Gewitter, Starkregen, Aquaplaning
Was Autofahren im Sommer gefährlich macht
28.6.2023, 11:14 UhrGewitter: Ist das gefährlich?
Blitz und Donner sind die sicht- und hörbarsten Symptome eines sommerlichen Unwetters. Solange die Insassen im Fahrzeug bleiben und alle Türen, Klappen und Fenster geschlossen halten, droht aber keine Gefahr. Ins Auto einschlagen kann der Blitz zwar. Doch das Fahrzeug wirkt wie der berühmte Faradaysche Käfig. Das bedeutet, dass die elektrische Ladung über die metallene Oberfläche der Karosserie in den Boden abgeleitet wird. Auch beim Cabrio funktioniert das Prinzip – allerdings nur, wenn das Verdeck geschlossen ist. Und Camper sollten daran denken, dass ein Fahrzeug mit reinem Kunststoffaufbau ohne Metallstruktur nicht leitfähig ist.
Gefährlich kann es jedoch aus einem anderen Grund werden. Mit einem Blitzeinschlag sind in aller Regel ein ohrenbetäubender Knall sowie plötzliche gleißende Helligkeit verbunden, die unter Umständen sogar blendet. Das kann einen heftigen Schrecken auslösen, der während der Fahrt schlimmstenfalls zu einem Unfall führt.
Und was ist mit Regen?
Er ist eine oftmals unterschätzte Gefahr. Unter Starkregen versteht der Deutsche Wetterdienst (DWD) eine Wetterlage, in der es binnen kurzer Zeit zu hohen Niederschlagsmengen kommt. Die unterste Schwelle liegt bei 15 bis 25 Litern Regen pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde oder 20 bis 35 Litern in sechs Stunden.
Bei intensiven Regenfällen verschlechtern sich die Sichtverhältnisse stark, auch, weil Gischt den Blick auf vorausfahrende Fahrzeuge versperrt und/oder die Fahrzeugscheiben beschlagen. Dringend anzuraten ist es, den Sicherheitsabstand zu vergrößern und das Tempo zu reduzieren - als Faustregel empfiehlt der ADAC maximal (!) 80 km/h, sobald die Scheibenwischer auf höchste Stufe gestellt werden müssen. Außerdem: Licht einschalten, Heizung beziehungsweise Klimaanlage aktivieren und die Windschutzscheibe per Gebläse freipusten lassen.
Aquaplaning – was passiert da?
Die Reifen verlieren den Kontakt zur Fahrbahn, das Auto schwimmt auf, Lenk- und Bremsbefehle werden nicht mehr übertragen, die Kontrolle über das Fahrzeug geht verloren. Selbst ABS oder Allradantrieb können gegen Aquaplaning nichts ausrichten, auch ESP ist in aller Regel keine Hilfe. Besonders risikoreiches Terrain sind Senken, Unterführungen oder Straßen mit tiefen Spurrillen, in denen sich das Wasser sammelt, am besten sollte versetzt zu solchen Furchen gefahren werden.
Dass Aquaplaning droht, lässt sich beispielsweise daran festmachen, dass die Wasserspuren des vorausfahrenden Autos schon nach wenigen Metern wieder verschwinden. Weitere Indizien sind vernehmlich in den Radkästen rauschende Wassergeräusche, eine veränderte Motordrehzahl, das kurzzeitige Durchdrehen der Antriebsräder oder ein diffuses Lenkgefühl.
Abrupte Brems- und Lenkmanöver sind in Aquaplaning-Situationen ebenso zu vermeiden wie Beschleunigungsvorgänge. Stattdessen sollte man auskuppeln, bei Automatik-Fahrzeugen zumindest nicht die Fahrstufe wechseln und das Lenkrad solange gerade halten, bis die Reifen wieder Grip bekommen.
Am besten wirkt freilich Prophylaxe: Eine kurzfristige, indem schon dann die Geschwindigkeit reduziert und der Sicherheitsabstand vergrößert wird, wenn es heftiger zu regnen beginnt. Und eine längerfristige, die intakten Stoßdämpfern und ausreichend profilierten Reifen gilt, der ADAC empiehlt als Richtwert drei Millimeter. Breitere Reifen sind übrigens empfindlicher gegen Aquaplaning als schmalere.
