Nachhaltig und naheliegend
Mit Bike und Bahn zur Alm: Unterwegs in Oberbayern
24.8.2024, 06:00 UhrMünchen hat keinen speziellen Hausberg. München hat eine ganze Reihe Hausberge. Und diese verteilen sich im Süden der bayrischen Landeshauptstadt zwischen den Ammergauer und Chiemgauer Alpen. Die Bergjournalisten Walter und Michael Pause haben durch ihre Tourenbücher die "Münchner Hausberge" berühmt und beliebt gemacht. Aber diese Bergregionen lassen sich nicht nur erwandern, sondern auch erradeln. Es müssen ja nicht unbedingt die steilen, ruppigen Steige und Almwege sein. In den Hausbergen warten auch schöne, kaum herausfordernde Routen durch Flusstäler, zu erfrischenden Badeseen und nicht allzu hoch liegenden Berggasthäusern. Und um die berühmt-berüchtigten Verkehrsstaus zu vermeiden, nehmen wir für die Anreise die Bahn, genauer die Bayerische Regiobahn. Diese bringt uns ins Mangfallgebirge und in die Tegernseer Berge.
Schon die Anreise vom Münchner Hauptbahnhof in die Berge entpuppt sich als sehenswertes Landschaftskino, wenn man nicht gerade am Samstag- oder Sonntagmorgen zwischen vielen Gleichgesinnten eingezwängt im Radelabteil die komplette Strecke bis nach Bayrischzell stehend ausharren muss. Wer einen Sitzplatz am Fenster ergattert, genießt die etwas mehr als einstündige Fahrt durch kleine Wälder, durch Wiesen voller Kühe, vorbei an stattlichen Bauernhöfen, später den Blick auf die nahen Berge und die Passagen am Ufer des idyllischen Schliersees.
Mitten im Heilklima
Aufs E-Bike steigen wir an der Endstation in Bayrischzell im Mangfallgebirge. Im attraktiven Alpendorf und heilklimatischem Kurort treffen sich im Winter die Skifahrer und Langläufer und im Sommer die Kurgäste und Wanderer - und auch immer mehr Radler. Viele Fernsehzuschauer kennen Bayrischzell wohl auch als das imaginäre Dorf "Frühling" in der gleichnamigen Serie mit der Hauptdarstellerin Simone Thomalla.
Nach einer kurzen Runde durchs Dorf mit Blick in die sehenswerte Pfarrkirche Sankt Margareth biegen wir ein auf den Radweg entlang der Leitzach. Das Fahrrad rollt mehr oder weniger steigungsfrei auf einem Waldweg zum gemütlichen Ort Geitau. Auf der einen Seite des Tales dominiert der Taubenstein (1692 Meter), auf der anderen Seite das Wahrzeichen der Region, der Wendelstein (1838 Meter) mit Seilbahn, Sternwarte und Deutschlands höchst gelegenem Kirchlein. Wer viel Zeit mitbringt, sollte sich durchaus den Seilbahnausflug mit anschließender, kurzer Gipfelwanderung gönnen. Die Aussicht ist es auf jeden Fall wert.
Wameiers Bauernhöfe
Während die Leitzach beim Örtchen Hammer Richtung Norden abbiegt, radeln wir weiter durchs Tal der Aurach nach Neuhaus. Wer sich für die alte oberbayerische Kultur und Architektur interessiert, kann den alten Bauernhöfen im Freilichtmuseum von Ex-Skistar Markus Wasmeier einen Besuch abstatten. Oder wie wäre es mit einer Kaffeepause? Dafür bietet sich das gemütliche La Stazione bei Claudi im kleinen denkmalgeschützten Bahnhof von Fischhausen-Neuhaus an. Das La Stazione ist Café, Bar und Trattoria in einem, mit Biergarten nach vorne und Terrasse nach hinten. Und wer schon eine Ganzkörpererfrischung braucht, radelt zum Schwimmen noch drei Minuten weiter zum schmalen Badestrand am Südufer des Schliersees.
