Rückblick
Wiederentdeckt - Wir zeigen Ihnen hier bemerkenswerte Bildschätze aus dem Pressearchiv.
31 Bilder 10.7.2024, 15:15 UhrDass Museumsdirektoren als surreale Kunstwerke fungieren können, bewies im September 1981 im Rahmen der 29. Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Nürnberg humorvoll der damalige Direktor der Kunsthalle, Curt Heigl. Während er sich mit dem zur Eröffnung angereisten damaligen Bundespräsidenten Karl Carstens (links) unterhielt, stand er hinter einem spezialgeschliffenen gläsernen Ausstellungsobjekt des Künstlers Victor Bonato. Schon 1968 hatte der Deutsche Künstlerbund zuvor mit seiner Jahresausstellung einmal Nürnberg beehrt. Damals hatte Joseph Beuys für Irritation gesorgt, als er im Künstlerhaus die Installationen „Fettecke“ und „Luftpumpen mit Fett“ zeigte. Bei der Ausstellung im Jahr 1981 ging es deutlich fettärmer zu. © Rudolf Contino
In Zeiten digitaler Musikplattformen mag es anachronistisch erscheinen, in den wenigen verbliebenen Plattenläden ist es jedoch auch heute oft noch möglich, vor dem Kauf in das Objekt der Begierde hineinzuhören. Genau so war es auch schon im Jahre 1966, mit dem Unterschied allerdings, dass sich dieses Angebot damals noch an die breite Bevölkerung und nicht nur an die selten gewordenen Liebhaber analoger Tonträger richtete. Statt eines Stereokopfhörers stand für die Hörprobe damals eine Art Telefonhörer ohne Sprechmuschel zur Verfügung, die Dame auf unserem Foto scheint gegenüber dem gebotenen Klangerlebnis allerdings etwas skeptisch gewesen zu sein. © Friedl Ulrich
In banger Erwartung einer kalten Dusche saß Helmut Schmidt im Februar 1966 inmitten des närrischen Treibens auf dem Hauptmarkt. Der bekannte Humorist Herbert Hisel ließ als Faschingsprinz Herbertla I. mit einer Gießkanne „Weisheit“ in den roten Trichter fließen. Zum ersten Mal wurde die höchste Nürnberger Faschingsauszeichnung verliehen: der Goldene Nürnberger Trichter. In Vertretung für seinen erkrankten Parteigenossen Fritz Erler nahm der damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Helmut Schmidt die Eintrichterung entgegen. Als späterer Bundeskanzler wurde er selbst sehr einflussreich. © Horst Eißner
Die Darbietung dieses verspielten Mini-Crash-Tests sollte im Oktober 1974 die Gurtmuffel Nürnbergs eines Besseren belehren. Seit dem 1. Januar jenes Jahres mussten alle in der BRD neu zugelassenen Pkws mit Dreipunktegurten für die Vordersitze ausgestattet sein. Das Verkehrsministerium startete eine Kampagne, um vom Sinn des Gurts zu überzeugen. Ihr sperriger Slogan "Erst gurten - dann starten" wurde nach kurzer Zeit mit "Erst gurten - dann spurten" in geschmeidige Reimform gebracht. Trotz aller Bemühungen blieb der Spurt ohne Gurt aber weit verbreitet. 1976 wurde das Anschnallen auf den Vordersitzen Pflicht, auf den Rücksitzen erst 1984. Ebenfalls 1984 erfolgte ein Bußgelderlass, der für deutlich mehr Klicks vor der Abfahrt sorgte. © Rudolf Contino
