Aktion der Letzten Generation
Aus Klima-Protest Weihnachtsbaum besprüht: Nürnbergs Bürgermeister spricht von unsozialer Besudelung
15.12.2023, 17:36 UhrKlima-Aktivisten der Letzten Generation haben in mehreren deutschen Städten Weihnachtsbäume an zentralen öffentlichen Plätzen mit Farbe besprüht. Auch in Nürnberg wurde im Umfeld des Hauptbahnhofs ein Baum teilweise mit oranger Warnfarbe eingefärbt - und damit der Zorn von Nürnbergs Bürgermeister Christian Vogel (SPD) geweckt.
Über so viel Borniertheit könne er nur den Kopf schütteln, wie Vogel mitteilt. "Wenn die Damen und Herren der Letzten Generation meinen, mit ihren Aktionen etwas Positives zu bewirken, haben Sie sich getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall. Eigentlich könnte man diese Sache als Dummejungenstreich abtun. Aber so ist es nicht. Hier zeigt sich ein zutiefst undemokratisches Handeln, dass nicht akzeptiert werden kann, und, das auch den Großteil der Bürgerschaft abstößt", erklärt Vogel, der auch für den Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) zuständig ist.
Eine kleine Gruppe versuche hier, auf Biegen und Brechen ihre Interessen durchzudrücken und das "ohne Rücksicht auf die Menschen, die in dieser Stadt leben." Dass der Klimawandel vor Nürnberg nicht Halt mache, habe man schon länger erkannt und entsprechend würde gehandelt. "Die Umgestaltung dieser Stadt hin zu einem Ort, der auch den Herausforderungen von Trockenheit und heißen Sommern standhalten wird, ist bereits in vollem Gange", so Vogel.
Jeder Baum der in den Straßen Nürnbergs gepflanzt, jeder Pocket-Park, der eingerichtet wird, sei ein Puzzlestück im Kampf gegen den Klimawandel. Einen Rundumschlag könne es aber in einer dicht bevölkerten Großstadt nicht geben. "An diesem Umbau wirken viele Menschen auf demokratische Weise mit. Stadtverwaltung und Stadtrat sind im Dialog mit den Nürnbergerinnen und Nürnbergern. Ja, die Prozesse sind oft mühsam und benötigen Zeit. Sie sind aber demokratisch und darauf lege ich aller größten Wert", so Vogel.
Unsozial sei es hingegen, den Eingang vom Hauptbahnhof durch den Handwerkerhof hin zum Christkindlesmarkt zu "besudeln", den Tausende "unserer Gäste derzeit sehen und genießen wollen. Mit so etwas bekommt man die Nürnbergerinnen und Nürnberger nicht auf seine Seite", so Vogel. Der Polizei gebühre großer Dank. "Durch ihre schnelle Reaktion können wir die Täter zur Verantwortung ziehen. Die Rechnung wird dem ‚Nürnberg-Grinch‘ noch zugestellt. “
Die Kosten für die Sachbeschädigung und den Einsatz von Sör, der für die Reinigung des Gehwegs zuständig ist, würden im Laufe des Tages ermittelt. Die Stadt Nürnberg werde gegen die Verursacher Anzeige erstatten.
Zuvor ahtten zwei Demonstranten der Letzten Generation in orangefarbenen Westen am Mittwochvormittag den Weihnachtsbaum auf dem Gehsteig vor dem Handwerkerhof mit einem entsprechend präparierten Feuerlöscher besprüht und während der Aktion ein Plakat mit der Aufschrift "Besinnlich in die Katastrophe? Nächstenliebe = Klimaschutz!" in die Höhe gehalten. Der Verkehr vor dem Hauptbahnhof wurde durch die Aktion nicht beeinträchtigt.
Die Polizei und die Bundespolizei waren mit mehreren Beamten am Ort des Geschehens und stellten die Personalien der Aktivisten fest. Außerdem wurde der umgebaute Feuerlöscher sichergestellt.
Stadt will den besprühten Baum stehen lassen
Laut eines Sprechers der Letzten Generation wurden auch in München, Berlin, Oldenburg, Kiel, Leipzig und Rostock Weihnachtsbäume angesprüht. Mit den Aktionen wolle man an die Menschen appellieren, "sich in der Zeit der Besinnlichkeit darauf zu besinnen, wo unsere Prioritäten liegen". Was man liebe, das schütze man - "und wie können wir guten Gewissens in leuchtende Kinderaugen schauen, wohlwissend, dass sie auf eine Zukunft voller Katastrophen zusteuern".
Bürgermeister Christian Vogel hat überhaupt kein Verständnis für die jüngste Aktion der Letzten Generation und zweifelt angesichts dieser Sprühattacke "am Verstand der Menschen". Der verunstaltete Baum soll vor dem Handwerkerhof stehen bleiben, doch Vogel will ein Hinweisschild daneben aufstellen lassen, auf dem die Stadt ihr Unverständnis für solche Protestaktionen ausdrückt.