Freie Natur als Stellplatz

Wildes Campen mit dem Wohnmobil: Die große Freiheit hat Grenzen

30.7.2024, 15:48 Uhr
Das ist die Idealvorstellung: Mit dem Wohnmobil direkt an den Strand fahren.

© Knaus Das ist die Idealvorstellung: Mit dem Wohnmobil direkt an den Strand fahren.

Urlaub mit dem Wohnmobil ist nicht zuletzt deshalb so beliebt, weil er grenzenlose Freiheit verspricht. Anders als die stationäre Ferienwohnung ist das "Rolling Home" nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Man bleibt da, wo es gerade schön ist – heute hier, morgen da, mal am Seeufer, mal an einem idyllischen Waldrand, sogar schlechtem Wetter lässt es sich enteilen und stattdessen der Sonne hinterherreisen.

"Ganz so einfach ist es aber nicht", warnt jedoch der Auto Club Europa (ACE) und weist darauf hin, dass das sogenannte Wildcampen in der freien Natur nur in wenigen Ländern tatsächlich auch erlaubt ist.

Kurze Begriffserklärung: Unter Wildcampen oder freiem Stehen ist gemeinhin der über eine bloße Übernachtung hinausgehende Aufenthalt abseits von Camping- oder offiziellen Stellplätzen beziehungsweise außerhalb entsprechend angebotenen Privatgrunds zu verstehen. Zwischen Wildcampen und freiem Stehen (Wohnwagen mit Zugfahrzeug) besteht insofern eine feine Trennlinie, als in letzterem Fall keine Wohnaktivitäten wie das Aufstellen von Tischen, Stühlen oder eines Vorzeltes stattfinden. Für Wohnmobile und Caravans gelten dabei häufig strengere Regeln als für Biwakieren oder Zelten.

Naturschutzgebiete sind tabu

Zu den europäischen Ländern, in denen freies Campen erlaubt ist, zählen laut ACE Albanien, Estland, Lettland, Litauen, Finnland oder Rumänien. Allerdings gilt auch das nicht generell und an jedem Ort. Naturschutzgebiete beispielsweise sind Tabuzonen, das gleiche trifft oft auf Strände, Städte, Wälder oder Privatgrund ohne Einverständnis des Eigentümers zu. Zudem können Einschränkungen hinsichtlich der Aufenthaltsdauer bestehen. Ratsam ist es daher, sich über regionale Bestimmungen zu informieren und auf lokale Hinweisschilder zu achten.

Wie andere skandinavische Länder auch wird vor allem Schweden vielfach als Camper-Paradies betrachtet, denn dort gilt das sogenannte Jedermannsrecht, landessprachlich "Allemansrätt" genannt. Das bedeutet, dass jedermann freien Zugang zur Natur haben soll. Wenn es ums Campen geht, bezieht sich das Jedermannsrecht allerdings nur aufs Zelten und Biwakieren, nicht aber auf Fahrzeuge. Solange Verbotsschilder nichts anderes aussagen, darf man aber am Straßenrand oder auf Parkplätzen bleiben. Auch Schottlands "Scottish Outdoor Access Code" erlaubt Wildcampen strenggenommen nur mit dem Zelt.

Die Niederlande, Kroatien oder Portugal verbieten Wildcampen grundsätzlich. Auch in Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz oder der Türkei verhält sich das so, es gibt jedoch mancherorts die Möglichkeit, sich eine behördliche Genehmigung im örtlichen Rathaus oder Tourismusbüro zu besorgen.

In Deutschland, Spanien oder Italien darf man zwar nicht wild campen, zumindest aber einen Zwischenstopp in Form einer einmaligen Übernachtung einlegen, um – wie es offiziell heißt – die Fahrtüchtigkeit wiederherzustellen. Doch auch das ist nur auf Parkplätzen gestattet, an denen kein explizites Verbot für Wohnmobile oder Wohnwagen ausgeschildert ist. Und: "Campingähnliches Verhalten" wie das Aufstellen von Campingmobiliar oder das Ausfahren der Markise ist untersagt.

Bußgelder drohen

Wer gegen die vor Ort geltenden Regeln und Verbote verstößt, muss mit teilweise hohen Bußgeldern rechnen. Und dass man auch dort, wo freies Campen erlaubt ist, das Gastrecht nicht durch Zurücklassen von Müll oder das Entfachen von Lagerfeuern dankt, versteht sich von selbst.

Fast wie Wildcampen - aber ganz legal

Zudem gibt es Möglichkeiten, ganz legal und doch so auf vier Rädern zu wohnen, dass es der Idee vom Wildcamping weitgehend entspricht. Auf Internetportalen wie Campspace, Pincamp, Landsichten beziehungsweise – Mitgliedschaft erforderlich - Landvergnügen, Agricamper Italia oder France Passion lassen sich, gegebenenfalls über den Suchfilter, naturnahe Stellplätze finden, die oft auch von Landwirten oder Winzern bereitgestellt werden.

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