Starke Nerven und eine gehörige Portion Mut bewiesen im September 1974 zwanzig Zuschauer aus dem Publikum, die sich freiwillig zur Verfügung stellten, um Teil der spektakulären Autorodeo-Show der Maatz Brothers zu werden. In einer Reihe auf dem Boden des Zeppelinfeldes liegend, erlebten sie hautnah, wie ein Artist der Maatz Brothers auf einem Motorrad zu einem gekonnten Sprung ansetzte und über ihre Köpfe hinwegflog. Um die Spannung und den Nervenkitzel noch weiter zu erhöhen, sprang der Stuntman in einem zweiten Durchgang sogar über 40 Personen. © Peter Vrbata
„Füttern verboten“ – Was für die Bewohner des Nürnberger Tiergartens gilt, traf so im April des Jahres 1970 auch für den damaligen 2. Bürgermeister Franz Haas (rechts) zu, der - zusammen mit Tiergarten-Assistent Dr. Manfred Kraus - seine kurzzeitige Rolle als Attraktion im neu eingerichteten Freigehege der Gibbons unerwartet ausdrucksstark verkörperte. Die zum Ende des Vorjahres in schlechtem Zustand aus Ostasien eingetroffenen Affen wurden noch in einer eigenen Quarantänestation des Tiergartens liebevoll aufgepäppelt. Bevor sie in ihr neues Domizil übersiedelten, ließ es sich Franz Haas nicht nehmen, sie zu besuchen und einige Bananen zu verteilen. © Graser
Unter der Überschrift „Ein kleiner Himmel aus Beton“ berichteten die Nürnberger Nachrichten im Juli 1960 vom Bau des Planetariums am Nürnberger Plärrer. 64 hohe Betonrippen wurden zu einer Halbkugel von 20 Meter Durchmesser zusammengefügt. Der hier bäuchlings auf dem höchsten Punkt der Kuppel liegende Arbeiter sah wohl ebenso ehrfürchtig in die Tiefe, wie später die wissbegierigen Sternengucker nach oben in Richtung des künstlichen Firmaments. Am 11. Dezember 1961 war Eröffnung. Doch erst im Jahr 1973, anlässlich des 500. Geburtstages des berühmten Astronomen, wurde das Planetarium nach Nikolaus Kopernikus benannt. © Gertrud Gerardi
„Liebe Leute, Euch zur Freude, wollen wir den Zunfttanz Euch bescheren“, so leitete ein junger Bäcker im Jahr 1950 anlässlich der 900-Jahr-Feier der Stadt Nürnberg den Tanz der Bäckerzunft ein. Vor der Kulisse der Nürnberger Kongresshalle präsentierten sich vierzehn Bäckerpaare einem zahlreich erschienenen Publikum. Die Bäckerjungen in weißen Jacken und Bäckerkappen, mit Brotschiebern in der Hand, und die Mädchen in bunter Tracht zeigten einstudierte Tänze. 26 Jahre vorher im Jahr 1924 wurden diese das erste und einzige Mal bei einer Fachausstellung der Bäcker in Nürnberg aufgeführt und nun eigens für das Stadtjubiläum wiederbelebt © Gertrud Gerardi
Wer bereits Mitte der 1960er Jahre glücklicher Besitzer eines Telefons war, und eine Telefonnummer benötigte, landete unter Umständen bei dieser hilfsbereiten Telefonistin an ihrem Arbeitsplatz im Fernmeldeamt 1 in der Karolinenstraße in Nürnberg. 8000 Anfragen gingen seinerzeit werktäglich bei der Telefonauskunft ein. In kürzester Zeit galt es – quasi im Handumdrehen – die gesuchte Telefonnummer in der sogenannten Drehauskunft zu finden, die die einzelnen Seiten des damaligen Amtlichen Fernsprechbuches enthielt. Um unvermeidliche Wartezeiten zu verkürzen, wurde deshalb 1967 auf Mikrofilmtechnik umgestellt. © Friedl Ulrich
