Neuer Kalender

Die Grambfhenna war zuerst da: Wie ein Nürnberger Künstler von "Schrägen Vögel" heimgesucht wurde

Rurik Schnackig

Lokales

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19.8.2023, 10:59 Uhr
Ray mit Henne. Das Federvieh hat es ihm einfach angetan.

© Hautmann/privat Ray mit Henne. Das Federvieh hat es ihm einfach angetan.

Wenn man für das Weihnachtsgeschäft und zum Jahreswechsel einen neuen Kalender verkaufsfertig haben möchte, muss man rechtzeitig damit anfangen. Und so hat der Musiker und Künstler Raimund ("Ray") Hautmann auch zeitig im Jahr zu Farben und Feder gegriffen. Jetzt ist das Werk, das seinen Besitzer durch das Jahr 2024 begleiten will, vollendet. Nach den Schweinen im Vorjahr haben es dem überzeugten Südstädter nun "Schräge Vögel" angetan.

Da ist etwa das Greinmeicherla. A "gstandenes Huhn", eigentlich, aber weil es eine kaum sichtbare Verletzung am Flügel hat, plärrt es mit weit aufgerissenem Schnabel und Pfützen von Tränen bilden sich am Boden. Das sind so Vögel, die gibt es nur in Franken.

A weng sind mer ihm die späte Stund scho an: Aber ansonsten hält sich der Nachtgiger tapfer.

A weng sind mer ihm die späte Stund scho an: Aber ansonsten hält sich der Nachtgiger tapfer. © Raimund Hautmann

Raimund Hautmann hat sie - darunter auch die Grambfhenna und die Gstelzte Schnepfn - in seiner gewohnt satirischen Art zu Papier gebracht. Zwölf Exemplare hat er ausgebrütet, damit von Januar bis Dezember in jedem Moment der "Federalismus", wie er seine komplette Vogel-Schar selbst nennt, zur Geltung kommt.

Während manch einer sich also den Kopf zerbricht, ob zuerst Henne oder Ei da war, hat der Gartenstädter sich ganz auf die Ergebnisse konzentriert. "Die Grambfhenna war als erstes da", berichtet Ray im Gespräch. Und als er sie vor seinem geistigen Auge sah, stellten sich gleich weitere Artgenossen vor. "Dann gaben sich die Schrägen Vögel die Klinke in die Federn und es folgten in rascher Reihenfolge fränkische Charaktertypen, als Federvieh dargestellt", sagt Ray - und es klingt, als sei er von dem schnatternden und gackernden Tieren regelrecht überfallen worden.

Aber es musste so kommen, weil er die "Henna" - also die in Natura - sehr ins Herz geschlossen hat. Bei ihm im Gärtla sind zwar keine unterwegs, aber er durfte sie bei Freunden aus der Nähe kennenlernen. Seine Fazit: "Sie sind sozial eingestellt, intelligent, schließen Freundschaften und legen ganz nebenbei noch ein Ei, oder zwei."

Faszinierend anders

Gibt es einen realen, bekannten "Schrägen Vogel", der ihm besonders am Herzen liegt? Da senkt Ray etwas die Stimme: "Peter Hammer mit seinen schrägen Musikmaschinen", fällt ihm spontan ein. Dieser war im Spätsommer 2021 mit einem Segelboot im Mittelmeer unterwegs. Seitdem gilt er als verschollen. Ray: "Ich hoffe dass er irgendwann wieder heil auftaucht."

Erklärt sich von selbst: die Grambfhenna.

Erklärt sich von selbst: die Grambfhenna. © Raimund Hautmann

Übrigens ist davon auszugehen, dass die meisten von Hautmanns gezeichneten schrägen Vögel zu vorgerückter Stunde das Licht der Welt erblickt haben, denn wenn er sich selbst einer Art zuordnen müsste, dann ist auch klar, was er sein würde: "Ich wär dann wohl der Nachtgiger", sagt er lachend.

Der Kalender ist ab sofort erhältlich bei: Media-Arte: info@media-arte.de oder R.Hautmann@gmx.net Außerdem beim Buchhandel sowie bei Ultra Comix. Preis 20 Euro.