Elektro-SUV mit Allradantrieb

Im Fahrbericht: Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor

Ulla Ellmer

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17.12.2021, 21:51 Uhr
Im Fahrbericht: Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor

© Hersteller

Wie er aussieht: Den Volvo XC40 hat es schon gegeben, bevor der vollelektrische Recharge in diesem Jahr ans Netz gegangen ist. Um das Modell mit Elektro- von dem mit Verbrennermotor zu unterscheiden, muss man schon genau hinschauen. Der Kenner erahnt am geschlossenen Kühlergrill, dass es sich hier um E-Antrieb handeln muss, der „Recharge“-Schriftzug an der C-Säule ist ein weiteres Indiz, und das E-Kennzeichen sowieso. Das Thema Kompakt-SUVs interpretiert der 4,43 Meter lange XC40 mit nordischer Klarheit. Technisch basiert er auf der sogenannten CMA-Plattform, die Volvo gemeinsam mit der chinesischen Konzernmutter Geely entwickelt hat. Ein enges verwandtschaftliches Verhältnis besteht zum coupéhaft zugeschnittenen Crossover C40 und zum Polestar 2.

Wie er eingerichtet ist: Auch das Interieur vermittelt in seiner puristischen Eleganz skandinavische Stilsicherheit. Was vor die Augen und unter die Finger kommt, sieht und fühlt sich ebenso edel wie hochwertig an. Ins Blickfeld des Fahrers hat Volvo das inzwischen obligatorische Digitalinstrumentarium gerückt, der Wunsch nach einem Head-up-Display wird hingegen nicht erfüllt.

Interessant wird es beim Blick auf den hochkant installierten Touchscreen. Denn er ist die Heimstatt des neuen, zusammen mit Google auf den Weg gebrachten Android-Multimediasystems, das Zugriff auf den Karten- und Navigationsdienst Maps erlaubt, die Spracherkennung Google Assistant aufhorchen lässt und verschiedene Apps wie Spotify in Dienst nimmt.

Im Fahrbericht: Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor

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Unser Lamento über das knödelige Volvo-Infotainment früherer Jahre verstummt hiermit, denn wir sind beeindruckt von der Perfektion, mit der das neue System arbeitet. Google Maps ist eh unschlagbar, wenn es um die Wegführung mit topaktuellen Verkehrsdaten geht. Der XC40 Recharge bezieht bei der Zieleingabe außerdem den Akkustand mit ein, schlägt – falls nötig – Ladepunkte vor und berechnet, wie hoch der Ladestand am Ziel sein wird. Das funktioniert sehr verlässlich. Die Sprachassistentin versteht auch beiläufig hingeworfene Navigationsanfragen ganz hervorragend, zudem beantwortet sie kundig Fragen verschiedenster Art. Dialog-Beispiele: „Gegen wen wird der 1. FC Nürnberg?“ – „Der 1. FC Nürnberg spielt übermorgen gegen Erzgebirge Aue“. Oder: „Brauche ich in Fürth einen Regenschirm?“ – „Nein. In Fürth regnet es im Augenblick nicht. Es ist bewölkt bei sieben Grad“.

Auch über die aktuelle Reichweite gibt die Stimme aus dem Off Auskunft. Das ist gut so, denn im Fahrerdisplay wird diese wichtige Information erst dann angezeigt, wenn es an die letzten Reserven geht, ansonsten ist hier nur der Ladestand in Prozent abzulesen. Wer wissen will, was an Strecke noch möglich ist, muss also fragen – oder ein entsprechendes Menü im Touchscreen aufrufen beziehungsweise die „Range Assistant“-App konsultieren, über die sich auch der Reichweitenoptimierer aktivieren lässt, der Einfluss auf die Klimatisierung nimmt.

Die Internetdienste, die es braucht, um die Onlinedienste nutzen zu können, sind übrigens im Kaufpreis des Fahrzeugs inbegriffen.

