So ist nachhaltiger Familienurlaub beim Segeln vor der Küste Kroatiens

Zadar - Hier wird die Familie zur eingespielten Crew: Statt All-in am Strand zu faulenzen, erleben wir beim einwöchigen Segeltörn vor Kroatien ein richtiges Abenteuer. Mit an Bord: Ein Seebär, viele Geschichten und tolle Aufgaben.

Halb drei in der Früh sind wir gestressten Mitteleuropäer aufgestanden, um einigermaßen durchzukommen an diesem Feriensamstag, an dem gefühlt alle über die Alpen in den Süden brausen. Wir sind gerade noch pünktlich kurz vor 18 Uhr am Treffpunkt in der Marina südlich von Zadar angelandet - um unser Segelboot zu entern. Mit dem will die ganze Familie eine Woche die Inselwelt vor der Norddalmatinischen Küste entdecken - nur wo ist der Skipper?

Sechs andere gestresste Mitteleuropäer, die wir noch nicht kannten, die aber mit uns an Bord sein werden und auch erst heute mit ihren Kindern gen Süden gebraust sind, stehen ebenfalls am Steg und warten auf den Käptˋn. Doch weit und breit kein Kapitän in Sicht.

Familienabenteuer auf See: Die Inseln vor der kroatischen Küste sind perfekt, um mit Kindern das Seefahrerleben auszuprobieren. © Matthias Niese

Langsam werden wir nervös. Sind wir richtig hier? Eine Viertelstunde, 20 Minuten sind rum, da schlurft ein kleiner, braungebrannter Mann aus der Ferne herbei, barfuß, mit Kugelbauch, Ringen im linken Ohr, langem grau-schwarzem Haar unter dem Käppi, natürlich mit Anker drauf - er trägt eine Badehose voller kleiner Snoopy-Hunde: "Griaßtˋs eich, ich bin Käptˋn Snoo!"

Ein waschechter Seebär - aus Österreich!

Das ist er also, unser Skipper, ein waschechter Seebär und Österreicher! Sein schnurrendes Burgenländisch entspannt wie von Zauberhand - er hatte noch Formalitäten zu erledigen, was länger gedauert hat. Ach, Zeit ist ab sofort nicht mehr so wichtig, Viertelstunde hin, Viertelstunde her. Wer segelt, liefert sich dem Wetter aus, den Bedingungen um ihn herum, was soll man schon dagegen tun!

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Von Matthias Niese 30.9.2023, 06:00 Uhr

Alle werden lieb begrüßt, die Kinder hängen gleich an dieser freibeuterischen Figur, während die Erwachsenen das Boot inspizieren und ihren Kram einräumen. Dann trinken sie ein Bier an Deck und alle werden erstmal lecker nahe der Marina Fisch essen. Am nächsten Morgen geht es endlich los.

Die Papalina - unsere 17 Meter lange Yacht mit fünf Doppelkabinen, drei Bädern und großer Messe mit Steuerstand in der Mitte - sticht in See und fährt mit Badestopp bei Barotul den Biogradkanal gen Süden zur Insel Murter. Wir kommen unter Segel flott voran, es ist heiß. Wir ankern über Nacht vorm Kamencine-Strand.

Große UND Kleine packen an Bord mit an

Der Kapitän hat das Segeln am Neusiedlersee gelernt, es zog ihn in die Welt hinaus, über 80.000 Seemeilen hatte er schon unterm Kiel.Käptˋn Snoo, der natürlich ganz anders heißt, ist der nautische Chef an Bord - er kümmert sich um den Törn und ums Segeln, Große und Kleine packen an den Leinen, am Bootshaken und sogar am Ruder mit an und kochen das Essen. So manches Seemansgarn spinnt Snoo abends an Deck. Etwa die Geschichte von dem Seeminenfeld vor der albanischen Küste, das er bei Sturm zufällig auf einer Seekarte entdeckte und mühsam umfuhr.

Oben bläst ein Sturm und unter Deck gibt Snoo die Kompasse und die Karten für die morgige Schatzsuche aus. © Matthias Niese

Auch unser Wetter soll sich ändern, Sturm steht an. Wir steuern gleich um die Ecke unseres Ankerplatzes die Marina von Jezera an, einem kleinen, netten Urlaubsort mit Fischerhafen, einer Eisdiele, ein paar Cafés und Restaurants. Hier liegen wir sicher, da verzichtet Snoo lieber auf einen Tag Segeln. Der Ort ist so hübsch, dass wir ihn erkunden. Nachmittags kommt beständiger Regen auf, es bläst stark aus Süden, das Boot schaukelt gemächlich an den Leinen.

