Fall 13 der Weihnachtsaktion "Freude für alle"
Baby ohne Beine: Bens Schicksal belastet auch seine Mutter schwer
26.11.2022, 14:55 UhrBen ist flink, sehr flink. Wenn er etwas im Raum entdeckt, was seine Neugierde geweckt hat, dann robbt er schnell darauf zu und schnappt sich das Spielzeug. "Eigentlich würden ihm aber auch nur ein Band oder eine Schnur reichen, damit spielt er am liebsten", sagt seine Mutter Karin M. und sieht dabei ihrem kleinen Sohn zu, wie er die Schnur wie ein Lasso in der Luft umherwirbelt - lächelnd, wie immer, wenn sie ihr einziges Kind betrachtet.
Ben ist ein aufgewecktes Kind, mit hellem Blick und einem entwaffnenden Zwei-Zähne-Lächeln. Ein 17 Monate altes Baby, das doch so anders ist als andere Kinder in seinem Alter. Ben kam ohne Beine und mit einer deformierten Hand auf die Welt. Dabei war die Schwangerschaft völlig unauffällig verlaufen. Karin M. ging zu jeder Vorsorgeuntersuchung, achtete auf sich. Bei den regelmäßigen Untersuchungen hätte ihr die Frauenärztin immer bestätigt, dass alles in Ordnung sei, wie die 32-Jährige erzählt. Mehr noch und fast unvorstellbar: Die Gliedmaßen seien vorhanden, soll die Gynäkologin gesagt haben.
Erst unmittelbar vor der Geburt zeigten sich dann Auffälligkeiten hinsichtlich fehlender beziehungsweise entstellter Gliedmaßen des Kindes, was die Ärzte wenig mitfühlend mit den Worten kommentierten, das würde „ein Überraschungspaket“ werden. Bens Anblick war ein Schock, die Geburt wurde für sie zum Trauma und lässt sie bis heute nicht los. Es ist ihr kaum möglich, über das Erlebte zu sprechen.
Heute, 17 Monate später, ist sie mit ihrem Kind in diesem unvorstellbar schwierigen Leben angekommen. Und das dreht sich vor allem um die Förderung von Ben und nicht enden wollenden Anträgen an die Krankenkasse, um die geeignete Unterstützung für den Jungen zu bekommen. "Leider wird jeder Antrag erst einmal abgelehnt", sagt sie fassungslos. Ob nun eine spezielle Badewannenliege oder ein spezieller Hochstuhl, denn Ben kann nicht sitzen. Doch selbst mit der speziellen Liege braucht die Mutter Hilfe, um Ben duschen zu können.
Doch Karin M. ist alleine. Die Beziehung zum Vater ihres Sohnes ist inzwischen zerbrochen. Nur hin und wieder käme der einmal kurz vorbei, wie sie erzählt. Eine Hilfe im Alltag sei er nicht. Auch Unterhalt zahlt er nicht. Einen Teil übernimmt immerhin das Jugendamt.
Karin M. kämpft an allen Fronten. Die winzige Zwei-Zimmerwohnung mit dem viel zu schmalen Bad liegt im ersten Stock. Das Haus verfügt über keinen Aufzug, die Wohnung ist nicht barrierefrei und völlig ungeeignet für einen Rollstuhlfahrer. Denn das wird Ben in naher Zukunft sein. Bens Kinderbett steht bei Karin M. im kleinen Schlafzimmer. Es ist viel zu wenig Platz und funktioniert eben nur, weil Ben ein Baby ist. "Ich suche bereits nach einer neuen Wohnung, aber das ist nicht so leicht", sagt sie. Das Budget ist knapp.
Zurück ins Berufsleben
Karin M. ist ausgebildete Krankenschwester, hat immer gearbeitet und gerne, wie sie sagt. Zur Zeit bildet sie sich zur Heilpraktikerin weiter. Es ist ein Muss, denn eine Rückkehr in den Schichtbetrieb ist heute undenkbar, auch wenn sie die Idee schon vor Bens Geburt hatte. Sie ist zielstrebig und will vor allem auf eigenen Beinen stehen. Also geht sie immer, nachdem sie Ben in den integrativen Kindergarten gebracht hat, in die nahe Bibliothek, um zu lernen und ihn dann am frühen Nachmittag gleich wieder mitzunehmen. Denn die Kita liegt am anderen Ende der Stadt, weshalb die beiden jeden Tag eine Dreiviertelstunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen müssen, um dort hinzukommen.
Sie geht regelmäßig mit ihm zum Therapeuten und sucht immer wieder Spezialisten im ganzen Bundesgebiet auf - ob nun in Hannover oder Münster, Stuttgart oder Erlangen. Sie lässt nichts unversucht, um Ben behandeln lassen zu können. "Viele Ärzte meinen, ich sollte es einfach akzeptieren, andere machen mir doch ein wenig Hoffnung", sagt sie. "Wer weiß, was in ein paar Jahren alles in der Medizin möglich ist." Und dann sicher auch für ihr Kind. "Natürlich wird er immer auf den Rollstuhl angewiesen sein", sagt sie. Aber eben vielleicht nicht rund um die Uhr. Längst hat sie sich deshalb auch an Spezialisten in Island, Österreich und auch den USA gewandt.
Das alles kostet viel Kraft, auch haben die vergangenen 17 Monate ihre Spuren hinterlassen. Seit der Geburt hat sie immer wieder Panik-Attacken, bekommt keine Luft und ist inzwischen auch bei einem Psychiater in Behandlung. Sie weiß, dass das Leben für Ben und sie nicht leichter werden wird. Im Gegenteil. "Es wird immer so weitergehen, aber ich schaffe das", sagt sie, während Ben fröhlich vor ihren Beinen herum robbt.
Um Karin M. und ihr Kind finanziell unterstützen zu können, bitten wir heute herzlichst um Spenden.
Die „Freude für alle“-Spendenkonten: Sparkasse Nürnberg: DE 63 7605 0101 0001 1011 11; Sparkasse Erlangen: DE 28 7635 0000 0000 0639 99; Sparkasse Fürth: DE 96 7625 0000 0000 2777 72. Sachspenden können aus organisatorischen Gründen leider nicht angenommen und vermittelt werden. Alle Spendernamen werden veröffentlicht – wer das nicht wünscht, versieht seine Überweisung bitte mit dem Vermerk „anonym“. Alle Fälle zum Nachlesen finden Sie im Internet unter nn.de
Gezielt und unbürokratisch: So hilft die Aktion "Freude für alle" des Verlags Nürnberger Presse (VNP) Menschen, die ins soziale Abseits und in Not geraten. Sie möchten spenden und sich an der Aktion beteiligen? Dann klicken Sie bitte hier. Alle Fälle der diesjährigen Weihnachtsaktion finden Sie unter diesem Link.
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