Welche Gefahren jetzt drohen

So kommen Autofahrer sicher durch den Herbst

Ulla Ellmer

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20.9.2023, 07:59 Uhr
Klassische Herbstsituation: Nebel trifft auf Nässe und Laub auf der Fahrbahn.

© llulila/pixabay Klassische Herbstsituation: Nebel trifft auf Nässe und Laub auf der Fahrbahn.

„Im Nebel ruhet noch die Welt“: Mit diesen Worten beginnt Eduard Mörikes berühmtes Gedicht über den „Septembermorgen“. Doch von Ruhe kann auf den Straßen nicht die Rede sein, denn der Verkehr rollt auch im Herbst, und der lyrisch romantisierte Nebel zählt zu jenen Gefahren, die in der Jahreszeit zwischen Sommer und Winter zu schweren Unfällen führen können. Egal, um welchen Risikofaktor es sich handelt: Oberste Gebote sind immer eine vorausschauende Fahrweise, Bremsbereitschaft, ausreichend Sicherheitsabstand und eine angepasste Geschwindigkeit.

Licht und Sicht: Darauf kommt es an

Nicht nur Nebelbänke, in die man im Übrigen ganz plötzlich hineingeraten kann, erschweren im Herbst die Sichtverhältnisse. Die Tage sind deutlich kürzer geworden, am Morgen wird es später hell und am Abend früher dunkel. Die Prüforganisation Dekra weist darauf hin, dass sich fast jeder dritte tödliche Unfall bei Dämmerung oder Dunkelheit ereignet. Umso wichtiger ist es, dass die Beleuchtungsanlage des Fahrzeugs tadellos funktioniert. Das aber ist allzu häufig nicht der Fall. Laut der Licht-Test-Mängelstatistik der Deutschen Verkehrswacht (DVW) und des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbes (ZDK) hatte im vergangenen Jahr über ein Viertel der Fahrzeuge Probleme mit der Beleuchtung, fast jeder zehnte Autofahrende blendete durch falsch eingestellte Scheinwerfer andere Verkehrsteilnehmer.

Auch in diesem Oktober bietet sich wieder die gute Gelegenheit, im Rahmen der Aktion „Licht-Test“ die Fahrzeugbeleuchtung kostenlos überprüfen zu lassen. Kleinere Mängel werden dabei sofort und ebenfalls kostenfrei behoben, nur Ersatzteile und umfangreichere Einstellarbeiten kosten extra. Letzteres kann vor allem bei modernen Lichtsystemen der Fall sein. Welche Werkstätten sich an den Beleuchtungswochen beteiligen, ist unter licht-test.de herauszufinden.

Das Licht muss dann aber auch ordnungsgemäß eingesetzt werden. „Das Tagfahrlicht reicht oft nicht aus, um andere Autos, Fahrradfahrer oder Fußgänger rechtzeitig zu erkennen“, warnt Peter Schnitzler, Kfz-Experte bei der Ergo-Versicherung. „Bei schlechter Sicht sollten Autofahrer daher das Abblendlicht einschalten“. Herrscht eine erhebliche Sichtbehinderung durch Nebel, Schneefall oder Regen vor, besteht laut Straßenverkehrsordnung (StVO) sogar die Verpflichtung dazu, auch tagsüber. Auf die Lichtautomatik sollte man sich besser nicht verlassen.

Die Nebelschlussleuchte und die Nebelscheinwerfer dürfen erst dann eingeschaltet werden, wenn die Sichtweite unter 50 Meter sinkt. Ansonsten droht ein Verwarngeld in Höhe von 20 Euro. Wichtig zu wissen: Bei Sichtweiten unter 50 Metern ist nur eine Maximalgeschwindigkeit von 50 km/h erlaubt.

Das Fernlicht, so hilfreich es grundsätzlich ist, sollte bei Nebel besser ausgeschaltet bleiben, denn es reflektiert zu stark und verschlechtert die Sichtverhältnisse noch zusätzlich.

Zur herbstlichen Pflichtübung gehört es auch, die Scheibenwischer zu überprüfen und gegebenenfalls auszutauschen. Auch die Klimatechnik sollte funktionieren, denn eine beschlagene Windschutzscheibe stellt ein Sicherheitsrisiko dar, kleine Gucklöcher frei zu wischen, reicht nicht aus.

Regnerische Wetterlage: Die Scheibenwischer müssen freie Sicht schaffen können.