So rettete unser Kapitän zwei Schiffe samt Besatzung

Snoo erzählt uns vom üblen Jahrhundert-Hurrikan in der Karibik, der ausnahmsweise in die falsche Richtung zog und zwölf Schiffe seines damaligen Arbeitgebers zertrümmerte. Er rettete die verbliebenen zwei Boote, weil er die außergewöhnliche Richtung des Sturms erkannte und sie rechtzeitig richtig in einer Marina in den Wind stellte und rundum absicherte.

Vom Schiff aus ist es nicht weit den Berg hinauf zur Kapelle mit Blick auf die Kornaten. © Matthias Niese

Und dann die lustige Geschichte von der sechsköpfigen Männerpartie aus Wien, die ihn eine Woche lang anheuerte und dann nur Spaghetti und Soße aus dem Glas aß, weshalb er unsere Thunfisch-Spaghetti erst gar nicht anrühren wollte. Zum Glück kennt er so viele tolle Restaurants, in die er mit seiner Crew - also uns - gern geht.

Zum Beispiel das Restaurant Trabakul in einer Minibucht am Rande des Dörfchens Pristamisa auf der Insel Zut. Der Sturm ist vorbei, nach einem Badestopp legen wir direkt vor dem netten Gasthaus an. Sein Chef Mirko muss alles mit dem Schiff auf diese im Winter unbewohnte Insel bringen lassen, Lebensmittel, Fleisch, Fisch, Getränke, Personal, Klopapier. Das kostet. Entsprechend sind die Preise für die Gerichte, doch es wird ein unvergesslicher Abend.

Der letzte Abend an Deck nahe der Insel Murter. © Matthias Niese

Am nächsten Morgen schnorcheln wir zum Seegrasfeld und suchen nach Seepferdchen, die hier leben sollen - wir sehen stattdessen viele Seesterne. Dann wandern wir auf einem schönen, drei Kilometer langen Rundweg hoch zur kleinen Kapelle Sveti Kriza mit tollem Blick auf die teils kahlen Kornateninseln.

Durch die enge Katina-Passage segeln wir später an den Grundmauern einer römischen Villa vorbei in die sieben Seemeilen lange Telascica-Bucht und den gleichnamigen Nationalpark. Wir laufen den Salzsee Mir entlang zum Steinmännchen-Strand und springen von einer 10 Meter hohen Klippe ins warme Meer. Die Nacht verbringen wir am Steg und hauen ab, bevor am anderen Morgen unzählige schwimmende Affenfelsen herbeiknattern. So nennt Snoo die Boote voller Touristen, die Tagestrips von den Urlaubsorten hierher machen.

Ein roter Sandstrand - ganz selten in Kroatien

Lieber verbringen wir am vorletzten Tag ein paar Stunden am roten Sandstrand von Vrgada, für Kroatien mit seinen Felsstränden eine echte Seltenheit. Wir schwimmen von der Boje hinüber und gönnen uns in der Bar am Strand einen Gin Tonic. Abends geht´s vor Anker in der Nähe der hübschen, aber überlaufenen Inselhauptstadt Murter. An einem Strand der nahen Herzcheninsel Galešnjak liegt ein zerschelltes Boot nur eineinhalb Meter unter Wasser, das sich prima beschnorcheln lässt, bevor wir am letzten Abend wieder die sichere Marina ansteuern.

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Die Kinder gehen mit Snoo während des Törns an jeder Station auf Schatzsuche, sie projizieren auf den Käpt`n, der 2025 auf Weltreise in den Ruhestand geht und schon seine Nachfolger einarbeitet, den stolzen Piraten auf seinem stolzen Schiff, doch es ist komplizierter: Gebucht haben wir über Renatour - einen Nürnberger Reiseveranstalter, der sich auf nachhaltige, grüne Erlebnis- und Familienreisen spezialisiert. Bezahlt wird Snoo aber von einer österreichischen Agentur, die die Skipper stellt. Das Schiff stellt wiederum eine kroatische Agentur. Für uns ist Snoo der Käpt'n auf seinem stolzen Schiff, und unser Schicksal lag gut in seinen starken, schwieligen Händen.

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14.10.2023, 06:00 Uhr

Mehr Informationen:
Renatour natürlich reisen, www.renatour.de, Tel.: 0911 / 89 07 04
Segelreisen: Segelurlaub und Segelreisen: Segeln mit Kindern und Familie (renatour.de)

Anreise:
Mit dem Auto 955 Kilometer in mind. 10 Stunden via Passau, Graz, Zagreb bis südlich Zadar. Direktflug ab Nürnberg, ab Airport Zadar Shuttle zur Marina.

Beste Jahreszeit:
Mai bis Mitte September.

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