Jetzt ist Umbereifungszeit
Winterreifen: Diese Tipps und Infos sollten Sie kennen
3.10.2023, 13:34 UhrGeradezu sommerliche Temperaturen haben zuletzt auch in unserer Region den Eindruck erweckt, dass Herbst und Winter noch weit weg sind. Doch der Oktober ist angebrochen, und es kann jetzt ganz schnell gehen mit dem Wetterumschwung. Für Autofahrer bedeutet das: Es ist Zeit, an den Umstieg von Sommer- auf Winterreifen zu denken.
Gibt es in Deutschland eigentlich eine Winterreifenpflicht?
Keine, die an einen bestimmten Zeitraum gebunden ist. Wohl aber eine situative. Das heißt: Bei winterlichen Straßenverhältnissen, also bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte, schreibt die Straßenverkehrsordnung (StVO) eine geeignete Bereifung vor.
Und was gilt im Ausland?
Die meisten europäischen Länder beschränken sich wie Deutschland auf eine situative Winterreifenpflicht. Doch es gibt auch spezielle Regelungen, die dann für bestimmte Straßen (etwa die Brennerautobahn) und Landesregionen gelten können, manchmal ganz generell, manchmal über Beschilderungen kommuniziert. Vor Fahrtantritt sollte man sich deshalb gut über die regionalen Vorschriften informieren. Wer auf Nummer sicher gehen will, bricht während der Wintermonate erst gar nicht mit Sommerreifen auf.
Was passiert, wenn ich gegen die situative Pflicht verstoße?
Wer in Deutschland bei winterlichen Straßenverhältnissen mit Reifen angetroffen wird, die nicht den Wetterverhältnissen entsprechen, muss mit 60 Euro Bußgeld und einem Flensburg-Punkt rechnen. Diesbezüglich belangt wird nicht der Fahrzeughalter, sondern der Fahrer respektive die Fahrerin. Deshalb liegt es auch in dessen/deren Verantwortung, bei einem Mietwagen oder dem von einem Freund ausgeliehenen Fahrzeug auf Winterreifen zu achten. Kommt es zu einer Behinderung, erhöht sich die Geldsanktion auf 80, bei einer Gefährdung auf 100 und bei einem Unfall auf 120 Euro.
Sollte grobe Fahrlässigkeit nachzuweisen sein, steht außerdem eine Mithaftung im Raum und es kann der Versicherungsschutz beeinträchtigt sein.
Ganz unbehelligt bleibt aber auch der Fahrzeughalter nicht. Hat er Fahrten mit für die Witterungsbedingungen ungeeigneten Reifen angeordnet oder zugelassen, sieht die Straßenverkehrsordnung 75 Euro Bußgeld und einen Punkt im Fahreignungsregister vor.
Wann soll ich also Winterreifen aufziehen?
Einen ungefähren Anhaltspunkt liefert die sogenannte O-O-Regelung, die für den Zeitraum Oktober bis Ostern steht. Doch das ist nur eine Orientierungshilfe, denn natürlich kann es auch außerhalb dieses Zeitraums zu Winter- und Kälteeinbrüchen kommen. Grundsätzlich sollte man die Wetterlage gut im Auge behalten. Spätestens beim ersten Bodenfrost können Sommerreifen zum Risiko werden.
Was machen Winterreifen besser?
Sie sind Spezialisten für die kalte Jahreszeit. Durch ihre besondere Gummimischung bleiben sie auch bei tiefen Temperaturen geschmeidig und werden nicht porös, die tiefere, breitere Profilierung verbessert gerade auf verschneiten und vereisten Straßen den Grip, die feineren Profileinschnitte (Lamellen) optimieren die Haftung noch zusätzlich und leiten – Stichwort Aquaplaning – auch das Wasser zuverlässiger ab. Zudem verkürzt sich im Vergleich zu Sommerreifen der Bremsweg bei Schnee und Schneematsch.
Woran erkenne ich überhaupt einen Winterreifen?
Am sogenannten Alpine-Symbol auf der Reifenflanke, das ein dreigezacktes Berg-Piktogramm mit Schneeflocke zeigt. Es ist seit 2018 für neue Reifen vorgeschrieben. Bis zum 30. September 2024 gilt aber eine Übergangsfrist, während der auch noch ältere Reifen benutzt werden dürfen, die nur das M+S-Symbol aufweisen. Bei gutem Allgemeinzustand brauchen sie also vorerst nicht ausgetauscht werden.