Ein hoher Besuch aus der zeitgenössischen Kunstwelt beehrte Nürnberg im Oktober 1985. Die Kaiser-Galerie, damals gelegen in der Kaiserstraße 8, zeigte ältere druckgraphische Blätter und 21 neue Gemälde und Handzeichnungen von Ernst Fuchs, seines Zeichens bekanntester Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus. Für unseren Fotografen posierte der exzentrische Künstler selbstironisch vor seinem eigenen Konterfei. Die Kappen, welche der sich barock gebende Malerfürst stets trug, gestaltete er selbst. © Rainer Fechter
Wie ein Geschenk des Himmels betrachtete der Verkehrspolizist am Plärrer den Polizei-Wasserwerfer, der im Juli 1957 bei Temperaturen bis zu 38 Grad im Schatten eine erfrischende Dusche in seine Richtung schickte. Um den glühend heißen Asphalt etwas abzukühlen, drehte der Wasserwerfer der Polizei im Abstand von einer halben Stunde Runden um die Verkehrskanzel des schwitzenden Kollegen, bespritzte die dampfende Straße - und nebenbei auch ihn selbst ein wenig - mit wohltuend kühlem Nass. © Friedl Ulrich
Nicht das Lager eines Trödlers sehen wir hier, sondern einen Raum in der Desinfektionsanstalt von Nürnberg, in dem Kunst und Krempel in den 70er Jahren vom Holzwurm befreit wurden. Die Zeiten als hier gefährliche Krankheitserreger bekämpft werden mussten, als Krankheiten wie Tuberkulose und Cholera in der Stadt wüteten, waren zum Glück längst vorbei. Da Desinfektion als Mittel gegen die Übertragung erkannt worden war, eröffnete 1884 die Anstalt, in der Gegenstände Infizierter keimfrei gemacht wurden. Dank allgemein zunehmender Hygiene wurde sie im Lauf der Jahre überflüssig und stellte 1976 den Betrieb ein. Das Stadtteilzentrum Desi zog bald darauf in das Gebäude in der Brückenstraße und bereichert dort seither Nürnbergs Kulturlandschaft. © Wilhelm Bauer
Einer ungewöhnlichen Tätigkeit ging Lina Walz im Jahre 1961 nach. Mit viel Elan, Wasser und Schaum sorgte sie dafür, dass die damals 400 Postkästen der Stadt funkelten und blitzten. Als Briefkastenputzerin legte die 52-jährige Solnhoferin dabei jeden Tag nach einem vorgegebenen Fahrplan rund 20 Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Im Verlauf von jeweils zwei Monaten befreite sie so alle 400 Briefkästen in der Stadt von Taubendreck, Fingerabdrücken, Kritzeleien und ähnlichem, dann begann ihre Tour wieder von vorne. Dies alles von Hand und mit Muskelkraft zu meistern, mutet heute etwas kurios an, für „die Walzi“, wie man sie liebevoll nannte, war es der normale Alltag. © Gertrud Gerardi
Wer schön sein will, muss leiden, umso mehr, wenn ein Friseurbesuch in der Hitze des Sommers ansteht. Ein erfindungsreicher Figaro aus Fürth verlegte deshalb kurzerhand im Jahre 1963 seinen Salon ins Freie und verschönerte mit Schere, Kamm und Lockenwicklern seine Kundinnen „open-air“. Abgeschirmt von neugierigen Blicken freuten sich die Damen mit frisch eingedrehten Haaren bei Radiomusik und entspannender Lektüre, wenn sie neben der heißen Fön-Luft auch eine kühle Brise unter die Trockenhaube bekamen. © Knut Meyer
Wie eine fliegende Untertasse aus einem Retro-Science-Fiction-Film mutet aus heutiger Sicht diese Straßenlaterne an. Sie wurde im August 1966 in Nürnberg auf einen 14 Meter hohen Mast gesetzt. Unser damaliger Reporter zeigte sich vom Mut der Arbeiter beeindruckt. Hier ein Auszug aus seinem Artikel: „Die Handwerker zwischen Himmel und Erde werden nicht gefeiert wie Artisten auf dem Drahtseil. Es wird diesen Männern kaum bewusst, dass ihr Leben oft nur an einem dünnen Seil hängt. Nur beim Anblick ihres Lohnstreifens erinnern sie sich an das Vabanquespiel, wenn sie die Rubrik „Gefahrenzulage“ überfliegen.“ © Horst Eißner
