Preise ab 45.060 Euro
Opel Astra Electric: Erste Testfahrt
15.6.2023, 19:22 UhrDer Mokka und der Corsa fahren bereits vollelektrisch, nun zieht auch der Astra nach. Dass er zum Stromer wird, bedeutet aber nicht, dass er seine Existenz als Verbrenner aufgibt – Benziner, Diesel und Astra Plug-in-Hybrid bleiben weiterhin im Programm.
Die vielfältigen Daseinsformen deuten schon auf einen wesentlichen Unterschied zu anderen E-Autos wie beispielsweise dem VW ID. 3 hin. Anders als der Mitbewerber aus Wolfsburg basiert der Astra Electric nicht auf einer speziell entwickelten Elektro-Architektur, sondern setzt auf die sogenannte Multi-Energy-Plattform des Stellantis-Konzerns, die eben auch Verbrenner tragen kann und gleichermaßen vom eng verwandten Peugeot 308 beziehungsweise E-308 genutzt wird.
Vom Band mit den Geschwistern
Für Opel ergibt sich der Vorteil, dass für die elektrische Kompaktklasse kein grundsätzlich neues Auto entwickelt werden musste - und dass in Rüsselsheim alle Astra-Varianten vom gleichen Band laufen können, bei der Produktion also eine flexible Reaktion auf die Kundennachfrage möglich ist. Andererseits fällt beim elektrischen Astra die Raumausnutzung nicht so gut aus wie etwa beim von vornherein zum Stromer geborenen ID. 3.
Den Antrieb teilt sich der Astra Electric nicht nur mit dem Peugeot E-308, sondern auch mit den Stellantis-Geschwistern DS 3 E-Tense und dem Jeep Avenger. Das bedeutet, dass ein 115 kW/156 PS starker Elektromotor mit 270 Newtonmetern Drehmoment für Vortrieb sorgt, die im Unterboden verbaute Lithium-Ionen-Batterie stellt 54 kWh Speicherkapazität bereit.
Als Stromer ein Leichtgewicht
Das ist nicht viel. Trotzdem verspricht Opel eine WLTP-Reichweite von bis zu 418 Kilometern, in der täglichen Fahrpraxis dürften 350 Kilometer realistisch sein. Wie kommt’s? Der verhältnismäßig kleine Akku hält die Kilos klein, mit gerade einmal 1679 Kilogramm ist der Astra Electric für E-Auto-Verhältnisse ein ausgesprochenes Leichtgewicht. Außerdem verfügt er serienmäßig über eine Wärmepumpe. Und weil er kein sperriges SUV verkörpert, sondern einen flachen Kompakten, liegt er obendrein strömungsgünstig im Wind.
Damit bleibt auch der Strombedarf ungewöhnlich niedrig. Opel beziffert ihn auf 14,8 kWh pro 100 km, wir haben unsere erste Testfahrt sogar mit 12,1 kWh abgeschlossen, allerdings waren wir überwiegend im Stadtverkehr unterwegs, wo die energierückgewinnende Fahrstufe „B“ besonders nutzbringend eingesetzt werden kann. Auf der Autobahn stieg der Verbrauch auf 15,1 kWh gestiegen, auch das ist ein guter Wert.
Unkompliziert im Fahrverhalten
Und wie fährt er sich so, der Astra Electric? Völlig unkompliziert, einfach Astra halt. Das ausgewogen abgestimmte Fahrwerk bügelt Widrigkeiten im Asphalt komfortbewusst aus, dank des erwähntermaßen im Wagenboden verbauten Akkus verlagert sich der Schwerpunkt nach unten, so dass der Fronttriebler fein flink um die Kurven flitzt, falls ihm das abverlangt wird. Weil das Drehmoment elektroautotypisch unmittelbar bereitsteht, ist der Stromer beim Ampelstart sofort hellwach und auf Zack. Der Sprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 9,2 Sekunden, erst bei 170 km/h setzt die Software einen Schlusspunkt. Und die gute akustische Dämmung sorgt dafür, dass Abrollgeräusche und das sowieso leise elektrische Sirren nur verhalten bis ins Cockpit vordringen.
