Als Mild- und Plug-in-Hybrid
Neuer Kia Sportage: Gemacht für Europa
13.12.2021, 15:29 UhrDer Sportage ist für Kia in etwa das, was der Tiguan für VW darstellt: Das unverzichtbare Kompakt-SUV, ohne das ein Automobilhersteller seinen Kunden gar nicht erst unter die Augen zu treten braucht. Weil die Gattung inzwischen schon seit Jahren Erfolg zeitigt, ist auch der Sportage nicht mehr ganz grün hinter den Ohren: Seit 1993 gibt es ihn schon.
Das allerdings nicht unverändert. Es ist bereits die fünfte Generation, die sich jetzt anschickt, Ende Januar zu übernehmen. Nach dem kompakten Ceed und dessen Derivaten wie dem Kombi und dem Crossover XCeed sowie dem überraschend erfolgreichen, auch elektrischen Niro fährt der Sportage die drittmeisten Verkäufe für Kia ein. Ein wichtiges Auto also, auf dessen Modernisierung man entsprechend viel Sorgfalt verwendet hat. Als klaren Qualitätsnachweis scheinen die Koreaner dabei den Hinweis auf die europäische Herkunft ihres SUVs zu verstehen, „Europäisch auf der ganzen Linie“ steht in Fettdruck über der Presseinfo, die man uns zur Hand gegeben hat.
Für und aus Europa
Tatsächlich ist der eng mit dem Hyundai Tucson verwandte Sportage V für und in Europa designt und entwickelt worden, eine zentrale Rolle hat dabei das europäische Headquarter in Rüsselsheim gespielt, die Produktion erfolgt im slowakischen Zilina. Erstmals führt der Sportage ein Doppelleben; global wird er mit langem Radstand vermarktet, bei uns geht nur die kürzere Variante in den Verkauf. Aber was heißt schon kurz: 4,52 Meter Länge sind auch kein Pappenstiel, der Tiguan bleibt da sogar einen Tick zurück.
In gewohntem Maße gut haben die Kia-Designer ihren Job erledigt, der Sportage ist keiner, den man geflissentlich übersieht, dafür sorgen die zackigen LED-Tagfahrleuchten und der scharfe Blick der Matrix-LED-Scheinwerfer ebenso wie das knackige Heck, wo eine schmale Leiste die rasiermessergleich geformten Leuchten verbindet. Optional gibt es für die Top-Ausstattung GT-Line ein farblich, nämlich schwarz abgesetztes Dach.
Große Bildschirm-Landschaft
Eine echte Schau aber ist der Innenraum – zumindest dann, wenn mindestens das „Spirit“-Level gewählt wird. Dann macht sich das leicht gewölbte Panoramadisplay breit, das ein 31,2 Zentimeter großes Fahrerdisplay und einen ebenso großen Touchscreen zu einer Bildschirmlandschaft vereint. Unterhalb des berührungssensitiven Monitors zieht sich die sogenannte Multimode-Bedienleiste in schicker Matt-Optik entlang, die neben zwei Drehreglern eine Reihe von Sensor-Direkttasten beherbergt, unter anderem für Klimaanlage und Infotainment, per Fingertipp lässt sich die Funktionsgebung rasch umschalten. Die Anwahl der Automatik-Fahrstufen erfolgt über einen runden Drehsteller auf der Mittelkonsole.
Sehr aufgeräumt, durchdacht und in ihrer ruhigen Funktionalität hochwertig wirkt diese Gesamtkomposition. Eine feine Sache ist der Totwinkel-Assistent, der bei gesetztem Blinker das Geschehen im uneinsehbaren Bereich ins Fahrerdisplay einspielt – daran kann man sich gewöhnen.
Bitte mehr Verständnis
Ein Head-up-Display gibt es dagegen bedauerlicherweise nicht. Und dass die Replik der Sprachassistentin allzu oft „das habe ich leider nicht verstanden“ lautet, kennen wir schon von anderen Kia- und Hyundai-Modellen. Nachbessern erwünscht!
Die obligatorische Sitzprobe im Fond ergibt, dass es sich hier gut leben und reisen lässt, der Blick hinter die Heckklappe, dass der Kofferraum mit – modellabhängig – 591, 562 bzw. 526 bis 1715 Litern ordentliche Aufnahmebereitschaft zeigt.
Bleiberecht für den Diesel
Bei den Antrieben schauen wir zwei Mal hin. Oh, ein Diesel – beinahe mit Rührung registrieren wir das, ganz ähnlich der, die uns überkommt, wenn ein alter Renault 4 oder eine „Ente“ 2CV unsere Wege kreuzt. Anders als beispielsweise beim Nissan Qashqai hat der Sportage noch keinen Abgesang auf den Selbstzünder angestimmt, aber man hat das Angebot auf eine einzige Variante zurechtgestutzt, 100 kW/136 PS leistet der 1.6 CRDi, es gibt ihn als Handschalter oder mit Doppelkupplungsgetriebe (DCT), als Fronttriebler oder mit Allradantrieb, der Normverbrauch wird mit 4,2 beziehungsweise 4,6 l/100 km angegeben.
