätzliche Lüftungsgeräte für 350 Klassenzimmer
20.8.2021, 06:04 UhrEtwa 50 ihrer 400 Klassenzimmer und Fachräume an Grund-, Mittel-, Real-, Wirtschafts-, Berufs- und Förderschulen sowie an den beiden Gymnasien sind in Schwabach so ausgestattet, wie sich das der Ministerpräsident vorstellt: entweder mit fest verbauten Lüftungsanlagen (wie sie beispielsweise kürzlich Rednitzhembach für seine Volksschule beschlossen hat) oder mit mobilen Luftreinigungsgeräten.
Nur 26 von 350
Von den übrigen 350 Klassenzimmern werden vorerst aber nur 26 weitere mit mobilen Lüftungsgeräten ausgestattet. So hat es der Ferienausschuss beschlossen. Er folgte damit einem Vorschlag der Verwaltung, den Dr. Manuel Kronschnabel, der neue "strategische Koordinator" in der Stabsstelle von Oberbürgermeister Peter Reiß, dem Gremium präsentierte.
Kronschnabel sagte, dass die Luftreinigungsgeräte nicht das könnten, was sich viele von ihnen versprochen hätten. "Sie ersetzen vor allem das regelmäßige Lüften nicht." Er stützt sich dabei unter anderem auf eine Einschätzung des Umweltbundesamtes.
Die Verwaltung hatte in den vergangenen Wochen alle Klassenräume unter die Lupe genommen, kategorisiert und priorisiert. Und bei den Schulen den Bedarf abgefragt. Ergebnis: Im AKG (7), in der Johannes-Helm-Schule (13), in der Johannes-Kern-Schule (1), in der Christian-Maar-Schule (2) und in der Schule am Museum (3) werden insgesamt 26 Klassenräume mit 36 mobilen Geräten ausgestattet.
Kein "Durchzug" gewährleistet
Dabei handelt es sich um Zimmer, die vergleichsweise schlecht durch Öffnen der Fenster zu belüften sind. Und: Es handelt sich um Klassenzimmer für Schülerinnen und Schüler bis zur sechsten Klasse, also für alle, die in der Regel jünger als zwölf Jahre sind. Für diese Altersgruppe gibt es wohl auf absehbare Zeit keinen zugelassenen Impfstoff gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung.
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Ob Schwabach bei Klassenzimmern für die älteren Jahrgangsstufen noch einmal nachlegt, hängt laut Kronschnabel nicht zuletzt vom weiteren Verlauf der Pandemie und vom Impffortschritt bei den Zwölf- bis 17-Jährigen ab.
Wie berichtetet, hatte zu Beginn dieser Woche die Ständige Impfkommission eine allgemeine Empfehlung an diese Altersgruppe ausgesprochen, sich gegen Corona immunisieren zu lassen. Eine weitere Rolle könnten technische Neuerungen bei den Geräten und neue Förderrichtlinien spielen.
Fifty-Fifty? Na ja!
Derzeit ist es so, dass der Staat den Kauf der Lüftungsgeräte mit 50 Prozent der Kosten fördert, jedoch mit maximal 1750 Euro pro Klassenzimmer. Wenn man Geräte für 3500 Euro bekommt, geht die Fifty-Fifty-Rechnung auf.
Allerdings benötigt Schwabach für zehn seiner jetzt ins Visier genommenen Klassenräume nicht ein, sondern zwei Lüftungsgeräte. Deshalb wird von den geschätzten 126.000 Euro, die die Anschaffung kosten wird, rund 80.000 Euro die Stadt zahlen müssen, "nur" 45.000 Euro steuert der Freistaat zu.
Hinzu kommen aus städtischer Sicht weitere 80.000 Euro, die Kronschnabel für die Wartung der neuen Geräte in den kommenden drei Jahren veranschlagt. Dafür gibt es keine Zuschüsse.
Die Investition ist trotzdem überschaubar. Würde Schwabach wirklich alle Klassenzimmer und Fachräume technisch nachrüsten, würden sich die Investitionen auf mehr als 1,2 Millionen Euro belaufen und die jährlichen Wartungskosten auf bis zu 300.000 Euro.
Frühestens im Oktober
Kleiner Haken an der ganzen Geschichte: Die Zeit ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass die jetzt beschlossenen, aber noch nicht bestellten Geräte wohl erst im Oktober, vielleicht sogar erst im November geliefert werden. Markus Söder, der doch gefordert hatte, dass schon zu Schuljahresbeginn die Geräte die Luft in den Klassenzimmern reinigen sollen, dürfte das nicht gefallen.