Zutritt nur für Geimpfte

Nürnberger Gastronom führt 1G-Regel ein und wird angefeindet

12.11.2021, 12:15 Uhr
Mit einem Schild vor dem Laden weist ein Reisebüro darauf hin, dass sich auch genesene und geimpfte Kunden testen lassen müssen. "1G" kann aber auch bedeuten, dass nur Geimpfte Zutritt haben.

© Sina Schuldt, dpa Mit einem Schild vor dem Laden weist ein Reisebüro darauf hin, dass sich auch genesene und geimpfte Kunden testen lassen müssen. "1G" kann aber auch bedeuten, dass nur Geimpfte Zutritt haben.

Hakan Basaran vom Restaurant "Steak und Wein Allegro" in St. Johannis lässt schon seit einem Vierteljahr nur noch Gäste mit Corona-Impfung ein.1G bedeutet in diesem Fall: kein Zutritt für Genesene, Getestete oder auch für Kinder. Basaran begründet das mit dem besseren Schutz vor dem Virus. "Wir Mitarbeiter haben uns alle impfen lassen und uns geopfert", findet er. "Wir hatten acht Monate geschlossen, ich will nicht noch mal einen Lockdown erleben."

Beschimpfungen und Zuspruch

Er wolle mit dieser Entscheidung niemanden schikanieren, sondern Verantwortung zeigen. "Wir finden, Kinder sollten nicht geimpft werden. Also müssen die Erwachsenen es tun." Gäste ohne Impfnachweis könnten Essen und Wein an seinem Marktstand vor dem Laden zum Mitnehmen ordern.

Medienberichte über seine Praxis haben Basaran nun einen Shitstorm eingebracht. Er sei am Telefon "hart bedroht" worden und vergebe deshalb aus Angst erst einmal weniger Reservierungen. Auf der Facebook-Seite des Lokals hagelt es Beschimpfungen, aber auch Zuspruch.

"Alkohol-Ausschank nichts für Kinder"

Kinder seien in seinem Steakhaus unabhängig von der Pandemie schon seit acht Jahren nicht mehr zugelassen, erklärt der Wirt: Als Weinlokal, das vor allem mit Verkostungen arbeitet, eigne sich das Ambiente des "Allegro" einfach nicht dafür.

Thomas Förster, Chef vom Bratwurst Röslein und Vizepräsident des bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), sagt dazu: "Das ist die Entscheidung des Unternehmers. Er muss sehen, ob er so wirtschaftlich arbeiten kann." 1G werde es in seinem Gasthaus nicht geben, ergänzt Förster: "Das ist keine Option. Ich möchte jedem Gast Zutritt gewähren und etwas zum Essen und Trinken hinstellen."

Der Dehoga-Vizechef sieht mit Sorge in die Zukunft: "Ich bin sehr nervös. Wir spüren es deutlich, dass die Menschen Angst haben. Die Lust zum Ausgehen ist deutlich gesunken." Man stehe eigentlich schon "in den Startlöchern für die Weihnachtsfeiern", doch derzeit sei nicht absehbar, wie es weitergeht. So hätten schon die ersten Firmen aus Sorge um die Sicherheit die reservierten Tische wieder storniert - auch andere Lokale kennen das Problem, berichtet Förster.


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Doch was tun, wenn die Kunden ausbleiben und es zu weiteren Einschränkungen kommt? Die Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken, das ist für Förster keine Lösung. Denn bekanntlich haben sich viele Beschäftigte in der Gastronomie, die im Lockdown in Zwangspause waren, einen neuen Job in anderen Branchen gesucht. Förster ist in Sorge, dass sich bei einer erneuten Kurzarbeit wieder Mitarbeiter endgültig verabschieden.

Angst vor weniger Nachfrage

Corona hat die Gastronomie schwer gebeutelt, viele Wirte haben finanziell zu kämpfen. Thomas Förster berichtet von Kollegen, die ihre Altersvorsorge aufgebraucht haben, um das Überleben des Betriebs zu sichern. "Das Gastgewerbe ist trotz der großzügigen Hilfe vom Staat in der Liquidität geschwächt. Wenn man weiter den Betrieb offen halten will, es aber gleichzeitig weniger Geschäft gibt, dann erwarte ich die schlimmsten Folgen."

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