Steigende Zahlen

Corona: Mehr als 80 Schulen in Nürnberg sind aktuell betroffen

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

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21.10.2021, 12:40 Uhr
Zwei Mal pro Woche sind sogenannte Pooltests an den Grundschulen Pflicht. Die Lehrerinnen und Lehrer sammeln im Anschluss die Proben ein.

© imago images/Political-Moments, NN Zwei Mal pro Woche sind sogenannte Pooltests an den Grundschulen Pflicht. Die Lehrerinnen und Lehrer sammeln im Anschluss die Proben ein.

In der Bismarckschule bleiben auch heute viele Klassenzimmer leer. 20 Jungen und Mädchen haben sich dort, Stand Mittwoch, mit dem Corona-Virus infiziert, deshalb müssen zahlreiche Kinder zu Hause in Quarantäne bleiben. "Weit über die Hälfte der Schüler ist daheim", sagt der Leiter des staatlichen Schulamtes, Thomas Reichert, über dessen Schreibtisch die Kommunikation beim Thema Corona läuft. Die Bismarckschule sei mit ihren vielen Fällen allerdings eine Ausnahme, an den meisten Schulen gebe es bislang nur vereinzelte Infektionen.

Das bestätigt auch das Gesundheitsamt. Dennoch findet Birgit Broghammer, Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes, die aktuellen Zahlen "ziemlich hoch". Fast 200 Schüler sind in den vergangenen 14 Tagen positiv getestet worden, insgesamt sind damit 86 Schulen betroffen. Besonders viele Infektionen gibt es an den Grundschulen. In der Altersgruppe der Sechs- bis Neunjährigen liegt die Inzidenz derzeit bei 489, bei den Zehn- bis 14-Jährigen bei 290. Zum Vergleich: Bei den 35- bis 59-Jährigen ist die Inzidenz mit einer Quote von 147 nur etwa halb so hoch. Auch mit Blick auf ihren Anteil an der Nürnberger Bevölkerung sind die Kinder weit überdurchschnittlich infiziert. Mehr als jede fünfte Neuinfektion der vergangenen sieben Tage betraf die Gruppe der Fünf- bis 14-Jährigen, ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt aber nur 8,5 Prozent.


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Meistens laufen die Infektionen glimpflich ab. "Bei Kindern gibt es nur ganz wenige schwerere Verläufe", so Broghammer. Dennoch ist die aktuelle Entwicklung für viele Familien belastend, denn neben den direkt infizierten Kindern sind zahlreiche weitere von einer Quarantäne betroffen. Das Gesundheitsamt folgt dabei den Vorgaben des Freistaates. Wird in einer Klasse nur ein Kind positiv getestet, müssen lediglich die Kontaktpersonen zu Hause bleiben, sind es zwei Fälle und mehr, muss die ganze Klasse in Quarantäne.

Ab dem fünften Tag können sich die Kinder mit einem negativen Antigen-Schnelltest freitesten. Das geht zum Beispiel im städtischen Testcenter am Flughafen oder bei vielen Kinder- und Hausärzten und ist in diesen Fällen kostenlos. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es nach fünf Tagen allerdings noch nicht, denn die Inkubationszeit kann auch länger sein. "Man erwischt damit 80 Prozent der Fälle", sagt Broghammer. "Aus medizinischer Sicht wäre eine längere Quarantäne sinnvoller." Auch Masken würden das Infektionsrisiko "natürlich" verringern. "Aber das ist eine politische Entscheidung."

Eltern fordern Maskenpflicht

Eine Nürnberger Elterninitiative fordert deshalb bereits die Wiedereinführung einer Maskenpflicht im Unterricht bei hohen Inzidenzen. "Es funktioniert sonst einfach nicht und es kommt zu Schulschließungen durch die Hintertür", so Thomas Pettinger, Sprecher der "NoCovid Initiative". Er hält auch die Abschaffung der kostenlosen Bürgertests für einen Fehler. Im Fall der Bismarckschule kritisierten Eltern in den sozialen Netzwerken zudem die Informationspolitik der Behörden. Einige Familien hätten erst am Dienstag Vormittag nach Schulbeginn von der Quarantänepflicht erfahren.

Das Schulamt weist die Vorwürfe jedoch zurück. Bereits am Montag waren die Infektionen im Rahmen der regelmäßigen Pooltests aufgefallen, bis Dienstag früh waren laut Thomas Reichert alle betroffenen Familien informiert. "Das hat wunderbar funktioniert", betont der Schulamtschef. Reichert räumt aber ein, dass es zu Verzögerungen kommen kann. Wenn der Pooltest einer Klasse positiv ist, müssen in einem zweiten Schritt noch die Einzelproben ausgewertet werden, und da sei noch Luft nach oben. "Das müsste noch schneller gehen." Die Informationen an die Eltern gibt derzeit die Schule weiter. Zuvor hatte dies das Gesundheitsamt übernommen. Doch weil die Zahlen auch insgesamt wieder steigen, könne die Behörde das derzeit nicht mehr leisten, so Broghammer.