Der Astra Electric platziert seine Passagiere tief und speziell den Fahrer/die Fahrerin auf dem als rückenfreundlich zertifizierten Sport-Aktiv-Sitz. Das Gepäckabteil schrumpft im Vergleich zum Verbrenner zwar auf 352 bis 1268 Liter, bleibt damit aber immer noch auf Augenhöhe mit dem Kofferraum des Plug-in-Hybriden. Am Armaturenträger breiten sich zwei zehn Zoll große Widescreen-Displays aus, außerdem gibt es zwei Reihen sogenannter „Short Cuts“, die direkten Zugriff auf Funktionen wie Sitzheizung oder Klimatisierung gestatten, auch dass sich die Lautstärke per bewährtem Drehknopf einstellen lässt, erleichtert die Bedienung.
Leider aber entwirft das Navi keine Laderoutenplanung. Dass das gewünschte Ziel nicht mit dem vorhandenen Batterieladestand zu erreichen ist, wird dem Fahrer zwar klargemacht. Doch wo er einen Ladestopp einlegen soll, muss er selbst recherchieren.
Auch die Ladeleistung selbst ist nicht rekordverdächtig. Die AC-Wallbox dreiphasig und mit bis zu 11 kW anzapfen zu können, entspricht zwar dem gängigen Standard. 100 kW an der DC-Schnellladestation liegen aber eher unter dem Durchschnitt. Andererseits gilt es nur einen verhältnismäßig kleinen Akku zu befüllen, und so soll es in einer knappen halben Stunde von 20 auf 80 Prozent Füllstand gehen.
Zu den Fahrassistenten gehört das neue Intelli-Drive 2.0-System, das einen teilautomatischen Spurwechselassistenten mit der intelligenten Geschwindigkeitsanpassung kombiniert. Allerdings muss diese Assistenz (1700 Euro) ebenso extra bezahlt werden wie das adaptive und blendfreie Intelli-LUX-LED-Licht (1300 Euro), das Head-up-Display und das Navi (im Paket 1600 Euro) oder das Luftqualitätssystem (200 Euro).
Zum Marktstart wird der Astra Electric ausschließlich in der Ausstattungsvariante „GS“ angeboten, inkludiert sind unter anderem Voll-LED-Scheinwerfer, Spurhalte- und Verkehrsschildassistent, automatischer Geschwindigkeitsassistent, 360-Grad-Kamera, Zweizonen-Klimaautomatik, Sitz- und Lenkradheizung sowie Wärmepumpe. Das kostet dann 45.060 Euro, abzüglich der aktuellen Förderprämie verbleiben immer noch 37.883 Euro.
Oh, mag der Kunde da denken. Doch Opel verfolgt, wie die meisten Hersteller, eine Top-Down-Strategie – ein neues Modell wird zunächst umfangreich ausgestattet und folglich verhältnismäßig teuer verkauft, später folgt dann eine günstigere Einstiegsvariante. Das wird auch beim Astra Electric so sein. Zudem kommt noch in diesem Jahr etwas, was es elektrisch bislang kaum zu kaufen gibt: Ein Kombi, ausbuchstabiert wird er Astra Electric Sports Tourer heißen.
Opel Astra Electric in Kürze:
Wann er kommt: Ist bereits erhältlich
Wen er ins Visier nimmt: VW ID. 3, Peugeot E-308, Renault Mégane E-Tech Electric, MG4 Electric etc.
Was ihn antreibt: Elektromotor mit 115 kW/156 PS, Batteriegröße 54 kWh
Was er kostet: Ab 45.060 Euro, Leasing ab 399 Euro monatlich
Was noch kommt: Kombi Sports Tourer Electric
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