Legale Wege
Neues Projekt: Darum arbeiten Mountainbiker am Nürnberger Schmausenbuck
14.5.2022, 13:03 UhrSie laden Holzpfähle, Schaufeln, einen riesigen Vorschlaghammer und jede Menge andere Werkzeuge in Schubkarren und schwärmen auf kleinen Pfaden in alle Richtungen aus. Weit über 80 Männer, Frauen und Jugendliche sind zu den Trailbautagen am Nürnberger Schmausenbuck gekommen. Ihre Mission: Ein legales und attraktives Wegenetz für Mountainbiker in dem stark genutzten Waldstück anlegen.
Dafür ist harte Arbeit nötig: Steile Abfahrten werden mit Sandsteinen gepflastert, damit die bremsenden Reifen keine tiefen Rillen in den Waldboden reißen, Wege werden mit liegenden Baumstämmen, Erdwällen und kleinen Hindernissen modelliert, an wichtigen Orientierungspunkten werden Holzpfähle für Hinweistafeln tief in den Boden gerammt. „Das Angebot soll für die Biker attraktiv und naturnah gestaltet sein“, erklärt Markus Bader von der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB).
Hintergrund der Aktion ist ein Konflikt: In den vergangenen Jahren, insbesondere während des ersten Lockdowns der der Corona-Pandemie, als kaum andere Freizeitaktivitäten möglich waren, strömten die Nürnbergerinnen und Nürnberger in den Reichswald. Auch viele Radsportler nutzten die stadtnahen Wälder. Einige legten neue Wege an, andere zimmerten zum Teil abenteuerliche Hindernisse – immer wieder kam es zu Problemen mit anderen Waldbesuchern und dem Naturschutz. Der Forstbetrieb Nürnberg zog die Reißleine und beseitigte schon aus Haftungsgründen illegale Bauten im Wald. Er suchte aber auch das Gespräch mit den Mountainbikern, denn vergraulen - das betont Forstbetriebsleiter Johannes Wurm, wollte man niemanden. „Der Wald ist für alle da“.
"Kooperation läuft gut"
Mit den in der DIMB, der Sektion Nürnberg des Deutschen Alpenvereins und dem ADFC organisierten Sportlerinnen und Sportlern fand man einen Kompromiss: Die Biker dürfen in abgesprochenen Bereichen Trails nach ihren Vorstellungen anlegen und weiterhin vorhandene Wege nutzen und pflegen. In Gebieten, in denen die Natur geschützt werden muss, werden dafür „wilde“ Wege zurückgebaut. „Die Kooperation mit den Verbänden läuft sehr gut“, lobt Wurm.
Derzeit arbeiten die Nürnberger Mountainbiker an einem 20-Kilometer langen Streckennetz hinter dem Tiergarten. Ein Rundkurs verbindet verschiedene Sektoren. 15 Abfahrtsstrecken mit Längen zwischen 200 und 700 Metern und in verschiedenen Schwierigkeiten sollen Sportler aller Leistungsklassen ansprechen. „Ähnlich wie in Skigebieten werde diese mit den Farben Blau, Rot und Schwarz gekennzeichnet“, berichtet Bader, der die Arbeitsgruppe Streckenbau bei der DIMB leitet. Die Trailbautage, die auch am Sonntag weitergehen, sind die erste Arbeitsaktion in dieser Größe. Über 80 Freiwillige haben sich vorab angemeldet, dazu kamen noch kurzentschlossene Helferinnen und Helfer.
Erste Sektoren fertig
Fertig werden soll an diesem Wochenende auf jeden Fall der neue Sektor „Uli-Trail“, der auch für Anfänger geeignet ist. Bereits seit vergangenem Herbst werkeln die Aktiven an ihm. Andere Sektoren, zum Beispiel „Soul Kitchen“, sind technisch anspruchsvoller und werden auch noch verschönert. Eingeweiht werden soll das gesamte Trailnetz im Juli. Aber auch im Anschluss bleibt viel Arbeit für die Trailbauer: Zehntausende Befahrungen im Jahr sorgen immer wieder für Schäden – die Verbindungswege und Abfahrten müssen deshalb laufend gepflegt werden, so Bader.
Sowohl den Bau, als auch Kosten für Material, Hinweistafeln und einen Internetauftritt mit Informationen zum Rundkurs und den Sektoren schultert die Mountainbike-Gemeinschaft aus eigenen Kräften, berichtet der DIMB-Aktive an einem Info-Zelt, dass an diesem Wochenende auf dem Parkplatz am Löwensaal steht. Wer die Arbeit und das Trailnetz unterstützen möchte, kann dort gegen eine Spende auch Sticker erwerben und an einer Tombola teilnehmen.
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