Herschelschule

Gibitzenhof: Wie ein Stadtteil von der Religionsvielfalt profitiert

Uschi Assfalg

21.7.2022, 18:59 Uhr
Die Viertklässler bauen ihr Parklet wieder auf - und bereichern damit den Stadtteil.

© Friedrich-Wilhelm-Herschel-Schule, NNZ Die Viertklässler bauen ihr Parklet wieder auf - und bereichern damit den Stadtteil.

Als Sehjveer ins Klassenzimmer kommt, ist allen klar: Er ist ein Sikh. Das zeige sich an dem Dutt, der seine langen Haare zusammenhalte und mit einem Tuch bedeckt sei, sagen die Jungen und Mädchen. "Die Haare von Kindern dürfen nicht abgeschnitten werden, weil sie selbst noch nicht über Ja oder Nein entscheiden können." Für Alisa, Evelyn, Minh, Luigi und ihre Klassenkameraden sind Begriffe wie Mandäismus, Sikhismus und Jesidentum keine Fremdwörter, erst recht nicht Hinduismus, Buddhismus, Islam, Judentum und Christentum. Die Viertklässler sind mit den verschiedenen Weltreligionen vertraut.

430 Kinder aus 40 Nationen besuchen diese Grundschule, und das friedliche Miteinander der Religionen ist hier gelebte Praxis. Gelernt haben sie das im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts "Engel der Kulturen" der Friedrich-Wilhelm-Herschel-Schule und der katholischen Kirchengemeinde St. Ludwig.

Rektorin Brigitte Dreykorn und Gemeindereferent Michael Kleemann erklären das Prinzip: Sechs Wochen im Jahr werden in der vierten Jahrgangsstufe der katholische, der evangelische und der islamische Religionsunterricht sowie der Ethikunterricht verknüpft. Das Motto lautet: "Miteinander statt übereinander reden". Gewissermaßen als Experten erzählen sich die Kinder gegenseitig etwas von ihrer eigenen Religion. Zur Veranschaulichung dienen Symbole und Gegenstände, die für die entsprechenden Rituale wichtig sind. In der lebendigen Unterrichtstunde schnellen ständig die Finger nach oben.

Parklet als Treffpunkt

In diesem Jahr haben die Schülerinnen und Schüler außerdem das Parklet "Was du über meine Religion wissen solltest" auf Höhe der Herschelstraße 30 wieder aufgebaut. Warum werden Buddha-Statuen verehrt? Was beinhaltet die manäische Taufe? Die Antworten verbergen sich hinter Schiebetürchen aus Holz. Bürgerinnen und Bürger können herumlaufen oder sich hinsetzen und mehr über Religionen erfahren.

Beim Aufstellen der nach oben offenen hölzernen Konstruktion im Format einer kleinen Garage zeigten die Kinder der Schule, dass sie auch handwerklich fit sind. Die Informationstafeln, die sie immer wieder auswechseln, gestalten sie eigenständig. Dazu malen sie farbenfrohe Bilder und verfassen Texte, die dem Betrachter vor Augen führen, was die einzelnen Religionen ausmacht.

Das Parklet bildet einen weiteren Bestandteil des Projekts "Engel der Kulturen", das im ganzen Stadtteil dazu anregt, sich mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten der Religionen zu beschäftigen. Gekennzeichnet wird die Aktion durch eine Bodenintarsie, auf der die Symbole des Islam (Halbmond), des Judentums (Davidsstern) und des Christentums (Kreuz) so angeordnet sind, dass die Silhouette eines Engels sichtbar wird. Der sie umschließende Kreis bildet den Raum für weitere Religionen.

Einen Eindruck vom Parklet können Sie sich in diesem YouTube-Video machen.

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