Überflutung: Lenkrad festhalten und durch?
Besser nicht. Bei heftigen Regenfällen können tatsächlich binnen kürzester Zeit Tiefgaragen, Unterführungen oder Mulden volllaufen. Doch vom Durchfahren überschwemmter Streckenabschnitte ist abzuraten. Denn die Höhe des Wasserpegels lässt sich nur schwer abschätzen. Wenn aber Wasser in den Ansaugtrakt des Motors gelangt, kann dies einen schweren Motorschaden verursachen. Das wird erstens teuer und birgt zweitens Gefahren – dann nämlich, wenn das streikende Auto mitsamt seiner Insassen in der Wasserfalle festsitzt.
Wo und wie wird Seitenwind zum Risiko?
Gefährlich wird es immer dann, wenn man aus dem Windschatten eines Objekts oder Fahrzeugs herausfährt. Vorsicht ist deshalb auf Brücken, an Tunnelausfahrten, am Ende von Lärmschutzwällen oder in Waldschneisen geboten, ebenso aber beim Überholen, vor allem von Lastwagen und Bussen.
Bei stürmischem Wetter sollte vorsorglich das Tempo gedrosselt werden. Wird das Fahrzeug von einer plötzlichen Böe erfasst, empfiehlt sich vorsichtiges Gegenlenken, dabei gehören beide Hände ans Volant.
Hoch aufbauende Fahrzeuge wie Wohnmobile oder Caravan-Gespanne reagieren besonders empfindlich auf Seitenwind, da sie ihm eine größere Angriffsfläche bieten. Auch wenn das Auto eine Dachlast trägt (Fahrradträger, Dachbox), besteht erhöhtes Risiko.
Gefahr von oben – warum?
Heftige Stürme können Bäume zum Umstürzen bringen, Äste oder sogar Dachziegel lösen. Bewaldete oder baumbestandene Strecken sollten bei solchen Wetterlagen besser gemieden werden. Überhaupt ist es ratsam, sich bei starkem Wind (ab Windstärke 5) gut zu überlegen, ob die Fahrt tatsächlich sein muss, ab Windstärke 10 und bei Orkanwarnung sollte man das Auto dann endgültig stehen lassen. Dies am besten an einem sicheren Ort, also nicht gerade unter Bäumen.
Wer zahlt eigentlich bei Schäden?
Für sogenannte "unmittelbare" Sturm- und Hagelschäden kommt die Teilkaskoversicherung auf, vielfach allerdings erst ab Windstärke 8 (Windgeschwindigkeit 62 bis 74 km/h). Zu den unmittelbaren Schäden gehören beispielsweise solche, die durch abgelöste Dachziegel, herabfallende Äste oder umgestürzte Bäume entstanden sind. Zumeist ausgeschlossen sind aber fest mit dem Fahrzeug verbundene Gegenstände wie Vorzelte oder Markisen von Wohnmobilen.
Bei "mittelbaren" Schäden springt die Teilkasko hingegen nicht ein. Hier kann nur der auf Schadenregulierung hoffen, der eine Vollkasko abgeschlossen hat. Zu den mittelbaren Schäden gehören diejenigen, die selbstverschuldet sind. Beispielsweise, wenn der Fahrer oder die Fahrerin mit einem Baum kollidiert, der schon länger auf der Straße gelegen hat. Oder wenn er/sie gegen ein anderes Fahrzeug prallt, das von einem sturmbedingten Hindernis zum Stehen gezwungen wurde.
Womöglich keine Versicherungsleistung gibt es bei grober Fahrlässigkeit. Sie kann beispielsweise dann vorliegen, wenn das Auto auf einem bekanntermaßen hochwassergefährdeten Parkplatz abgestellt und dann überflutet wurde.
Schäden sollten (beispielsweise fotografisch) dokumentiert und zeitnah der Versicherung gemeldet werden.
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