Immer wird der Common-Rail-Diesel mildhybridisiert. Und das ist die eigentlich wichtige Botschaft, die von den Antrieben ausgeht: Nur der handgeschaltete Basis-Benziner (110 kW/150 PS) steht auch ohne 48-V-Bordnetz bereit, ansonsten ist die Teilelektrifizierung Standard. Also auch bei der stärkeren Ausbaustufe des Ottomotors, dem 1.6 T-GDI mit 132 kW/180 PS, bei dem grundsätzlich das DCT-Doppelkupplungsgetriebe die Antriebskräfte weiterreicht, wahlweise nur an die Vorderachse oder an alle vier Räder.
Sportage mit Stecker
Der 180-PS-Verbrenner wird auch im Plug-in-Hybriden arbeiten, den Kia im April nachschiebt. Dort betreibt er Teamwork mit einem 70 kW/95 PS starken Elektromotor, insgesamt ergibt sich eine Systemleistung von 195 kW/265 PS. Als Stromspeicher dient ein 13,8-kWh-Lithium-Ionen-Polymer-Akku, die elektrische Reichweite soll rund 60 Kilometer betragen. Der PHEV setzt grundsätzlich auf Allradantrieb und da auf einen „echten“ – also nicht den elektrischen, bei dem ein zusätzlicher Elektromotor die zweite Antriebsachse beschickt.
Der Teilzeitstromer kommt wohl keine Sekunde zu früh. Beim Plug-in-Hybrid sehe man, wohin die Reise gehe, sagt der neue Kia-Deutschland-Chef Thomas Djuren – Ende 2022 nahe wohl das Ende der Förderung. Die würden aber viele Kunden noch mitnehmen wollen. „2022 wird ein Plug-in-Jahr“, prognostiziert Djuren, dieses Geschäft wolle man „nicht liegenlassen“.
Ein komplett elektrischer Sportage ist übrigens nicht vorgesehen, fürs Fahren mit Strom pur hat Kia schließlich den EV6 ins Portfolio geholt.
Unsere erste Ausfahrt mit dem Sportage führte uns durchs Umland von München, befördert hat uns das Topmodell in GT-Line-Ausstattung mit 180-PS-Benziner, DCT und Allradantrieb. Es geht so voran, wie man es von einem SUV erwarten darf: Auf bequemen Sitzen, kommod gefedert, ruhig und unangestrengt gelassen, der elektrische Boost kaschiert beim Beschleunigen erfolgreich das Turboloch. Im weiteren Verlauf der Fahrt nehmen wir immer wieder den Fuß vom Gas und lassen den teilelektrifizierten Sportage antriebslos segeln. Trotzdem lesen wir einen Verbrauch von 7,9 l/100 vom Bordcomputer ab, rund 1,7 Tonnen wollen halt bewegt sein.
Neue Fahrhelfer
Was die Fahrassistenten betrifft, so erweitert der Sportage seine Kompetenzen beispielsweise um einen Frontkollisionswarner mit Abbiegefunktion und Querverkehrsassistent, der Autobahnassistent wiederum bezieht in Kooperation mit dem Geschwindigkeitsassistenten auch Tempolimits in sein Tun ein.
Kia, das erweist sich am Beispiel des Sportage einmal mehr, ist inzwischen auf Reiseflughöhe mit den Mitbewerbern aus dem Volkswagen-Konzern unterwegs, und mit Opel sowieso. Für den Kunden bedeutet das allerdings, dass er durchaus in die Tasche greifen muss. Der Einstieg erfolgt bei 27.790 Euro für den kleinen Benziner ohne Mildhybridisierung, mit manueller Schaltung und Frontantrieb sowie in Grundausstattung „Edition 7“, die immerhin schon wichtige Basics wie 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, das einfachere Digitalcockpit, Fernlichtassistent, Frontkollisionswarner mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Spurhalte- und Stauassistent, Klimaanlage sowie eine Rückfahrkamera mitbringt. Geht man von der gleichen Motorisierung, dann aber mit 48-Volt-System sowie DCT und dem wirklich guten „Spirit“-Level (unter anderem Sitz- und Lenkradheizung, Navi, elektrische Heckklappe und Panoramadisplay) aus, sind mindestens 39.090 Euro zu investieren. Und beim Plug-in-Hybriden beginnt die Preisliste bei 44.390 Euro.
Kia Sportage:
Wann er kommt: Bereits bestellbar, ab 29. Januar im Handel
Wen er ins Visier nimmt: VW Tiguan, Skoda Karoq, Seat Ateca, Hyundai Tucson etc.
Was ihn antreibt: 1,6-l-Benziner mit 110 kW/150 PS und 132 kW/180 PS, 1,6-l-Diesel mit 100 kW/136 PS
Was er kostet: Ab 27.790 Euro
Was noch folgt: Plug-in-Hybrid mit 195 kW/265 PS ab April
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