Abschlussbericht zur Kaufprämie

Umweltbonus für Elektroautos: Den Nutzen hatten vor allem Besserverdiener

5.11.2024, 19:29 Uhr
Der Kauf eines Elektroautos wird inzwischen nicht mehr vom Staat unterstützt.

© Opel Der Kauf eines Elektroautos wird inzwischen nicht mehr vom Staat unterstützt.

Als die Kaufprämie für Elektroautos Ende 2023 plötzlich und unerwartet eingestellt wurde, war der Zorn unter den Kunden groß. Obwohl die meisten Herstellern mit eigenen Kaufprämien und Rabatten gegengesteuert haben, sind die Zulassungszahlen der Stromer seither eingebrochen und konnten sich bis heute nicht wieder erholen.

10 Milliarden für Elektroautos

Jetzt hat das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) Bilanz gezogen und einen abschließenden Evaluationsbericht zum Umweltbonus vorgelegt. Demnach ist von 2016 bis 2023 der Kauf von rund 2,2 Millionen Fahrzeugen unterstützt worden, darunter befanden sich 1,4 Millionen rein batterieelektrische Pkw, 800.000 Plug-in-Hybride sowie ein paar wenige Wasserstoff-Brennstoffzellen-Autos, 475 nämlich. Aufgebracht hat der Bund dafür gut 10,2 Milliarden Euro.

Für die Umwelt scheint sich der Aufwand gelohnt zu haben. Laut Prognose der Studienautoren vom Karlsruher Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) sowie der Beratungsfirma Technopolis sparen die geförderten Fahrzeuge über eine angenommene Nutzungsdauer von 15 Jahren hinweg insgesamt 44 Millionen Tonnen CO2 ein. Um die Sinnhaftigkeit des Umweltbonus in dieser Hinsicht richtig einzuordnen, müsse aber auch bedacht werden, dass rund ein Drittel bis die Hälfte der Stromer vermutlich auch ohne Subventionierung gekauft worden wäre, möglicherweise nur etwas später.

Zahlen für weniger CO2

Auch eine Kosten-Nutzen-Rechnung stellt die Studie auf. Demnach hat der Staat für jede vermiedene Tonne CO2 die Summe von 318,52 Euro bezahlt. Das liegt deutlich über dem aktuellen Preis im Emissionshandel an der CO2-Börse für Energie- und Industrieunternehmen, der 65 Euro beträgt. Andererseits schätzt das Umweltbundesamt (UBA) die gesellschaftlichen Kosten pro Tonne CO2 auf 850 Euro, so dass sich die Förderung volkswirtschaftlich schlussendlich bezahlt gemacht hat.

Klären sollte der Bericht zudem, ob die Verteilung der Fördergelder sozial ausgewogen war. Dies wird verneint und eine "deutliche Ungleichverteilung" konstatiert: Rund ein Drittel der Empfänger leben in Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von mehr als 6000 Euro, etwa 60 Prozent kommen zumindest noch über 4500 Euro. Um das einzuordnen: Das durchschnittliche monatliche Haushaltsnettoeinkommen hat im Jahr 2021 bundesweit rund 3800 Euro betragen, die Geförderten verdienen also überdurchschnittlich gut. Auch subventioniert sind Elektroautos vergleichsweise teuer, man muss sie sich erst einmal leisten können.

Mehrfamilienhäuser im Nachteil

Wenig überraschend ist auch, dass nur ein Fünftel der Umweltbonus-Adressaten in einem Mehrfamilienhaus wohnt – das Leben mit einem Elektroauto gestaltet sich in einem Einfamilienhaus mit Wallbox schlicht unkomplizierter.

Bayern vorn, der Osten hinten

Auch regional gibt es Unterschiede. Gemessen am Bevölkerungsanteil sind im Schnitt vergleichsweise wenig Fördergelder in die östlichen Bundesländer sowie nach Bremen und ins Saarland geflossen. In den kaufkräftigeren Ländern Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und in Hamburg haben hingegen mehr Elektroauto-Käufer von der Kaufprämie profitiert.

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