Immer elektrifiziert
Neuer Nissan X-Trail: Hybrid-SUV mit Familiensinn
10.11.2022, 15:17 UhrSchon beim Design fällt auf: Den neuen X-Trail hat Nissan nicht mehr so weich wie den Vorgänger gezeichnet. Die Formen sind vielmehr an die kantigen Linien der ersten Generation aus dem Jahr 2001 angelehnt, die Proportionen des 4,68 Meter langen SUVs wirken stimmig, das Gesamtpaket gefällig.
Auch das aufgewertete Interieur und die weitgehend intuitive Bedienung können überzeugen, ebenso die Platzverhältnisse im geräumigen und flexiblen Innenraum. Vor allem die Insassen in Reihe eins fühlen sich auf komfortablen Sitzen wohl, je nach Ausführung handelt es sich dabei um Sportsitze mit gestepptem Leder, safranfarben bezogen. In der zweiten Reihe geht es nicht ganz so bequem zu, die Rücksitze sind ziemlich straff gepolstert.
Und auf Wunsch und gegen 800 Euro Aufpreis gibt es sogar noch eine Reihe drei. Selbst vom Hersteller wird sie allerdings nur Personen bis zu 1,60 Metern Körpergröße empfohlen. Ein- und Aussteigen gelingt trotz der weit öffnenden Fondtüren nur mit Mühe, und das, obwohl die zweite Reihe ab der mittleren Ausstattungslinie "N-Connecta" um 22 Zentimeter geteilt verschiebbar und umklappbar ist. Wenn die hintersten Plätze genutzt werden, geht das freilich auf Kosten des Gepäckraumvolumens. Im Fall einer Fünfer-Sitzkonfiguration werden 575 bis 1396 Liter angegeben.
Front- oder Allradantrieb
Vor allem aber hat sich in technischer Hinsicht einiges getan: Erstmals wird der X-Trail ausschließlich mit elektrifizierten Antrieben angeboten. Der Einstieg erfolgt mit der frontgetriebenen Mildhybrid-Version (MHEV), sie leistet 120 kW/163 PS. Eine Stufe höher in der Hierarchie rangiert der ebenfalls frontgetriebene „e-Power“ mit 150 kW/204 PS. Und als Topmodell agiert die e-Power-Allradversion, sie kann mit 157 kW/214 PS Systemleistung dienen.
Im Basis-X-Trail erfährt der 1,5-l-Dreizylinder Unterstützung von einem kleinen Elektromotor mit 3,6 kW/5 PS. Ganz anders funktioniert die Technik der beiden E-Power-Modelle. Bei ihnen handelt es sich um sogenannte serielle Hybride, der Benziner erfüllt hier nur den Zweck eines Generators, der den Strom für den Elektroantrieb produziert, er ist es, der das Fahrzeug dann eigentlich voranbringt. Speziell der X-Trail e-4orce arbeitet mit gleich zwei Elektromotoren – einem 150 kW/204 PS starken an der Vorder- und einem 100 kW/136 PS leistungsfähigen an der Hinterachse.
Kein Fall für den Bonus
Gefahren wird letztlich also elektrisch. Mit der Umweltprämie wie bei Plug-in-Hybriden wird das nicht belohnt. Aber erstens läuft der Bonus zum Jahreswechsel bekanntlich sowieso aus. Und zweitens hat es durchaus etwas für sich, dass das Aufladen per Stromkabel entfällt, weil die Batterie vom Verbrenner gespeist wird.
Beim frontgetriebenen e-Power gestaltet sich der Kraftstoffkonsum erwartungsgemäß günstiger als beim Allradler, beim WLTP-Verbrauch werden nur 5,8 l/100 km Super genannt, beim e-Power e-4orce sind es 6,3 Liter. Der Mildhybrid (MHEV) schluckt dagegen 7,1 Liter. Auf unseren ersten Probefahrten, die mit dem e-4orce über bergige Strecken führte, pendelte die Angabe des Bordcomputers zwischen knapp sieben und acht Litern auf 100 Kilometer.
Gewichtsvorteil für den Mildhybrid
Zu den Fahrleistungen: Der e-4orce beschleunigt mit sieben Sekunden am schnellsten auf Tempo 100, Schlusslicht ist der Mildhybrid mit 9,6 Sekunden. Bei der Spitze reiht sich wiederum der e-4orce (180 km/h) in der Mitte ein, der leichtere Mildhybrid mit seinen rund 700 Kilo Lebendgewicht hat da die Nase vorn und schafft 200 km/h. Im Verkehrsalltag arbeitet der e-Power-Antrieb wie schon im vergleichbar angetriebenen Qashqai meistens leise. Nur an Bergauf-Passagen oder beim starken Beschleunigen wird der Motor durch das schrittweise Anheben des Drehzahlniveaus akustisch aufdringlicher. Das klingt ähnlich wie bei einem stufenlosen Getriebe.
Zu den Qualitäten des X-Trail zählt die ausgewogene Fahrwerksabstimmung. Die Federung bietet den Insassen eine Menge Komfort, kein Vergleich zu den Geländewagen früherer Zeiten. Je nach Fahrwerkseinstellung beherrscht der Japaner auch sportlich-straff. Was den Fahrer ebenfalls erfreut: In Kurven kommt selten das Gefühl auf, ein großes und schweres Fahrzeug zu pilotieren. Das Handling ist gut, die Lenkung könnte allerdings etwas präziser ausfallen. Unter dem Strich lassen sich einige Konkurrenten noch agiler fahren. Und schließlich ein Wort zur Materialqualität und Verarbeitung: Da lässt sich wirklich wenig meckern.
Nicht zuletzt kann sich der neue X-Trail auf seine Fähigkeiten im Gelände berufen – zumindest, was das Allradmodell e-4orce betrifft. Auf einem speziell präparierten Übungsgelände bewies er, welche schwierigen Aufgaben er bewältigen kann.
Der Einstieg beim X-Trail erfolgt ab 35.500 Euro für den X-Trail 1.5 Mildhybrid, das Topmodell mit dem sperrigen Namen e-Power e-4orce kommt auf mindestens 44.400 Euro. Somit kostet der MHEV sage und schreibe 6000 Euro mehr als der Vorgänger. Fairerweise muss man anmerken, dass die Ausstattung gleichzeitig umfangreicher wird, speziell in den höheren Stufen umfasst sie eine Armada von Assistenzsystemen. Das sinnvolle Head-up-Display wird ab "Tekna"-Level installiert, das digitale Cockpit (12,3 Zoll) schon ab "N-Connecta". Loben können wir auch die Konnektivität, bei der Amazons Alexa an Bord zu Diensten steht.
Nissan X-Trail in Kürze:
Wann er kommt: Marktstart im November 2022
Wen er ins Visier nimmt: Kia Sportage, Hyundai Tucson, VW Tiguan Allspace, Honda CR-V, Mazda CX-5, Skoda Kodiaq etc.
Was ihn antreibt: 1,5-l-Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 129 kW/163 PS. e-Power-Hybrid mit 1,5-l-Dreizylinder-Turbobenziner als Generator plus Elektromotor, Leistung 150 kW/204 PS. Allradgetriebener e-Power-Hybrid mit zusätzlichem Elektromotor, Systemleistung 157 kW/217 PS.
Was er kostet: Ab 35.500 Euro
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