Wir schreiben das Jahr 1954 und befinden uns bei der vierten „Photo- und Kino-Ausstellung“, der „photokina“ in Köln. 176.000 Besucher wurden registriert, über 400 Firmen zeigten ihre neuen Entwicklungen. Interessenten, Aussteller und Importeure aus vielen Ländern fanden sich ein. Doch auch einige Nürnberger Firmen waren dabei. Auf unserem Bild bewundern einige Jungen verzückt die Photina Reflex-Kamera und die Photavit Kleinbildkamera aus den Bolta-Werken in Nürnberg. In ihre Gesichter, von denen es damals noch keine Selfies gab, steht die pure Begeisterung geschrieben. © Friedl Ulrich
Zu Tisch bitte, hieß es für 56 Austauschschülerinnen und -schüler aus Glasgow und Nizza, die im August 1965 zu Gast in Nürnberg waren. Auf ovalen Platten wurden Schinken und Ananas, mit Käse überbacken, auf Toast serviert, den die „Jung-Europäer mehr begehrten, als Eisbein, Kraut und Kniedla“, wie es seinerzeit in unserer Berichterstattung hieß. Für die hier abgebildeten jungen Menschen schien der Anblick von Toast Hawaii jedoch eher ein kulinarischer Schreckmoment gewesen zu sein. © Gertrud Gerardi
„Ich bin so fertig, ich kann's gar nicht sagen.“, so eine Passantin im August 1972 zu einem Vertreter unserer Zeitung. Sie hatte in Nürnberg vor einem Cabrio die Straße überquert, dessen Fahrer sein Gesicht komplett hinter einer schwarzen Maske verbarg. Es war der Magier Roland Besendorfer aus Fürth, der mit seinen Geschwistern Elke und Elmar eine „Blindfahrt unter Hypnose“ darbot. Peter Frankenfeld, Moderator der Sendung „Und Ihr Steckenpferd?“, hatte ein Drehteam geschickt, um das Trio dabei auf Film zu bannen. Vor vielen Zuschauern hypnotisierte Elmar am Hauptmarkt den Bruder und verband ihm die Augen. Elke gab danach via Gedankenübertragung Befehle an den blind Fahrenden, der so eine große Runde durch die Nürnberger Innenstadt drehte. © Erich Guttenberger
In Kunstbetrachtung versunken: Einen Moment der Muße gönnen sich zwei Raumpflegerinnen auf unserem Motiv aus dem Jahre 1975, welches seinerzeit unter dem Titel "Kunstpflege" erschienen ist. Ihre geblümten Arbeitskittel bilden einen reizvollen Kontrast zu den ausgestellten abstrakten Kunstwerken. Um welche Ausstellung es sich handelt, ist leider nicht bekannt. © Rainer Fechter
Als man in der Pegnitz noch schwimmen durfte: Bei frühsommerlichen 23 Grad läuteten diese beiden Nixen in ihren modischen Badekappen in der Pegnitz nahe der Wöhrder Wiese die Badesaison ein und genehmigten sich ein Ballspiel in den kühlen Fluten. Auch die städtischen Schwimmbäder waren zu diesem Zeitpunkt im Jahre 1954 bereits gut gefüllt und sind es im Sommer bis heute, das Flussbaden ist in Nürnberg legal leider nicht mehr möglich. © Gertrud Gerardi
