Jubiläum An den Rampen

10 Jahre Projekt 31: Genug Höhen und Tiefen für 100 Jahre

6.7.2024, 16:34 Uhr
Das P31 in Nürnberg An den Rampen: Mit viel Liebe und in Eigeninitiative haben sich die Mitglieder hier ein Domizil geschaffen. Doch die Unterkunft ist gefährdet.

© P31/privat Das P31 in Nürnberg An den Rampen: Mit viel Liebe und in Eigeninitiative haben sich die Mitglieder hier ein Domizil geschaffen. Doch die Unterkunft ist gefährdet.

Zehn Jahre sind im Vergleich zu anderen Einrichtungen, Vereinen oder Projekten zugegebenermaßen keine sehr lange Zeit. Doch was das P31 in Nürnberg, das sich nach seiner Adresse An den Rampen Nummer 31 benannt hat, in dieser Dekade erlebt hat, schaffen andere in 100 Jahren nicht.

Dabei hatte man freilich nicht vor, sich auf eine solche Achterbahnfahrt zu begeben, als sich im Sommer 2014 die Türen in einer einstigen Kfz-Werkstatt öffneten. Endlich hatte man, nachdem das Komm Geschichte gewesen war, wieder ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum. In drei Jahren Umbauzeit hatten die engagierten Mitwirkenden die Räume so gut es ging für ihre Zwecke umgebaut.

Besonders beliebt

Und nun war Platz für gemeinsames Kochen, für Diskussionsrunden, überhaupt für Gespräche oder einfach so zum Abhängen und sogar für Konzerte. Der Umsonstladen, in dem unentgeltlich Kleidung und anderes erworben oder getauscht werden konnte, war dabei eine beliebte Besonderheit.

Und so hätte es weitergehen können. Raum für Entwicklung schaffen, Neues kreieren, eine Heimat bieten. Doch dann waren durch einen Verkauf des Hauses die Räume und damit auch nicht weniger als die gesamte Zukunft des P31 gefährdet. Unerwartet präsentierte man ihnen den Termin, bis zu dem sie das Haus verlassen haben müssen.

Dann wieder die positive Seite: Das Team des P31 ging sprichwörtlich nach draußen, suchte verstärkt die Öffentlichkeit, lud ein - und verdiente sich damit neue Sympathien. "Don‘t go breaking my heart", sagten die "31er" und trafen damit ins Schwarze. Medien berichteten verstärkt, Mitglieder einzelner Parteien im Stadtrat setzten sich ein. Die Enttäuschung folgte: Es gab keine finanzierbaren räumlichen Alternativen mit zentraler Anbindung in Nürnberg.

Crowdfunding läuft

Gerade jetzt wurde der Geldbeutel immer dünner. Steigende Energiekosten und allgemeine Kostensteigerungen trugen dazu bei. Wenigstens ein Teilsieg: Vor Gericht konnte die P31-Crew erreichen, dass sie bis Anfang 2026 im Haus An den Rampen blieben dürfen. Langfristig aber ist dies keine Lösung, somit nehmen sie es nun selbst in die Hand und wollen das Haus gemeinsam mit dem Mietshäusersyndikat erwerben. Finanziert werden soll der Anteil größtenteils durch Spenden und vergünstigte Kredite. Aktuell ist man bei betterplace.org mit rund 9000 Euro Spenden bei 15 Prozent der nötigen Summe.

Und dann verpassten die Wetterkapriolen im vergangenen Jahr wieder einen Dämpfer: Bei einem Starkregen am 17. August überflutete es den Keller bis zu einer Höhe von einem Meter. Technische Geräte, Möbel, Kleidung - alles, was dort lagerte, wurde unbrauchbar. Noch immer sind die Mitglieder beschäftigt, den Schaden zu beheben. Aber Teile des Angebotes konnten seitdem nicht wieder aufgenommen werden.

Aber die Feierstimmung soll dies nicht trüben: "Für uns ist das nach den ereignisreichen Jahren ein besonderes Fest", heißt es. "Wir feiern den offiziellen zehnten Geburtstag des Projekt 31, wir feiern das über 20-jährige Bestehen unseres Trägervereins Alternative Kultur Nürnberg e.V., wir feiern die Idee der Selbstverwaltung von unten, eine Kultur für alle und das gute Leben."

Was hilft auch das Jammern, sagt man sich. Lieber wolle man sich solidarisieren und gemeinsam mit bedrohten Einrichtungen wie Radio Z, Dialog der Kulturen, Heizhaus oder Wagenplatz Kristallpalast für den weiteren Erhalt, für die Zukunft kämpfen. "Wir, die bedrohten Räume in Nürnberg."

Großes Hoffest

Am Samstag, 6. Juli, ab 15 Uhr gibt es daher ein Hoffest mit Live Bands, Essen, Vorträgen, Soli-Tattoos, Siebdruck, Kinderecke und mehr. Auch die bedrohten Räume sollen dabei natürlich angesprochen werden. Für viele Mitwirkende ist das P31 wie ein zweites Wohnzimmer. "Ich wüsste nicht, wo man sich sonst in dieser Weise mit so angenehmen Menschen treffen, austauschen und engagieren könnte", sagt ein langjähriger Teilnehmer aus dem P31-Team.

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