Reichen auch Ganzjahresreifen?
Sie eignen sich für den Gebrauch während des gesamten Jahres, stellen aber immer einen Kompromiss dar. Letztlich kommt es auf das persönliche Einsatzgebiet an. Wer im Winter grundsätzlich weniger fährt oder das Auto bei Schnee und Eis sowieso ganz stehen lässt, kann mit Ganzjahrespneus gut zurechtkommen.
Abgesehen von den Kosten für die Umbereifung ergibt sich aber nicht unbedingt ein finanzieller Vorteil. „Durch die Nutzung über das ganze Jahr hinweg entsteht ein höherer Abrieb und die Ganzjahresreifen verschleißen schneller“, gibt Sebastian Bulligan von der Autoteile- und Werkstattkette ATU aus dem oberpfälzischen Weiden zu bedenken. Wichtig: Um als wintertauglich akzeptiert zu werden, benötigen auch Ganzjahresreifen das Alpine-Symbol, sofern sie seit 2018 produziert worden sind.
Wann brauche ich neue Winterreifen?
Der Gesetzgeber legt eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern fest. Experten raten aber schon dann zu einem Austausch, wenn vier Millimeter unterschritten werden. Außerdem sollten sich die Winterreifen in einem guten Zustand befinden, also frei von Beschädigungen sein.
Der ADAC empfiehlt, spätestens nach sechs Jahren auf neue Reifen umzusteigen, weil nach diesem Zeitraum die Gummimischung so hart geworden ist, dass bei tiefen Temperaturen der Grip leidet. Das Produktionsdatum lässt sich der vierstelligen DOT-Nummer an der Reifenflanke entnehmen. 1521 beispielsweise ist ein Hinweis auf die 15. Kalenderwoche des Jahres 2021.
Wie finde ich einen guten Winterreifen?
Hilfestellung leisten die Tests von Fachzeitschriften beziehungsweise von Automobilclubs wie dem ADAC oder dem Auto Club Europa (ACE). Die Spitzenplätze nehmen in aller Regel die vergleichsweise teuren Premium-Reifen der etablierten Hersteller ein, aber auch im preislichen Mittelfeld gibt es gute bis zufriedenstellende Ergebnisse. Als eher schlechte Wahl stellen sich zumeist billige No-Name-Produkte heraus.
Umbereifen: Was muss ich wissen?
Wer das Auto zum Reifenwechsel in die Werkstatt gibt, sollte beizeiten einen Termin vereinbaren. Sobald der Wetterbericht den ersten Kälteeinbruch und womöglich den ersten Schnee meldet, kommt es erfahrungsgemäß zu Engpässen. Nimmt man die Umbereifung selbst vor, ist daran zu denken, dass manche Pneus laufrichtungsbunden sind. Ablesen lässt sich die Laufrichtung von einem Pfeil an der Reifenseite. Schließlich gilt es den Luftdruck zu überprüfen und nach 50 bis 100 Kilometern die Radschrauben zu überprüfen und gegebenenfalls nachzuziehen.
Seit 2014 müssen Neuwagen mit dem sogenannten Reifenluftkontrollsystem (RKDS) ausgestattet sein. Das macht die Reifenmontage etwas aufwendiger, denn das Programmieren der Sensoreneinheiten und das Resetten der Reifendaten erfordert oft Spezialwerkzeug.
Wie lagere ich die Sommerreifen ein?
Weisen die Reifen Beschädigungen auf, werden sie gleich aussortiert. Ansonsten lagert man sie gereinigt, trocken und mit einem Vermerk versehen ein, der die Position am Fahrzeug festhält - VL steht beispielsweise für „vorne links“, HR für „hinten rechts“. Weil die Reifen während des „Winterschlafs“ Luft verlieren, empfiehlt es sich, den Luftdruck vor der Einlagerung um 0,5 bar gegenüber der Herstellerangabe zu erhöhen. Kompletträder überwintern gut übereinander gestapelt, Reifen ohne Felgen sind „stehend“ ordentlich aufgehoben. Gute Dienste leisten Felgenbäume oder Wandhalterungen.
Als Aufbewahrungsorte empfehlen sich kühle, trockene und abgedunkelte Räumlichkeiten. Gegen Gebühr bieten die meisten Reifenhändler oder auch Werkstätten einen Einlagerungsservice an.
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