Heimliche Wünsche einiger Nürnberger Stadträte erfüllten sich 1965 in der Halle des SC 04 Maxvorstadt. An diesem Ort konnten sich die Parteien wöchentlich wie im Flug übereinander hinwegsetzen, wenn auch nur beim Bocksprung. Auf unserem Bild hüpft gerade CSU-Stadtrat Georg Holzbauer über SPD-Stadtrat Rolph Mader. Über alle feindlichen Lager hinweg hatte sich ein kleiner Frühsport-Club gebildet, der jeden Dienstag um 7:30 Uhr auf das Kommando eines Turnlehrers in Schwung gebracht wurde. Vier Wochen trainierten die Stadtväter heimlich, ehe sie sich zum ersten Mal bei ihrer Frühgymnastik von Vertretern der Presse zuschauen und fotografieren ließen. © Friedl Ulrich
Wer hoch hinaus will, braucht gelegentlich eine Leiter. Aus einem reichhaltigen Fundus an gut sortierten Holzleitern könnte sich dieser ordnungsliebende Lagerist, wie unser Foto aus dem Jahr 1982 zeigt, durchaus bedienen, um einen Nagel in die Wand zu schlagen. Allerdings schien ihm die Benutzung einer Leiter wohl nicht das geeignete Mittel der Wahl gewesen zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass sein waghalsiger Balance-Akt auf dem Stuhl keinen Fehltritt zur Folge hatte. © Rainer Fechter
Trockenen Fußes über den Dutzendteich: Im Rahmen der IENA 1981 führte der Nürnberger Ernst Zeitler sein Wasserfahrrad vor. Mittels Pedalbetrieb wurde die Antriebsschraube in Schwung gehalten, das Vorderrad war mit einem Ruder verbunden. Leider schaffte es diese sympathische Erfindung nicht in die Serienfertigung, ein Hingucker war dieses außergewöhnliche Fortbewegungsmittel aber allemal. © Reinhard Kemmether
Für Aufsehen und Gesprächsstoff sorgte im Dezember 1979 die 2,44 m große Bronzeplastik „Großer Totemkopf“ des berühmten Bildhauers Henry Moore nach ihrer Enthüllung in der Karolinenstraße unweit der Lorenzkirche. Die Karstadt AG hatte die abstrakte Skulptur für 400 000 DM gekauft und der Stadt Nürnberg geschenkt. Die Meinungen waren geteilt. „Ohr zur Welt“, „Kaffeebohne“ oder „Knoblauchzehe“, so lauteten einige der Assoziationen der Betrachtenden auf Nachfrage unseres Redakteurs. Unser Foto zeigt die Rückseite der Plastik, die auch heute noch an dieser Stelle zu finden ist. © Hagen Gerullis
„I'm swimming in the rain!“ konnten Badegäste im Hallenbad in Stadeln aus gegebenem Anlass eine Weile lang singen, denn es regnete durch das Dach hinein. An dem erst im Jahr 1973 eröffneten Bad mussten bereits 1977 Renovierungsarbeiten durchgeführt werden. Auf unserem Archivbild sieht man nicht etwa die Schirmherren des Schwimmbades, sondern einige Badegäste, die bei den Feierlichkeiten zur Wiedereröffnung trockenen Humor bewiesen. © Knut Meyer
Von Dampf umhüllt, so lichtete unsere Fotografin im Februar 1963 diese archaisch anmutende alte Lokomotive ab, die in dieser dramatischen Einstellung an „The General“ aus dem gleichnamigen Buster Keaton – Film erinnert. In Ermangelung eines vorne an der Lok angebrachten Kuhfängers hat der Herr im Vordergrund seinerzeit jedoch glücklicherweise darauf verzichtet, die Stunts des Stummfilmstars nachzuahmen. © Gertrud Gerardi