Erfrischung und Stärkung machen durchaus Sinn, denn ab Neuhaus wird der Weg anspruchsvoller - zumindest für diejenigen, die bei Steigungen am E-Bike nicht gleich in den Turbomodus schalten. Auf der alten Spitzingseestraße kurbeln wir auf Schotter durch den Wald steil hinauf bis zum Spitzingsattel. Dabei summieren sich immerhin 350 Höhenmeter. Gleich nach dem Pass rollt das Bike wie von alleine wieder etwas bergab zum idyllisch gelegenen Spitzingsee, den wir am Westufer entlang radeln. Rundherum hohe Berge, Almen mit Kühen und ein winziges Dorf, aber meist auch einige Besucher, mit denen man die landschaftliche Idylle teilen darf.
Ein paar hundert Meter unterhalb des Sees liegt auf Almwiesen die Albert-Link-Hütte des Deutschen Alpenvereins, wo sich allein wegen der selbstgemachten Knödel, des Holzofenbrotes und des würzigen Bergkäses ein ausgiebiger Stopp lohnt. Wer sich bei Petra, Uwe und Marcel nicht zu einer Rast entschließen kann, der kurvt noch ein paar Mäander der Roten Valepp entlang und stoppt am urigen Blecksteinhaus mitten im Bergwald - auch eine Alpenvereinshütte. Die Region um den Spitzingee ist nämlich ein durchaus beliebtes Gebiet für Bergwanderer.
Der Weiterweg führt uns zum leider seit Jahren verlassenen Forsthaus Valepp in einer lieblichen Lichtung mit Kapelle. Eine Wiedereröffnung des einst beliebten, urigen Waldgasthauses scheint jedoch in Sicht - angeblich unter Beteiligung von FC-Bayern-Torwart Manuel Neuer, der am nahen Tegernsee wohnt. Durch die Valeppschlucht, vorbei an tiefen Abgründen und an Jagdhütten windet sich das Sträßchen hinauf zur Monialm. Auch hier im altehrwürdigen Bergbauernhaus, umgeben von Almwiesen, der Sankt-Antonius-Kapelle und einem kleinen Entenweiher würde sich eine Einkehr lohnen. Und wäre es nur ein Stopp für Kaffee und Kuchen. Danach folgt ein langer Downhill auf der schmalen Mautstraße durch den Bergwald hinunter nach Enterrottach - quasi mit Schwung zurück ins quirlige Leben am berühmten Tegernsee.
In Rottach-Egern gelangen wir ans Ufer, dem wir auf der östlichen Seeseite Richtung Norden folgen. Alleine ist man hier selten, aber der See und seine Lage sind ebenattraktiv. Im namensgebenden Ort Tegernsee könnten wir zwar auch schon in die Bahn zurück nach München steigen. Wer es nicht kennt, sollte hier auf jeden Fall das legendäre Bräustüberl besuchen. Es gibt im Gewölbe auch etwas anderes auf der Speisekarte als Schweinshaxe und Tegernsee Hell.
Staufrei zurück
Wir gönnen uns jedenfalls den See in voller Länge bis hinauf nach Gmund, wo wir im Strandbad Seeglas unsere abwechslungsreiche "Oberland-Tour" bei alkoholfreiem Weißbier, Obazdem und frischen Brezen zünftig ausklingen lassen. Die Regiobahn bringt uns in einer Stunde staufrei zurück nach München.
Weitere Informationen:
Tourist-Info: Alpenregion Tegernsee Schliersee, Rathausplatz 2, 83714 Miesbach, Tel. 08025/99372-50, www.tegernsee-schliersee.de; Tourismus Oberbayern München, Prinzregentenstr. 89, 81675 München, Tel. 089/63895879-0, www.oberbayern.de.
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