Marktstart im Frühjahr
Skoda Enyaq: Jetzt auch als Coupé
1.2.2022, 18:33 UhrDer Umstieg auf Elektromobilität stellt die Automobilindustrie vor eine Jahrhundertaufgabe, deren Umsetzung mit angemessenem Ernst und gelegentlich auch mit gewissem Pathos angegangen wird. So geschehen bei der Weltpremiere des Enyaq Coupés, die Skoda im Lucerna zelebriert hat, dem ältesten noch aktiven Lichtspielhaus Böhmens, zuhause im Herzen Prags und da in einem Jugendstil-Palais.
Das große Publikum muss coronabedingt freilich draußen bleiben, nur online ist zu verfolgen, wie Skoda-Chef Thomas Schäfer auf der Leinwand durch einen grünen Wald joggt, Entwicklungs-Vorstand Johannes Neft im Kajak durch wilde Wasser strebt und der leitende Designer Oliver Stefani philosophierend durch eine Fabrikruine schreitet, die von Bäumen und Sträuchern zurückerobert wird. Naturkulisse somit auch hier, denn die Umwelt – das soll der Zuschauer verstehen – gedenkt Skoda zu bewahren, in einer Zukunft, die sich von fossilen Brennstoffen ab- und dem Fahren mit Strom zuwendet.
Kommt nicht aus Sachsen
Skoda, das weiß man, ist die tschechische Tochter des Volkswagen-Konzerns und der Premierenort Prag mithin kein Zufall, zumal der Enyaq im Stammwerk Mlada Boleslav vom Band läuft, als einziges Mitglied der markenübergreifenden MEB-Familie also außerhalb Deutschlands, denn die anderen Abkömmlinge werden im sächsischen Zwickau produziert – vom VW ID.3/ID.4/ID.5 über den Cupra Born bis hin zum Audi Q4 e-tron.
Der im vergangenen April eingeführte Enyaq markiert den funktionalsten Spross des Modularen Elektro-Baukastens, mit seinem großzügigen Platzangebot steht er in der Tradition von Skoda-Raumwundern wie Octavia und Superb. In der deutschen Elektroauto-Hitliste 2021 hat er es mit 13.026 Neuzulassungen auf Platz 7 geschafft, noch vor seinem Wolfsburger Pendant VW ID.4. Und noch mehr wäre drin gewesen – Skoda-Deutschland-Chef Steffen Spies seufzt nur auf die Frage, wie viele Kunden man hätte bedienen können, gäbe es da nicht die leidige Halbleiterkrise.
Emotionales Schwestermodell
Zeit, sich mit dem neuen Coupé zu beschäftigen. Für den zweckmäßigen Enyaq ist es das, was der ID.5 für den VW ID.4 ist und die Sportback-Variante für den Audi Q4 e-tron: Ein emotionaleres Schwestermodell. Die Dachlinie senkt sich kleidsam in Richtung eines athletisch modellierten Rückens, serienmäßig wird das gesamte Haupt von einer schwarz verglasten Panoramafläche eingenommen, die nahtlos in die Heckscheibe übergeht. Optional kann auch der Coupé-Kunde den von 131 LEDs illuminierten Crystal-Face-"Kühlergrill" ordern, das Topmodell RS bekommt ihn serienmäßig ins Gesicht gezeichnet.
Das Interieur entspricht weitgehend dem des klassischen Enyaq, es kombiniert ein verhältnismäßig kleines Digitalcockpit mit einem 13-Zoll-Touchscreen. Die Sitzbezüge bestehen ausstattungsabhängig aus Schurwolle und recycelten PET-Flaschen, wer auf Leder beharrt, bekommt zumindest ökologisch gegerbtes.
Reichweiten-König
Trotz der Dachschräge gibt es im Fond erstaunlich viel Platz. Der Kofferraum schrumpft zwar um 15 auf 570 Liter, aber auch das ist noch eine respektable Raumgröße, dank einer Anhängerkupplung kann das Coupé zudem bis zu 1200 Kilogramm ziehen. Gleichzeitig verbessert die flüssigere Karosserieform die Aerodynamik, der Cw-Wert sinkt auf 0,234, das tut wiederum der Reichweite gut – das Coupé iV 80 ist mit 545 km der Kilometer-König im Enyaq-Programm.
Angeboten wird das Enyaq Coupé in zwei Batteriegrößen, vier Leistungsstufen und wahlweise mit Heck- oder Allradantrieb. Der Reihe nach:
Enyaq Coupé iV 60: 62-kWh-Akku, 132 kW/179 PS, Heckantrieb
Enyaq Coupé iV 80: 82 kWh, 150 kW/204 PS, Heckantrieb
Enyaq Coupé iV 80x: 82 kWh, 195 kW/265 PS, zusätzlicher E-Motor an der Vorderachse, daher Allradantrieb
Enyaq Coupé RS iV: 82 kWh, 220 kW/299 PS, Allradantrieb
Das Kürzel RS ist ausschließlich dem Coupé vorbehalten, in der Verbrennerwelt ziert es die extrasportlichen Versionen von Octavia und Kodiaq.
Zum Ladeprozedere lässt Skoda wissen, dass Wechselstrom aus Wallbox oder öffentlicher Ladesäule mit bis zu 11 kW aufgenommen wird und dass die Vollladung etwa sechs bis acht Stunden in Anspruch nimmt. Eine Mode-3-Ladekabel liegt dem Fahrzeug bei. Schnellladefähigkeit besteht mit 125 bis 135 kW, in weniger als einer halben Stunde ist die Batterie des iV80 zu 80 Prozent befüllt, beim 80x und RS dauert der Vorgang etwas länger, nämlich 36 Minuten.
Sportlicher „RS“
Bestellbar ist das Enyaq Coupé ab Februar, erste Auslieferungen sollen im Frühjahr erfolgen. Zunächst einmal lässt sich allerdings ausschließlich die RS-Version ordern, die zivileren Varianten folgen erst nach ein paar Monaten. Preise sind noch nicht bekannt. Der klassische Enyaq iV 60 startet bei 39.650 Euro, 3000 Euro dürften da wohl mindestens draufzulegen sein, mindestens. An Lieferzeit ist mit sechs bis acht Monaten zu rechnen.
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