Die Spurensicherung untersucht das ausgebrannte Wohnmobil des niederländischen Ehepaars.
© Wilhelm Bauer, NNZ
Die Spurensicherung untersucht das ausgebrannte Wohnmobil des niederländischen Ehepaars.

Mysteriöser Fall im Podcast "Abgründe"

Grausamer Doppelmord am Wohnmobil: Warum musste ein niederländisches Ehepaar sterben?

Es war wohl Zufall, dass der Täter ausgerechnet den Waldparkplatz in der Nähe von Nürnberg-Altenfurt ansteuerte. Die Ermittler gehen davon aus, dass im Tank nur noch wenig Sprit war. Das Wohnmobil wäre bei einer Weiterfahrt irgendwo auf der Autobahn liegengeblieben — mit zwei Leichen an Bord. Das Risiko, erwischt zu werden, wäre damit sehr groß gewesen.

Wohnmobil brennt auf einem Waldparkplatz

In der neuen Folge unseres Abgründe-Podcasts geht es um einen äußerst brutalen Doppelmord und außergewöhnlichen Fall aus dem Jahr 1997, der bis heute ungeklärt ist - ein sogenannter Cold Case (übersetzt: ungelöster Fall).

Es ist Sonntag, der 8. Juni 1997, als nachts um 0.50 Uhr bei der Nürnberger Polizei und Feuerwehr der Notruf eingeht, dass auf dem Waldparkplatz ein Fahrzeug brennt. Bei den Löscharbeiten finden die Einsatzkräfte dann die zwei Leichen - die anschließende Obduktion zeigt, dass das niederländische Ehepaar Truus und Harry Langendonk Opfer eines Gewaltverbrechens geworden waren.

Nach Angaben der Ermittler ist das Ehepaar mit so einer Waffe erschossen worden: eine Tokarev T33.

Nach Angaben der Ermittler ist das Ehepaar mit so einer Waffe erschossen worden: eine Tokarev T33. © Polizei, NNZ

Bald 27 Jahre sind seit der Tat vergangen. Auf die Seite gelegt haben die Ermittler den Fall bis heute nicht. Immer wieder gehen bei der zuständigen Kripo in Traunstein Hinweise ein.

Traunstein in Oberbayern? Sicher, denn es gilt das Tatortprinzip. Das heißt, zuständig ist die Polizei, in deren Gebiet die Tat geschah. Denn wenige Tage, nachdem das Wohnmobil in Nürnberg in Brand gesteckt worden war, wusste man, dass das Paar bei Litzlwalchen im Landkreis Traunstein getötet worden war. Woher? Die Tochter des Ehepaars gab gegenüber den Nürnberger Ermittlern an, dass sich ihr Vater das letzte Mal am Samstag, 7. Juni, gemeldet hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren die Langendonks am Chiemsee unterwegs. Die Kripo in Traunstein kam ins Spiel und konnte den Tatort an einem Waldrand ermitteln.

Die damals 61-Jährige und ihr 63-jähriger Ehemann hatten zur Tatzeit neben ihrem Wohnmobil in ihren Liegestühlen gesessen, als sie erschossen wurden. Danach wurden ihnen die Kehlen durchgeschnitten. Die Tatzeit konnten die Ermittler auf Samstag, 7. Juni, gegen 18 Uhr, eingrenzen. Erst gegen 20 Uhr fuhr der Täter mit dem Wohnmobil vom Tatort weg.

Auch das weitere Geschehen lässt sich rekonstruieren: Am Sonntag, gegen 2 Uhr nachts, nahm ein Taxifahrer unweit des Brandortes in Altenfurt einen männlichen Fahrgast auf, der sich zum Nürnberger Hauptbahnhof chauffieren ließ. Von dort aus fuhr der Mann mit einem anderen Taxi in den Landkreis Traunstein und ließ sich kurz nach 5 Uhr an der B 304 in der Nähe des Tatorts absetzen. Dort verliert sich seine Spur.

Wollte der Täter einfach nur töten?

Das Tatmotiv drängte sich anfangs regelrecht auf, da alle Wertsachen aus dem Wohnmobil entwendet worden waren. Also ein Raubmord? Das gelegte Feuer sollte wohl Spuren zerstören. Doch die Ermittler schließen heute auch andere Beweggründe nicht mehr aus: So könnte ein Konflikt zwischen Täter und Opfer aus dem Ruder gelaufen sein. Oder bei dem Täter handelte es sich um eine Person, die einfach nur töten wollte.

Klar war: Dank der gefundenen Hülsen am Waldrand bei Litzlwalchen weiß man, dass das Paar mit einer Tokarev T33 getötet wurde. Doch die Waffe wurde nicht gefunden.

Den Podcast „Abgründe“ finden Sie im Internet unter: nordbayern.de/podcasts und auf nn.de/podcasts

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