Einschränkungen für Urlauber

War's das mit Wellness? Diese Sparmaßnahmen planen Skihotels und Thermen

Matthias Niese

Leben / Magazin am Wochenende / Gute Reise

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18.11.2022, 09:01 Uhr
Versiegt die heiße Quelle? Ein beheizter Außenpool in verschneiter Bergwelt. Einige Hoteliers denken darüber nach, solche Anlagen zu schließen.

© Lenkerhof, NN Versiegt die heiße Quelle? Ein beheizter Außenpool in verschneiter Bergwelt. Einige Hoteliers denken darüber nach, solche Anlagen zu schließen.

Was gibt's Schöneres, als sich nach dem Skifahren oder einer Winterwanderung im Hotel in eine heiße Sauna zu setzen oder im Thermalwasser zu baden? Vor allem die Ski- und Wellnesshotels mit ihren großzügigen Spa-Bereichen starten jetzt in die Hauptsaison, doch die Energiekrise lässt manche vor der Kälte zittern. Was erwartet uns angesichts der explodierenden Preise für Energie? Wird der Eintritt in die Sauna unbezahlbar? Bleibt sie im Hotel kalt oder wird so niedrig temperiert, dass nur ein paar Schweißperlen tropfen?

Das österreichische Internetportal wellness-hotel.info, das mehr als 1600 Wellness-, aber auch Skihotels mit Wellnessbereich listet, hat sich unter 76 betroffenen Betrieben in Österreich, Deutschland, Südtirol und der Schweiz umgehört. Dabei kam Erstaunliches heraus, das uns nicht nur bangen, sondern auch hoffen lässt:

Die meisten Wellnesshotels heizen mit Holz statt Gas

Im Schnitt wollen die meisten Hotels knapp zehn Prozent Energie einsparen, was kurzfristig umsetzbar sei - neben Gas ist nämlich gerade in den Bergen und in ländlichen Gebieten, wo sich die meisten Wellness- und Wintersporthotels befinden, Holz der wichtigste Energieträger. Viele haben hier ihre Versorger vor Ort oder holen ihr Holz sogar aus dem eigenen Wald.

Holzpellets, Hackschnitzel, aber auch Biomasse steht bei vielen dieser Betrieben also an der Spitze fürs Befeuern von Saunen, Wasser und Räumen. Das gilt aber nicht für alle: 42 Prozent der Wellnesshotels sind nach wie vor auf Erdgas angewiesen - sie werden wohl etwas mehr sparen müssen. Vier Prozent glauben, dass sie überhaupt keine Energie einsparen können.

Braucht man im Hochgebirge noch einen beheizten Außenpool?

Der größte Teil des Energieverbrauchs zählt für Wellnesshotels zu den Fixkosten, die so oder so anfallen - egal wie hoch die Auslastung ist. Solange die Nachfrage hoch bleibt, verteilen sich die Energiekosten auf viele Übernachtungen, die hohen Preise wären für die Hotels leichter verkraftbar. Sinkt jedoch die Belegung, steigt die Belastung für die Hotels sprunghaft. Ein solches Szenario bereitet der Wellness-Branche Sorgen. Dann wird man sich schon fragen, ob es im Hochgebirge noch einen beheizten Außenpool braucht.

Die Energiekrise beschleunigt also auch bei den Wellnesshotels so manche Entwicklung, man hinterfragt inzwischen ganz grundsätzlich das bisherige Angebot: Immer mehr Hotels denken bei neuen Investitionen nicht nur darüber nach, was touristisch und wirtschaftlich sinnvoll, sondern was energetisch vernünftig ist. Jakob Schneider, Chef eines 4-Sterne-Superior-Hotels in Obertauern im Salzburger Land: "Wir haben uns bewusst gegen einen Außenpool entschieden. In unseren Augen ist ein beheizter Außenpool auf 1750 Metern Seehöhe weder notwendig noch nachhaltig."

Er wird nicht der einzige Hotelier sein, der so denkt - doch was sind das für Sorgen angesichts dessen, was sich derzeit Schlimmes in der Welt tut. Die allermeisten Gäste sollten also gelassen Einschränkungen in Kauf nehmen und vielleicht zu mehr Besinnung kommen, als sie in vielen Wellness-Tempeln früher möglich war.

Die Wellnessbereiche werden kürzer offen sein

Wichtig ist allen befragten Hotel- und Thermenchefs: Die Gäste sollen von den Energieeinsparungen möglichst wenig spüren - wenn sich die Lage nicht durch weitere äußere Ereignisse verschlimmert. Also werden bei 67 Prozent der befragten Betriebe Heizung und Dämmung technisch optimiert und/oder eine (größere) Photovoltaikanlage installiert.

42 Prozent setzen auf organisatorische Optimierungen, 32 Prozent müssen die Raumtemperatur absenken und 29 Prozent wollen die Betriebszeiten ihres Wellnessbereichs an den Randzeiten verkürzen. Nur 17 Prozent der Wellnesshotels werden die Wassertemperatur senken. Viele Einsparungspotentiale lassen sich jedoch nur mittelfristig umsetzen und werden erst nächstes Jahr große Wirkung zeigen.

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