Einladung zum Festakt

Ausstellung im Nürnberger Justizpalast: Rechtsanwalt ohne Recht - kein Widerspruch

Ulrike Löw

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14.1.2025, 17:43 Uhr
Mord, Vertreibung und Ausgrenzung - in beklemmender Deutlichkeit wird in Einzelschicksalen gezeigt, wie jüdischen Anwälten Unrecht geschah.

© Michael Gottschalk/photothek.net Mord, Vertreibung und Ausgrenzung - in beklemmender Deutlichkeit wird in Einzelschicksalen gezeigt, wie jüdischen Anwälten Unrecht geschah.

"Anwalt ohne Recht" - das klingt wie ein Widerspruch in sich. Wie kann ein Rechtsanwalt, der von Berufs wegen anderen zu ihrem Recht verhilft, selbst rechtlos sein? Und doch hat es sie gegeben, die Anwälte ohne Recht. Zu einer Zeit, in der Recht zu Unrecht und Menschen zu Unmenschen gemacht wurden, zu einer Zeit, als in unserem Lande die Menschenrechte mit Füßen getreten wurden.

Mit der Wanderausstellung zum "Schicksal jüdischer Anwälte in Deutschland nach 1933" erinnert die Bundesrechtsanwaltskammer an jene Menschen, die zu den ersten gehörten, die die Auswirkungen des nationalsozialistischen Rassenwahns zu spüren bekamen. Im April 1933 erließen die neuen Machthaber das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" und das "Gesetz über die Zulassung jüdischer Rechtsanwälte" - dies war der formale Rahmen, mit dessen Hilfe die Juristen aus ihren Berufen verdrängt wurden.

Drangsaliert und gedemütigt

Wie die Betroffenen drangsaliert und gedemütigt wurden, belegen Bilder. Ein Foto aus diesen Tagen zeigt einen Münchner Anwalt, der sich über die unrechtmäßige Inhaftierung eines Mandanten beschwert hatte. Er wurde barfuß und mit abgeschnittenen Hosen durch die Straßen geführt, um den Hals ein Schild gehängt, auf dem zu lesen war: "Ich werde mich nie mehr bei der Polizei beschweren." In Köln wurden jüdische Rechtsanwälte in einem Müllwagen durch die Stadt gefahren. Was die Anwaltskammern, als Standesorganisationen des Berufes, zu diesen entwürdigenden Vorfällen sagten? Wenig. Es gab kaum Proteste - wohl auch, weil nicht wenige von der Verdrängung der Konkurrenten profitierten.

Gezeigt wird die Ausstellung bis 28. Februar 2025 im zweiten Obergeschoss im Nürnberger Justizpalast - eröffnet wird sie in einem Festakt am 24. Januar um 16 Uhr.

Das Datum ist nicht zufällig gewählt: Am 24. Januar 1977 wurden vier spanische Gewerkschaftsanwälte und ein Angestellter in ihrer Kanzlei in Madrid von Neofaschisten ermordet. Im Gedenken daran riefen Europäische Anwaltsvereinigungen den 24. Januar als "Tag des verfolgten Anwalts" ins Leben. Seit 2015 organisiert die Nürnberger Juristengruppe bei Amnesty International eine Veranstaltung, um auf das Schicksal verfolgter Kollegen aufmerksam zu machen.

Der Eintritt zu dem Festakt ist frei, die Veranstalter bitten um zeitige Anmeldung mit Name und Adresse unter der E-Mail-Adresse "ausstellung@olg-n.bayern.de". Nach der Begrüßung durch Organisatorin Christine Roth werden Uwe Wirsching, Präsident der Rechtsanwaltskammer Nürnberg, und Thomas Dickert, Präsident des Oberlandesgerichts Nürnberg, sprechen. Ulrich Wessels, Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer, wird über die Ausstellung referieren. Für musikalische Untermalung sorgen Patricia Litten (Gesang) und Gordian Teupke (Klavier).

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