Folge 8

„Das Krematorium ist eine Blackbox“: Abgründe Adventskalender öffnet Tür zum Nürnberger Krematorium

Carolin Heilig

Volontärin

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8.12.2024, 06:00 Uhr
Die achte Folge des Abgründe Adventskalenders schaut hinter die Tür des Nürnberger Krematoriums am Westfriedhof.

© vnp; Wilhelm Bauer Die achte Folge des Abgründe Adventskalenders schaut hinter die Tür des Nürnberger Krematoriums am Westfriedhof.

Ralph Eysoldt ist es wichtig, die Tür zu seinem Arbeitsplatz zu öffnen. Der Leiter des Nürnberger Krematoriums möchte den besonderen Ort am Nürnberger Westfriedhof erklären. "Der Tod ist noch immer ein tabuisiertes Thema in unserer Gesellschaft und das Krematorium ist eine Art Blackbox", so Eysoldt. Erdbestattungen seien den meisten bekannt, viele waren schon als Kind einmal auf einer Beerdigung dabei, aber die wenigsten Menschen waren schon einmal in einem Krematorium. Auch Infomaterial gäbe es nur wenig. "Die Menschen kommen mit einem Unwohlsein zu uns und gehen mit einem völlig erleichterten Gefühl", berichtet Eysoldt.

Für unseren Adventskalender des True-Crime-Podcasts "Abgründe" schauen wir in 24 Folgen jeden Tag hinter eine sonst verschlossene Tür bei Polizei und Justiz. In der aktuellen Episode geht es um das Krematorium.

Zusammen mit Ralph Eysoldt und Armin Hoffmann, Leiter der Nürnberger Friedhofsverwaltung waren wir auf dem Areal unterwegs und haben uns zeigen lassen, wie beispielsweise sichergestellt wird, dass die richtige Asche in die Urne kommt.

Eysoldt bietet regelmäßig Führungen durch seine Arbeitsstätte an. "Gerade ältere Menschen gehen mit einem guten Gefühl. Sie wissen dann, sie brauchen keine Angst zu haben." Egal ob zwei Leute oder 20 – Ralph Eysoldt nimmt sich dann zweieinhalb Stunden Zeit und führt durch das Areal.

Zahngold-Affäre sorgte im Jahr 2006 für Aufsehen

Ebenso wichtig ist es ihm, dass die Anwohner Verständnis für die Anlage habe. Als am 18. Mai 1913 der erste Verstorbene in Nürnberg kremiert wurde, lag das Krematorium noch am Rand der Stadt. Dann wuchs Nürnberg langsam an das Gebäude heran und drumherum. Anwohner hätten Angst vor Gerüchen. "Das sind Menschen, die wir gerne zu uns holen und ihnen sagen, hier riecht nichts und hier passiert dir nichts", sagt Eysoldt.

Aber es gab auch eine Zeit, in der im Nürnberger Krematorium nicht alles mit rechten Dingen zu ging. Im Jahr 2006 sorgte die sogenannte Zahngold-Affäre für Aufsehen - weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Hatten sich Krematoriumsmitarbeitende an Verstorbenen bereichert? Und kann man Toten überhaupt etwas stehlen? Auch diesen Fragen geht die achte Adventskalender-Folge nach.

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