Man konnte ihn um seinen Job beneiden: Im Rahmen einer öffentlichkeitswirksamen Werbeaktion verbrachte der Student Jörg Tropp im März des Jahres 1988 fünf Tage und Nächte in einem ergonomisch geformten „Naturbett“ im Schaufenster eines Möbelgeschäftes in der Peter-Vischer-Straße 21. Täglich um 10 Uhr stand er jedoch zur Morgengymnastik auf, zu welcher auch die Schaulustigen vor dem Fenster eingeladen waren. Das Bett im Wert von 1890 DM wurde nach diesem Dauerbelastungstest zugunsten des Bundes Naturschutz versteigert. In den wachen Stunden neben der Morgengymnastik bereitete sich der Marathon-Schläfer auf seine Semesterprüfungen vor. Wie viele Betten während seiner 120stündigen Ruhephase verkauft wurden, ist uns leider nicht überliefert. © Rudolf Contino
Eine äußerst ungewöhnliche Konzertbühne hatte sich am 23.02.1966 die Beat-Band „Jonah and the Whales“ (aus der später die Band „Ihre Kinder“ hervorgehen sollte) in der Nürnberger Altsstadt gesucht. Die Band kletterte durch die Fenster auf das ungesicherte Vordach des Geschäftes Photo Porst in der Karolinenstrasse 3 und legte los, sehr zur Begeisterung des, bedingt durch die Karnevalszeit, reichlich auf der Straße vorhandenen Publikums. Auch ein Fotograf traute sich damals mit auf das Dach, neben ihm sieht man von links Sonny Hennig, Wuffel Stumm, Roland Multhaupt am Schlagzeug im Fenster, Günter Gast und Ernst Schultz. Der damalige Band-Manager Jonas Porst hat es leider nicht auf unser Bild geschafft. © Gertrud Gerardi
„Und du?“ Diese Frage bekam gestellt, wer sich zahllose Portraits unbekannter europäischer Frauen und Männer in einem der Waggons des „Europa-Zuges“ ansah, der im Mai 1951 Halt am fahnengeschmückten Nürnberger Hauptbahnhof machte. In weiteren sechs – von MAN in Nürnberg gebauten - Waggons warb der Europa-Zug für den Marshall-Plan, die „Zusammenarbeit der Völker für wirtschaftlichen Wiederaufbau, für Frieden und Freiheit“ und nicht zuletzt dafür, ein Gefühl der Gemeinschaft in Europa zu entwickeln. General Bixby (links) und District Officer Harald T. Lund (Mitte) betrachten die rundum angebrachten Exponate mit interessierter Miene. © Gertrud Gerardi
Darf ich in der Öffentlichkeit rauchen, und wenn ja, wo? Fragen dieser Art beschäftigen uns auch heute wieder. Nein, es geht an dieser Stelle nicht um das Thema Cannabis-Legalisierung, sondern um die Frage, ob Rauchen in der Straßenbahn erlaubt bleiben oder verboten werden sollte. Darüber wurde in Nürnberg im April 1961 hitzig diskutiert und mit großer Wahlbeteiligung abgestimmt. Die kleinen gelben Stimmzettel konnten von den Fahrgästen direkt in den Straßenbahnen ergattert, und in Sammelkästen an den Haltestellen eingeworfen werden. Am Ende der Abstimmfrist zählten zehn Schaffner und zwei Schaffnerinnen ein deutliches Ergebnis aus, das für dunkle Wolken am Raucherhimmel sorgte: 71.000 befürworteten ein Rauchverbot, 15.000 waren dagegen. © Gertrud Gerardi
Stellen Sie sich vor, Sie wollen Kaffee kochen, aber es fehlen Ihnen die dazu nötigen Utensilien. In den sechziger Jahren war das mancherorts kein Problem, denn man konnte sich für fünf DM rund um die Uhr einen Kaffeefilter-to-go aus Porzellan aus einem Automaten mit Haushaltswaren holen. Im Fach darunter gab es auch einen Topf zu kaufen, falls man vergessen hatte, sich rechtzeitig bei Ladenöffnungszeiten einen zuzulegen. Automatenläden sind auch heute wieder in Mode, doch dort sind nicht Dinge wie Braukessel, sondern Getränke, die man sofort genießen kann, die Verkaufsschlager. © Hilde Stümpel