Ein Fazit

140.000 Menschen strömen zur Blauen Nacht: Das waren die Highlights

Silke Roennefahrt

Lokalredaktion

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8.5.2022, 15:12 Uhr
Wieder ein Highlight: Für die Burgkunst sorgte diesmal die Fürther Künstlerin Sascha Banck.

© Günter Distler, NNZ Wieder ein Highlight: Für die Burgkunst sorgte diesmal die Fürther Künstlerin Sascha Banck.

"Wir sind wieder da!" Als Kulturreferentin Julia Lehner auf der mitternächtlichen Pressekonferenz im Rathaus ein erstes Fazit zog, da klang die Bürgermeisterin regelrecht euphorisch. Es sei ein Glück, diese Bilanz präsentieren zu dürfen, sagte Lehner, und damit waren nicht nur allein die nackten Zahlen gemeint. Fast 140.000 Menschen flanierten nach Angaben des städtischen Projektbüros durch die Altstadt, rund jeder Zehnte hatte sich ein Ticket gekauft. Die erste Großveranstaltung seit Beginn der Pandemie war damit laut Projektleiterin Simone Ruf eine der erfolgreichsten der letzten zehn Jahre. Ein Fazit in Stichpunkten.

Die Museen

Oft gehen sie zwischen all den Lichtinstallationen und Artisten ein wenig unter. Doch die Museen, die bis tief in die Nacht geöffnet haben, sind quasi das Rückgrat der Blauen Nacht. Die Veranstaltung sei ein "Schaulaufen" der Häuser, sagt die Leiterin des Zukunftsmuseums, Marion Grether. "Alle geben sich mit ihrem Programm sehr viel Mühe." Und das wurde vom Publikum honoriert. Im Zukunftsmuseum war der Andrang so groß, dass sich immer wieder lange Schlangen vor dem Eingang bildeten. Was vermutlich auch mit einem humanoiden Roboter zu tun hatte: Ameca hatte ihren ersten Auftritt vor Publikum. Es sei ein Kraftakt für die Häuser, sagt Grether, die schon als Chefin des Kommunikationsmuseums etliche Blaue Nächte mit geplant hat. "Aber das ist es uns wert, weil so viele unterschiedliche Besucher kommen."

Keine Wartezeiten gab es vor dem Germanischen Nationalmuseum - hier sei einfach so viel Platz, dass es während der gesamten Pandemie keine Probleme gegeben habe, so Pressesprecherin Sonja Mißfeldt. Auch sie zieht ein positives Fazit. Die Stimmung sei entspannt, "wir freuen uns, dass so etwas überhaupt wieder stattfinden kann." Nur die Masken, die etliche Besucher freiwillig trugen, erinnerten daran, dass die Normalität noch eine andere ist. Über regen Zuspruch freuten sich auch kleinere Museen 1500 Besucher kamen allein ins Albrecht-Dürer-Haus.

Die Highlights

Man kommt einfach nicht daran vorbei: Die Burgprojektion, in diesem Jahr von der Fürther Künstlerin Sascha Banck gestaltet, lockte zurecht die Massen an. Immer wieder gab es spontanen Beifall für die rund zehnminütige Projektion, bei der Banck unter dem Motto "Streifzug durchs Paralleluniversum" farbenfrohe Bilder und fabelhafte Zwitterwesen auf die Reise über die Sandsteinmauern schickte - wie immer mit Hilfe der Technik der österreichischen Firma Rezac. Immer wieder geklatscht wurde auch auf dem Hauptmarkt. Hier brachte die Berliner Formation Re:sorb mit Hilfe von 23 Beamern die Fassade der Frauenkirche optisch ins Wanken und machte außerdem das Rathaus zur Spielwiese ihrer Lichtkunst. Rund 200 Fenster mussten dafür abgeklebt werden. Gleich ums Eck im Rathausinnenhof bot Re:sorb, deren Gründer Stefan Ihmig aus Weißenburg stammt, eine weitere 3D-Projektion aus Nebel, Sound und Licht unter dem Motto "Infinity Gate", von der sich viele Betrachter kaum losreißen konnten. Aber auch die "Moving shadows" der Kölner Truppe "Die Mobilés" in der Lessingstraße begeisterte das Publikum.

Der Kunstwettbewerb

13 Projekte hatte eine Jury im Vorfeld ausgewählt, wer ein Ticket für die Preview gekauft hatte, konnte sie schon entspannt am Freitagabend besichtigen. Die ein oder andere Klanginstallation gab manchen Rätsel auf, die meisten Arbeiten aber waren sehr gelungen - zum Beispiel der interaktive Klangwald von Ines Fiegert im Parkhaus Sterntor, die Mitmach-Projektion von "Elektropastete" im Haus des Spiels, die "Fantasmagorie" von Alexander Mrohs in der Egidienkirche oder die Objektinstallation "Nachtschwärmer" von Mona Burger im Innenhof des Zeitungscafés. Noch in der Nacht wurde der Publikumspreis der N-Ergie vergeben - er ging an den VEB Lichtbildklub, der an der Fassade der Kunstvilla demonstrierte, was "Nachts vorm Museum" so alles passieren kann.

Die neuen Orte

Etliche Veranstaltungsorte waren neu dabei - und wurden gut angenommen, auch wenn sie versteckt oder etwas abseits lagen. Das gilt zum Beispiel für das Programm von "Schmitt + Sohn" an der Hadermühle. Die Aufzugsfirma wollte sich schon vor zwei Jahren beteiligen und scheiterte an der Pandemie. Jetzt konnte sich Aniko Peiffer, zuständig für die Unternehmenskommunikation und Organisatorin des Abends, über die "wahnsinnig vielen Leute" freuen, die sogar geduldig auf die interaktiven Aufzugsführungen warteten, um zu erfahren, was eigentlich passiert, wenn während der Fahrt der Strom ausfällt. Auch ein Projekt des Kunstwettbewerbs ("Pattern of Noise") gab es zu sehen, zudem lockte der Vertikal-Akrobat Noah Chorny. Aber auch der sonst nicht öffentlich zugängliche Marstallgarten der Bayern LB entpuppte sich als zauberhafte Oase und schöner Ort für die Kunst.

Die Organisation

Rund 200 Helfer sorgten für einen reibungslosen Ablauf bei Einlass und Ticketverkauf. Insgesamt aber waren laut Projektbüro sogar 3000 Menschen an der langen Nacht der Kunst und Kultur beteiligt. sie führten durch Museen, sorgten dafür, dass die Straßenlaternen blau leuchteten und steuerten für die VAG historische Busse durch die Nacht, damit erschöpfte Besucher den Weg zum nächsten Veranstaltungsort ein wenig verkürzen konnten. "Es ist", so sagt Andreas Radlmaier von Projektbüro, "eine Kleinstadt, die diesen Abend bewegt." Und die den vielen Besuchern nur ein Problem nicht abnehmen konnte: nämlich eine Auswahl aus den insgesamt 450 Stunden Programm zu treffen.

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