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Nürnberg: Plötzlich in Wohnung aufgetauchter Pfau macht es sich bequem - vom Besitzer keine Spur
Fast möchte man die Floskel "staunte nicht schlecht" verwenden: Jedenfalls war Anton Wörner doch ziemlich verdutzt, als er am Donnerstag in sein Haus im Nürnberger Stadtteil Thon zurückkehrte - stand doch dort urplötzlich ein Blauer Pfau.
Durch die Terrasse rein
"Ich war zuvor im Garten und hatte die Terrassentür offengelassen. Da muss er rein sein", vermutet der 72-Jährige. Es gelang Wörner, seinen Überraschungsgast Richtung Garten zu komplimentieren. Doch am Freitag sei der Pfau wieder ins Haus geschlüpft: "Er stand dann in der Diele und hat sich ausgiebig im Spiegel betrachtet."
Momentan befinde sich der Vogel wieder im Garten, erzählt Wörner. "Ich weiß natürlich nicht, wie lange er noch dableibt." Seine Anrufe bei Tierheim und Tiergarten seien erfolglos gewesen: "Die haben gesagt, dass sie nicht zuständig sind."

Das bestätigt für den Tiergarten der stellvertretende Direktor Jörg Beckmann. "Wir dürfen nur Eulen, Greifvögel und Störche in unserer Auffangstation aufnehmen." Das sei durch das Veterinäramt so geregelt.
Diese Auflagen gebe es, um die Bewohner der Anlage am Schmausenbuck zu schützen. "Wir haben ja selbst genügend Tiere", sagt Beckmann schmunzelnd. Er hofft für Wörner und den Pfau, dass sich ein Besitzer meldet. "Irgendwem muss er ja gehören."
Haltung abgeschafft
Die Haltung von Pfauen habe der Nürnberger Tiergarten eingestellt. "Das war vor meiner Zeit", sagt Beckmann. Aber seiner Kenntnis nach habe das mit der Vogelgrippe zu tun gehabt, die eine Stallpflicht für alle Vögel zur Folge hatte. "Das ist bei Pfauen schwierig, das sind Freigänger."
Dass die Tiere als Freigänger gerne auch mal die Zoogrenzen ignorieren und in der Nachbarschaft unterwegs sind, mache die Haltung des imposanten Federviehs für Tiergärten generell nicht gerade einfach, erläutert Beckmann.

Wörner berichtet, dass er auf Anraten des Tierheims beim Veterinäramt angerufen habe, das ihn wiederum an die Polizei verwies. Bisher sei aber niemand ausgerückt, den Pfau einzufangen. Tiergarten-Vize Beckmann hat zumindest noch einen Tipp: "Nicht füttern. Sonst bleibt er nämlich da."
Großer Baum als Schlafplatz
Doch genau das macht der 72-Jährige. Er versorgt das Tier mit Obst, damit es wieder kommt. Denn tagsüber ist der Pfau stundenweise verschwunden, abends schläft er auf einem großen Baum im Garten. Wörner: "Es liegt mir am Herzen, dass der Pfau dort hinkommt, wo er hingehört – sicher nicht in die Stadt."
Im Nachbargarten unterwegs
Das Obstschälchen, das er für den Vogel in seinem Schuppen aufgestellt hat, leerte sich schon dreimal von Neuem, berichtete der Anwohner am Montag. In der Zwischenzeit meldete sich auch eine andere Leserin, die in Thon wenige Häuser weiter lebt und den majestätischen Hahn am Wochenende in ihrem Garten antraf. Er sei "relativ zutraulich und scheint noch jung zu sein", schreibt die Leserin. "Eine Beringung konnte ich nicht sehen."
Bisher scheint niemand den Pfau zu vermissen. Dem Bayerischen Bauernverband ist keine Pfauenhaltung im Knoblauchsland bekannt. Ein Züchter aus Wendelstein steht mit Anton Wörner in Verbindung, um den Vogel bei Bedarf zu adoptieren. Er hatte sich auf unseren Online-Aufruf hin gemeldet. Falls der Besitzer nicht gefunden wird, würde er das Tier einfangen und abholen.
Dazu müsste man es aber erst einmal fangen. "Wenn er in den Schuppen ginge, könnte ich die Tür zumachen", sagt der Thoner. "Ich kann aber ja nicht ab vier Uhr morgens meinen Schuppen beobachten."
Wer den Pfau vermisst, kann sich unter redaktion-nuernberg@vnp.de melden, wir vermitteln den Kontakt.
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