ADAC-Untersuchung
Verkaufs-Problem: Gebrauchte Elektroautos sind schwer loszukriegen
20.6.2024, 18:15 UhrEs herrscht Flaute auf dem Elektroauto-Markt. Nach dem abrupten Förder-Aus im Dezember 2023 ist die Nachfrage nach den Stromern eingebrochen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) meldet, dass in den ersten fünf Monaten 2024 fast 16 Prozent weniger rein elektrisch angetriebene Autos (BEVs) neu zugelassen worden sind als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Kaufzurückhaltung macht Händlern und Herstellern zu schaffen. Und auch auf den Gebrauchtwagenmarkt schlägt die Problematik durch - wer einen bereits gefahrenen Stromer abgeben will, hat es nicht ganz leicht.
"Elektroautos sind aktuell schwer vermittelbar" stellt beispielsweise der ADAC fest. Im Rahmen einer Untersuchung hatte der Club einen jeweils gebrauchten Benziner, Diesel und Stromer verschiedenen Ankaufportalen angeboten. Vorher war bei drei unabhängigen Sachverständigen ein Wertgutachten eingeholt und daraus ein Mittelwert errechnet worden. Während die beiden Verbrenner diesen Händlereinkaufspreis fast durchweg erreichten beziehungsweise sogar übertrafen, wurde das E-Auto von drei Portalen gar nicht erst angenommen, und die Angebote von zwei weiteren lagen deutlich unter dem Gutachterpreis.
Bei den vom ADAC konsultierten Ankauf-Portalen handelte es sich um wirkaufendeinauto.de, AutoScout24, mobile.de, Autohaus Tabor und HUK Autowelt. Der zum Verkauf angebotene Benziner war ein Seat Leon, Baujahr 2015, für den die Gutachter im Schnitt einen Händlereinkaufspreis von 6467 Euro ermittelten hatten und der mit 6500 Euro (mobile.de) bis 9282 Euro (wirkaufendeinauto.de) angenommen worden wäre. Beim Diesel wiederum hatte der ADAC einen VW Caddy, ebenfalls Baujahr 2015, hergenommen. Die Gutachterbewertung von 8383 Euro unterschritt nur mobile.de (8000 Euro). Alle anderen Angebote lagen darüber, wobei die höchste Offerte – 10.117 Euro – von HUK Autowelt kam.
Problemfall Elektroauto
"Das Elektroauto erwies sich hingegen als schwer verkäuflich", resümierte der ADAC. Repräsentiert wurde es von einem VW ID.3, Baujahr 2020. Lediglich zwei Portale gaben überhaupt eine Offerte ab, die den Gutachterpreis von 18.183 Euro jedoch verfehlten: Die HUK Autowelt wollte 17.610 Euro zahlen, bei AutoScout24 wären es nur 15.000 Euro gewesen.
"Das Elektroauto erwies sich hingegen als schwer verkäuflich", resümierte der ADAC. Repräsentiert wurde es von einem VW ID.3, Baujahr 2020. Lediglich zwei Portale gaben überhaupt eine Offerte ab, die den Gutachterpreis von 18.183 Euro jedoch verfehlten: Die HUK Autowelt wollte 17.610 Euro zahlen, bei AutoScout24 wären es nur 15.000 Euro gewesen.
Elektroautos sind noch verhältnismäßig jung auf dem Markt. Erfahrungswerte hinsichtlich der Langlebigkeit der Batterie liegen bislang kaum vor. Andererseits verspricht die Batterietechnik künftig weitere Fortschritte zu machen, von denen beispielsweise die Reichweite profitieren könnte. Deshalb zögern viele E-Automobilisten, sich per Kauf festzulegen, gerade Gebrauchten wird mit Vorsicht begegnet. Lieber wählt man den unverbindlicheren Weg, einen elektrischen Neuwagen zu leasen oder ein Auto-Abo abzuschließen, wobei das Fahrzeug nach Ende der Vertragslaufzeit jeweils unkompliziert zurückgegeben werden kann.
Verkaufen auf die bequeme Art
Private Gebrauchtwagen-Verkäufer, die sich das zeitaufwendige Prozedere aus Inserieren, Interessentenbesuchen und Verhandlungen ersparen möchten, finden in Ankaufportalen eine vergleichsweise bequeme Alternative. Übers Internet erhält man einen Schätzpreis sowie die Adresse einer wohnortnahen Ankaufstation, bei der man das Fahrzeug vorstellen und gegebenenfalls gleich verkaufen kann. Der ADAC weist indes darauf hin, dass die Portale verschiedene Geschäftsmodelle verfolgen: "Zum einen bieten Händler europaweit auf die Fahrzeuge und man erhält so als Verkäufer den besten Preis, zum anderen werden die Fahrzeuge an Händler vermittelt". Nur das Autohaus Tabor kaufe und verkaufe die Autos in Eigenregie.
Gutachten hilft beim Verhandeln
Gleichzeitig rät der ADAC dazu, ein Gebrauchtwagengutachten einzuholen, um eine Grundlage für die Verkaufsverhandlungen zu bekommen. Sinnvoll ist es außerdem, ein schriftliches Angebot einzufordern und sich nicht auf Schätzungen zu verlassen, sich Bedenkzeit zu nehmen und schließlich die Angebote mehrerer Portale zu vergleichen.
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