Besonders artenreicher Honig
Abflug ohne Starterlaubnis: Der Nürnberger Flughafen kümmert sich um 120.000 Honigbienen
6.8.2023, 15:00 UhrSie brauchen keine Starterlaubnis vom Tower: Rund 120.000 Honigbienen schwirren über die Außenflächen des Nürnberger Flughafens und leisten dabei laut Albrecht-Dürer-Airport einen wertvollen Beitrag zur Umweltüberwachung. Umsorgt werden die flughafeneigenen Völker von einem Team aus Hobby-Imkern und weiteren Freiwilligen, die eigentlich ganz andere Jobs am Albrecht-Dürer-Airport haben.
Isabella Gebhard und Oliver Königsdörfer haben dabei seit Anfang des Jahres Verstärkung durch Mario Paulick und Oliver Beckmann bekommen. Unterstützt werden sie vom ehemaligen Airport-Imker Erwin Schmidt, der seit 2021 im Ruhestand ist und die Bienen bereits seit Jahren hegte und pflegte.
Aufruf im Intranet
Isabella Gebhard arbeitet eigentlich im technischen Bereich des Flughafens. Mit Bienen hatte sie nichts zu tun, bis sie auf einen Aufruf im flughafeneigenen Intranet stieß, wo Nachfolger für Erwin Schmidt gesucht wurden. "Das hat sofort mein Interesse geweckt, und ich habe mich spontan beworben", erzählt sie. Ähnlich ging es Paulick und Königsdörfer von der Flughafenfeuerwehr sowie Beckmann aus der Bürotechnik.
Zusammen bilden sie nun das Imker-Team und kümmern sich abwechselnd um die drei Stöcke mit je ca. 40.000 Bienen. Weil nicht alle Neu-Imker eine Vorerfahrung in der Pflege und Betreuung der Bienen mitgebracht haben, absolvieren sie derzeit einen Imkerkurs.
Auch Vorgänger Erwin Schmidt, der privat ebenfalls Bienenvölker betreut, hilft ihnen. Inzwischen haben sie schon einiges an Wissen über die "schwarzgelben Sympathieträger", wie der Flughafen die Insekten nennt, gesammelt: "Unsere Bienen fliegen im Radius von drei Kilometern und decken damit den An- und Abflugbereich ab", berichtet Isabella Gebhard.
Daten über Luftqualität
Dabei übernehmen die Bienen eine wichtige Aufgabe und helfen zu prüfen, ob und wie der Flugverkehr die Vegetation und Luftqualität im Flughafenumfeld beeinflusst. Vom Nektar und von den Pollen werden Proben zur Laboruntersuchung eingeholt. Das Analysespektrum umfasst organische Luftschadstoffe und Schwermetalle, die als typisch verkehrsbedingt gelten. Dieses Verfahren nennt sich Biomonitoring. Die jährlich vorliegenden Labor-Ergebnisse bewertet der Flughafen als positiv: In allen Proben fanden sich demnach bisher nur marginale Konzentrationen einzelner Schadstoffe. Alle Befunde unterschritten deutlich die gesetzlichen Grenzwerte, teilt der Airport mit.
Zusätzlich wird der Airport-Honig von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau auf seine Qualität geprüft. Bislang wurde er laut Flughafen immer als hochwertiger und besonders artenreicher Honig eingestuft. Zu kaufen gibt es ihn allerdings trotzdem nicht.
Nur langgediente Mitarbeitende des Flughafens können ihre Brötchen damit beschmieren: Anlässlich von Jubilarehrungen erhalten sie je ein Glas geschenkt. Isabella Gebhard und ihre Kollegen müssen sich noch etwas gedulden, bis sie ihren ersten eigenen Honig probieren können. Denn jetzt sind erst einmal die Bienen gefordert, um Nektar einzutragen. Und nebenbei, so der Flughafen, erfüllen sie ihre Aufgabe "als Umweltdetektive".
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Der Flughafen sieht das Biomonitoring als Bestandteil eines "umfassenden Nachhaltigkeitsprogramms" am Albrecht-Dürer-Airport. So sei bereits 2018 die Stromversorgung auf reinen 100 Prozent Ökostrom umgestellt worden. Zudem habe man Hangardachflächen und das neue Parkhaus P4 mit Solarmodulen bestückt sowie Terminal, Parkhäuser und Außenbereiche mit stromsparenden LED-Leuchtmitteln ausgerüstet. In der Fahrzeugflotte setze man auf Elektromobilität.
Doch zurück zu den Bienen: Die Betreuung kann auch weh tun. Isabella Gebhard sagt, dass sie "schon öfter" gestochen worden sei. In die Hand, den Ellenbogen, einmal verfing sich eine Biene in den Haaren. "Aber nach dem ersten Schreck lässt der Schmerz schnell nach", sagt sie lachend. Und beim Arbeiten an den Bienenstöcken tragen die Airport-Imker ohnehin Schutzkittel und Handschuhe.