Revision abgeschmettert
Nach Klima-Blockade: Nürnberger Jesuitenpater will nicht zahlen - und geht stattdessen ins Gefängnis
12.11.2024, 15:01 UhrEs geht um 500 Euro, für Jörg Alt allerdings ums Prinzip: Der Nürnberger Jesuitenpater, der sich seit vielen Jahren gegen die Klimakatastrophe einsetzt und immer wieder an Blockadeaktionen der "Letzten Generation" teilnahm, will eine gegen ihn verhängte Geldstrafe nicht akzeptieren - und stattdessen ersatzweise ins Gefängnis. Konkret geht es um einen Fall aus dem Juni 2022, bei dem sich der Geistliche mit einer Hand auf dem Asphalt vor dem Nürnberger Hauptbahnhof festgeklebt hatte und mit mehreren Mitstreitern zwischenzeitlich den Verkehr zum Erliegen brachte.
Er sei noch immer "überzeugt, das Bestmögliche zum richtigen Zeitpunkt getan zu haben", sagt Alt - und das, obwohl das Bayerische Oberste Landgericht seine Revision gegen ein Urteil mehrerer Instanzen abgeschmettert hat. Seine Verurteilung wegen Nötigung ist seit gut einer Woche rechtskräftig. Der 63-Jährige wolle sich nicht "freikaufen", so der Pater. "Ich bin bereit, meine Strafe durch 25 Tage Ersatzfreiheitsstrafe im Gefängnis abzusitzen."
Nürnberger Pater trotzig: "Rechtmäßig, aber ungerecht"
Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte eine vom Amtsgericht verhängte Geldstrafe zuvor auf 50 Tagessätze zu zehn Euro abgemindert. Alt will aber auch das nicht akzeptieren. Er sagt: "Ich tue dies in Solidarität mit jenen Klimaaktivistinnen und -aktivisten, die von Verwaltung und Justiz ähnlich behandelt werden – das mag alles rechtmäßig sein, es ist aber ungerecht."
Überhaupt verfüge er als Ordensmann wegen seines Armutsgelübdes über kein Einkommen, kein Bankkonto, keine Wertgegenstände, die zu pfänden wären. In Ersatzhaft wolle er auch gehen, um seinen Orden vor Zahlungen zu schützen. "Ich werde auch nicht öffentlich um Spenden zur Begleichung der Strafe bitten", sagt Alt - eben weil er von seiner moralischen Unschuld überzeugt sei. Lediglich für die anstehende Erstattung der Verfahrenskosten, die Alt droht, plane er eine Sammelaktion.
"Mir geht es mit der Aussicht auf Gefängnis nicht gut"
Sein Protest ist aber auch ein politischer, betont der Jesuitenpater. Ihm stoße auf, dass der "Tenor in den Urteilen aller drei Instanzen" sei, dass "kein Grundrecht in Deutschland höher steht als das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf freie Fahrt". In einem Land, in dem der Durchschnittsautofahrer ohnehin bis zu 70 Stunden im Stau stehe, müsse eine solche Blockade zumutbar sein, argumentierte der Jesuitenpater immer wieder - und sprach von "Notwehr". Das unterstreicht Alt nun, der sich direkt an Verkehrsminister Volker Wissing (parteilos) wendet. "Jetzt droht mir Gefängnis, für Minister Wissing hingegen wurde das Klimagesetz an sein Verhalten angepasst."
Alt sagt, dass ihm all das zusetzt. "Mir geht es mit der Aussicht auf das Gefängnis nicht gut", sagt er. Aber ich tue es für meine Freundinnen und Freunde aus dem Globalen Süden und den kommenden Generationen. Für deren Wohlergehen schränke ich gerne mein eigenes Wohlergehen ein."
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