Bei dieser Demo sind 250 Menschen durch Gostenhof gezogen, um Hanna S. zu unterstützen.
© News5 / David Oßwald
Bei dieser Demo sind 250 Menschen durch Gostenhof gezogen, um Hanna S. zu unterstützen.

Prozess der Aktivistin startet

Ein letztes Mal gehen die Unterstützer der verhafteten Hanna S. in Nürnberg auf die Straße

Am Samstag findet die voraussichtlich letzte Kundgebung für Hanna S. statt - zumindest in Nürnberg. Hier kommt der Solikreis Nürnberg am 18. Januar um 15 Uhr noch einmal vor der Justizvollzugsanstalt zusammen, um sich für linke Aktivistin starkzumachen, die hier in Untersuchungshaft sitzt.

Hanna S. soll Mitglied einer linksextremistischen Vereinigung sein und mit dieser in Ungarn Rechtsextreme attackiert haben. Diese treffen sich jedes Jahr zum "Tag der Ehre" in der Hauptstadt Budapest und marschieren durch die Straßen. Vor knapp einem Jahr soll die Nürnberger Kunststudentin dabei gewesen sein, als ihre Gruppe mehrere Neonazis verprügelt und dabei deren Tod in Kauf genommen hat.

Nürnbergerin wegen "versuchtem Mord" angeklagt

Am 19. Februar beginnt nun der Prozess der 29-Jährigen in München. Die Anklage lautet "versuchter Mord". Für den Solikreis ist das ungeheuerlich. "Wir sind der Meinung, dass dieser Vorwurf lediglich aus politischen Gründen erhoben wird", sagt Alex Schmidt. Der Sprecher des Solikreises ist überzeugt, dass so "die Solidarität mit Hanna und weiteren verfolgten Antifas geschwächt und der Druck erhöht werden" soll.

Eine große Sorge der Unterstützer scheint sich nicht zu bestätigten: Eine Auslieferung nach Ungarn scheint aufgrund des Prozessbeginns unwahrscheinlich. Trotzdem kritisiert der Solikreis das Vorgehen der Behörden. Der "unbedingte Verfolgungswille" deutscher Behörden zeichne ein deutliches Bild davon, "was der Staat für bekämpfenswert hält".

Das zeige auch der Fall von Maja. Die Aktivistin ist ebenfalls in Budapest dabei gewesen und erwartet nach der Auslieferung in Ungarn ihre Verhandlung. "Bei der bereits jetzt klar ist, dass – nur bei einem Geständnis – mindestens 14 Jahre Haft verhängt werden sollen. Falls Maja nicht spurt, droht die ungarische Staatsanwaltschaft mit 24 Jahren", sagt Alex Schmidt.

"Die angeklagten Antifas sollen fertig gemacht werden", ist Schmidt sicher. Auch Hannas Fall sei dafür ein Beispiel, denn schon in einer Mitteilung des Oberlandesgerichts werde deutlich, dass der Anklagepunkt "versuchter Mord" keinen Bestand haben wird. Doch gibt es "keinerlei Verhandlungsbereitschaft seitens der staatlichen Institutionen".

Zum Abschluss der Demos für Hanna wollen sich alle Gruppen, die sich mit ihr solidarisch zeigen, am Samstag noch einmal äußern. Auch Musik wird es geben, bevor alle Teilnehmer gemeinsam durch Gostenhof bis zum Jamnitzer Platz laufen. Die nächsten Kundgebungen finden dann in München statt. "Unsere Solidarität endet nicht an Stadtgrenzen", sagt Alex Schmidt. Der Prozess gegen Hanna beginnt am 19. Februar.

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