Unfallanalyse vorgelegt

Studie zeigt: So gefährlich leben Radfahrer auf deutschen Landstraßen

11.7.2024, 20:58 Uhr
Hier hat die Fahrt mit dem Fahrrad ein böses Ende genommen.

© Bosch Hier hat die Fahrt mit dem Fahrrad ein böses Ende genommen.

Landstraßen sind ein gefährliches Pflaster. Fast 60 Prozent der im Jahr 2023 zu beklagenden Verkehrstoten haben dort ihr Leben lassen müssen. Darunter waren auch 189 Radfahrer, 2996 weitere trugen schwere Verletzungen davon. Die Bilanz einer durchschnittlichen Woche auf deutschen Landstraßen belaufe sich auf vier tote und 58 schwer verletzte Radler und Radlerinnen, macht die Unfallforschung der Versicherer (UDV) eine traurige Rechnung auf.

Und die Zahl solcher Unglücksfälle steigt – im Verlauf der letzten zehn Jahre um 30 Prozent. Bemerkbar macht sich laut UDV, dass immer mehr Menschen Fahrrad fahren, was vor allem mit dem Siegeszug der E-Bikes zu tun haben dürfte. Hingenommen muss und darf die Unfallentwicklung auf Landstraßen aber nicht, denn viele Unfälle ließen sich nach Ansicht der Forscher vermeiden. "Das Hauptproblem ist, dass Radfahrende auf Landstraßen immer wieder übersehen werden", sagt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler.

In einer Studie hat sich die UDV mit schweren Radunfällen auf Landstraßen auseinandergesetzt. Häufigste Unfallursache sind demnach Zusammenstöße mit Autos, wobei Autofahrer zu fast 60 Prozent auch die Verursacher sind.

Dramatische Szene: Dieser Crashtest zeigt auf, was passieren kann, wenn es zu einem Zusammenstoß zwischen Auto und Radfahrender kommt.

Dramatische Szene: Dieser Crashtest zeigt auf, was passieren kann, wenn es zu einem Zusammenstoß zwischen Auto und Radfahrender kommt. © UDV/Harald Almonat

Als besonders gefährliche Stellen haben die Unfallforscher Kreuzungen ausgemacht, an denen sich rund zwei Drittel der schweren Radunfälle ereignen. Nehmen sie einen tödlichen Ausgang, seien die Radfahrenden zwar mehrheitlich selbst für das Unglück verantwortlich, indem sie Autos die Vorfahrt nähmen, heißt es beim UDV unter Bezug auf die Polizeistatistik. Allerdings sei dies häufig die Folge fehlender geeigneter Sicherheitsmaßnahmen. "Unsere Analyse ausgewählter Unfallstellen zeigt, dass oft ein eigener Radweg fehlt, es an zwei von drei Stellen Sichthindernisse gibt und Autos an jeder zweiten Unfallkreuzung mehr als 70 Stundenkilometer fahren dürfen", resümiert Kirstin Zeidler.

Vorfahrt missachtet

Auch Radwege, die in beiden Richtungen befahrbar sind, hätten Gefahrenpotenzial, da von rechts kommende und insofern vorfahrtsberechtigte Radfahrer leicht übersehen werden.

Von den Behörden fordert die UDV, dass sie sichere Übergänge für Radfahrende schaffen, Sichthindernisse beseitigen und an schlecht einsehbaren Kreuzungen mit Radverkehr ein Tempolimit einrichten. Entlang der Strecken könnten mehr Radwege die Sicherheit erhöhen. Gerade bei schlechter Sicht passiere es häufig, dass Autos von hinten auf Radler auffahren. An den von der UDV analysierten Unfallstellen waren vielfach mehr als 70 km/h erlaubt gewesen. "Schnelle Autos und ungeschützter Radverkehr gehören wegen der großen Geschwindigkeitsunterschiede nicht auf eine Fahrbahn", mahnt Zeidler.

10.000 Unfälle untersucht

Für ihre Studie haben die Unfallforscher rund 10.000 schwere Radunfälle auf Landstraßen in neun Bundesländern untersucht und sich dabei 400 Unfallhergänge im Detail angesehen.

Keine Kommentare