Regnerische Wetterlage: Die Scheibenwischer müssen freie Sicht schaffen können. © mar/pixabay

Nicht ins Rutschen geraten

Laub auf der Fahrbahn ist eine Gefahrenquelle – vor allem dann, wenn Nässe hinzukommt, kann sich die Straße in eine Rutschbahn verwandeln. Womöglich verbergen sich unter der Blätterschicht aber auch Schlaglöcher oder sonstige Stolperstellen. Reduziertes Tempo und vorausschauende Fahrweise beugen unliebsamen Überraschungen vor.

Nicht vergessen sollte man auch, dass sich die Temperaturen im Herbst ganz schnell dem Gefrierpunkt annähern können. Es muss also mit Straßenglätte gerechnet werden, besonders gefährdet sind Brücken, Senken und Waldstücke.

Herstlaub sieht pittoresk aus, kann die Straße aber in eine Rutschbahn verwandeln.

Herstlaub sieht pittoresk aus, kann die Straße aber in eine Rutschbahn verwandeln. © Ergo

Reifen: Im Herbst ist Wechselzeit

Von der O-O-Regel dürfte jeder Autofahrer schon gehört haben. Sie bedeutet: Im Oktober gehören Winter- oder Ganzjahresreifen ans Auto, an Ostern kommen sie wieder runter. Das ist freilich nur ein ungefährer Anhaltspunkt. Schon Ende September kann es schließlich zu Nachtfrösten kommen, und selbst bei Temperaturen im niedrigen Plusbereich bieten die genannten Pneus einen besseren Grip und damit mehr Sicherheit als Sommerreifen.

Eine generelle Winterreifenpflicht gilt in Deutschland nicht, sondern eine situative. Sie orientiert sich an den Witterungs- und Straßenbedingungen und besagt, dass bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte nur mit entsprechend geeigneten Reifen gefahren werden darf.

Stürmische Zeiten

Starker Wind und Stürme sind typische Begleiterscheinungen des Herbstes. Vor allem auf Brücken und in Waldschneisen kann das Fahrzeug von heftigen Seitenwinden erfasst werden. Um auf plötzlich auftretende Böen vorbereitet zu sein und entsprechend reagieren zu können, empfiehlt es sich, beide Hände am Lenkrad zu lassen.

Ärger kann der Wind aber nicht nur während der Fahrt bereiten. Durch abbrechende und herabfallende Äste drohen auch Schäden an parkenden Autos. Besser ist es daher, das Fahrzeug bei absehbar stürmischer Wetterlage nicht unter Bäumen abzustellen.

Wildwechsel: Dieses Schild sollte ernst genommen werden.

Wildwechsel: Dieses Schild sollte ernst genommen werden. © GTÜ

Vorsicht, Wild!

Die – siehe oben – kürzer werdenden Tage bringen es mit sich, dass Autofahrer und Autofahrerinnen wieder verstärkt in der Dämmerung unterwegs sind. Das ist aber auch die Tageszeit, in der sich Wildtiere auf Futtersuche begeben und dabei möglicherweise die Fahrbahnen überqueren. Das Risiko eines Wildunfalls steigt also. Gerade in Waldgebieten oder auf Straßenabschnitten, die entlang von Feldern führen, sollte man also besonders vorsichtig fahren.

Taucht tatsächlich ein Tier auf, gilt: Sofort abblenden, vorsichtig bremsen und am besten hupen. Riskante Ausweichmanöver sind keine gute Idee. Auch wenn es schwer fällt und allen Reflexen zuwiderläuft: Wenn es gar nicht mehr anders geht, ist ein – möglichst kontrollierter – Zusammenstoß die bessere Option. „Einem Wildtier auszuweichen ist in den meisten Fällen gefährlicher und die Teilkasko greift bei einem Schaden nicht“, sagt Versicherungsexperte Schnitzler dazu.

Wenn es tatsächlich zu einer Kollision gekommen ist, sollte zunächst die Unfallstelle abgesichert und dann die Polizei gerufen werden. Sie informiert den zuständigen Jäger und stellt die Wildschadenbescheinigung für die Versicherung aus. „Ohne das Dokument kommt eine Teilkaskoversicherung unter Umständen nicht für die Kosten auf“, warnt Schnitzler, die Vollkasko hingegen gewähre eine finanzielle Absicherung auch ohne Nachweis und bei Selbstverschulden.

Fotos von der Unfallstelle und vom Fahrzeug helfen bei der Schadenregulierung. Wildspuren am Auto sollten erst dann beseitigt werden, wenn die Versicherung grünes Licht gegeben hat. Auch Reparaturen sollten nicht vorher durchgeführt werden.

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