Bomben-Überbleibsel entdeckt: So geht ein Sprengmeister vor

20.5.2020, 19:42 Uhr
Sprengmeister Michael Weiß war schon häufiger für Sprengungen in Nürnberg zuständig.

© Lisa Susu Hahn Sprengmeister Michael Weiß war schon häufiger für Sprengungen in Nürnberg zuständig.

Seit 15 Jahren arbeitet der Oberpfälzer in diesem Job. "Wir stehen in solchen Stunden unter Strom und arbeiten hochkonzentriert. Jeder muss sich auf jeden im Team verlassen können", sagt er.

Weiß trifft in solchen Fällen die Entscheidung, wie groß der Sicherheitsradius rund um den Bombenfund sein muss. Dass er sich an der Stadtgrenze für einen Umkreis von 1000 Metern entschloss, hängt von diversen Faktoren ab: Wie tief liegt der Sprengsatz in der Erde und wie ist die Bodenbeschaffenheit? Wie hoch und dicht ist die Bebauung in der Umgebung? Wie groß und wie gefährlich ist die Bombe? "Ich trage in solchen Situationen alleine die Verantwortung."


Februar 2019: Hier gibt's die Sprengung der Bombe im Video


Die Druckwelle sollte nach oben hin abgeleitet werden. Die Spezialisten berechneten, wie viel Strohballen und viel Tonnen Wasser dazu nötig sind. "Das darf man sich aber nicht so vorstellen, dass Stroh und Wasser direkt auf dem Sprengkörper liegen", sagt Weiß. Die Grube mit der Bombe wird seitwärts und oben dicht und fest mit Stroh ausgestopft. Obendrauf kommen dann Behälter, in die Wasser gefüllt wird. Dann gab es noch eine Lage Stroh und noch einmal Wasserbehälter. Das Stroh und der bis zu drei Meter hohe Wall um die Fundstelle sollten die Splitter abfangen. Nach der Sprengung war das Ergebnis erfreulich: Die Dämmung war wirksam, Schäden gab es nach derzeitiger Kenntnis der Feuerwehr keine.

Anders als in München-Schwabing im August 2012. Auch hier hat man auf einer Baustelle eine 250-Kilo-Fliegerbombe gefunden, die kontrolliert in die Luft gejagt wurde. Mit weitreichenden Folgen. Unzählige Fensterscheiben gingen zu Bruch, an Wohnungen und Geschäften entstanden teils enorme Schäden. Verletzt wurde niemand. Jahre ging es vor Gerichten darum, wer für den Schaden aufkommen soll. Am Ende gewann die Stadt München. Das dortige Landgericht entschied 2017, dass die Stadt keine Entschädigung an einen Versicherungskonzern zahlen muss. Sprengmeister Weiß will dazu gar nichts sagen. Für ihn ist die Sache in Schwabing vorbei.

Im Netz kursieren Filme über die Münchner Sprengung und den Feuerball über dem Teil der Landeshauptstadt. Auch auf dem Real-Parkplatz in Nürnberg an der Virnsberger Straße haben Fotografen und Fernsehteams ihre Kameras aufgebaut, um das beste Bild einzufangen. Doch der Himmel blieb dunkel. Nur ein dumpfer Schlag, als hätte jemand eine Autotüre zugeschlagen, war zu hören.

Mehr als 50 Fliegerbomben werden laut Sprengmeister Weiß pro Jahr in ganz Bayern gefunden. Doch insgesamt sind es bis zu 80 Tonnen Munition. Dazu zählen Gewehrpatronen, Granaten, Handgranaten und Minen. Material aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Das älteste Relikt, das Weiß in den Händen hielt, war eine Kanonenkugel. Die stammte aus der Napoleonischen Ära Anfang des 19. Jahrhunderts. Entschärfte Munition nimmt der Sprengmeister von der Firma Tauber, die im Auftrag des Innenministeriums arbeitet, mit. "Das Material wird zwischengelagert und dann in unseren Zerlegebetrieb gefahren."

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