"Wo Abschied lebt"
Nürnberg: Modernes Bestattungsunternehmen zieht ins Zentrum
16.2.2022, 09:19 UhrDer Unterschied beginnt schon beim Namen. Kein Bestatter hat hier am Hallplatz neu eröffnet. Sondern eine Bestattungsboutique. Statt exklusiver Kleidung verspricht das Schaufenster einen neuen Umgang mit dem Tod. Kerzen zum Selbstgestalten, Bücher über das Sterben, Blumenschmuck und Birkenstämme stehen dort. "Wo Abschied lebt", lautet das Motto von "Mymoria". Der Nürnberger Laden ist der vierte, den das Berliner Start-up öffnet, nach Hamburg, Köln und München.
"Dem Sterben offener begegnen"
"Unsere Boutiquen sollen auch diejenigen ansprechen, die sich nicht aktuell mit einem Trauerfall befassen", sagt Geschäftsführer Björn Wolff. "Wir wünschen uns, dass wir hier Menschen dafür interessieren können, den Themen Sterben und Abschied offener zu begegnen." Wolff hat das Unternehmen 2015 nach einem unerwarteten Todesfall im Freundeskreis gegründet. "Wir standen unter Schock, trauerten und hatten vor allem keine Ahnung, was man jetzt macht, was auf uns zukommt, wie wir uns verhalten sollen", erzählt der Jungunternehmer. "Aus unserer Hilflosigkeit entstand die Idee, den Umgang mit dem Tod verändern zu wollen."
Mymoria wirbt mit Bestattungsvorsorge und unverbindlichen Online-Angeboten. Für Kunden, die im Internet Essen und Kleidung bestellen, ist auch der passende Sarg nur drei Klicks entfernt. Andere Bestattungshäuser haben da eher schwere Samtvorhänge im Fenster, um Privatsphäre zu vermitteln. Das Berliner Start-up hat sich dagegen einen Standort in der Nürnberger Innenstadt ausgesucht, neben Buchhandlung und Friseursalon, "um das Thema Bestattung wieder mitten in der Gesellschaft sichtbar zu machen". Der 80 Quadratmeter große, helle Laden soll Passanten zum Stöbern einladen. Dafür gibt es auch Ausstellungen, Workshops und Seminare rund um Tod und Trauer.
Neben ersten eigenen Boutiquen seit 2020 übernimmt Mymoria auch traditionelle Bestattungshäuser in ganz Deutschland. An 30 Standorten gibt es das Unternehmen bereits. Dessen Ziel: Marktführer werden. Zu den 160 Mitarbeiter gehören klassische Bestatter, Kundenbetreuerinnen und Bestattungsbegleiter. Die nächsten Standorte eröffnen in Leipzig und Frankfurt.
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