Wie viel Platz er hat: Keine Klagen, das Raumangebot für die Insassen ist lobenswert. Vier Personen sitzen selbst bei längeren Reisen bequem, nur der – freilich eher selten belegte – Mittelplatz im Fond hat was von Strafbank. Der funktional ausgeformte Kofferraum nimmt 419 bis 1295 Liter auf. Das ist etwas weniger als beim Verbrennermodell. Aber: Dafür hält sich unter der Fronthaube ein 31 Liter großer „Frunk“ bereit, in dem sich beispielsweise das Ladekabel zusammenringeln darf. Wir haben es zugegebenermaßen dennoch im rückwärtigen Gepäckabteil transportiert, es ist schlicht unkomplizierter, die (optional elektrische) Heckklappe zu öffnen als die vordere Haube zu entriegeln.

Zum Preis von 960 Euro hält die Aufpreisliste eine Anhängerkupplung bereit.

Im Fahrbericht: Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor

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Was ihn antreibt: Der XC40 Recharge Twin beschäftigt zwei Elektromotoren, einen an der Vorder-, einen an der Hinterachse. Heißt: Permanenter Allradantrieb. Jeder der beiden E-Motoren leistet 150 kW/204 PS und entwickelt ein Drehmoment von 330 Newtonmetern.

Als Stromspeicher dient ein Lithium-Ionen-Akku mit 78 kWh Speicherkapazität, nutzbar davon sind 75 kWh.

Wer auf Allrad und die hohe Leistung verzichten kann, bekommt den Schweden auch mit Frontantrieb, Single Motor und 170 kW/231 PS. Verbaut ist hier ein 69-kWh-Akku.

Wie er sich fährt: Wo im konventionellen XC40 der Startknopf sitzt, hat das elektrische Modell nur eine Blende. Sensoren erkennen, wenn der Fahrersitz belegt ist und versetzen den Wagen automatisch in Fahrbereitschaft. Reinsetzen und losstromern – einfacher geht’s nicht. Ebenso nachdrücklich wie akustisch unauffällig legt der Batterieelektriker los, wohldosiert gibt er seine Kraft ab und bewegt sich mit unkomplizierter Gelassenheit. In weniger als fünf Sekunden ist das Landstraßentempo von 100 km/h erreicht, die Höchstgeschwindigkeit begrenzt Volvo – wie in allen anderen Modellen – auf 180 km/h.

Was das Fahrverhalten betrifft, so obsiegt Komfort über Dynamik, Malaisen im Asphalt pariert der elektrische XC40 schön konziliant. Eine Auswahl an Fahrmodi stellt er allerdings nicht bereit, ebensowenig wie verschiedene Rekuperationsstufen. Das ist an sich kein Verlust. Schön wäre es indes, wenn sich das One-Pedal-Driving mit seiner extrastarken Bremswirkung einfach per Knopfdruck aktivieren bzw. deaktivieren ließe. Stattdessen muss per Touchscreen ein Untermenü aktiviert werden.

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Bei den Fahrassistenten ist das elektrische Volvo-SUV breit aufgestellt, automatisches Notbremssystem mit Kreuzungs- und Gegenverkehrfunktion, Aufmerksamkeitswarner, Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung sind ebenso serienmäßig wie die Road Edge Detection, ein System, das durch Lenk- und Bremseingriffe vor unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrbahn schützt. Ausstattungsabhängig gibt es beispielsweise einen Querverkehrswarner oder den Pilot Assist, einen Spurführungsassistenten mit Abstands-Tempomat. Das System wird allerdings nur bis Tempo 130 tätig und berücksichtigt nicht automatisch auch Geschwindigkeitsbegrenzungen.

Wie weit er kommt: Der eigentlich verhältnismäßig große Akku weckt Erwartungen. Die werden jedoch enttäuscht. Von den 400 bis 418 Kilometern, die Volvo als Normreichweite nennt, blieben wir weit entfernt. Auch wenn man dem XC40 Recharge zugute hält, dass zum Zeitpunkt unseres Tests winterliche Kühle – aber kein Frost – geherrscht hat: Bestenfalls 300, eher 290 Kilometer sind zu wenig für ein Fahrzeug, dessen Größe und Preis weit über die Gegebenheiten eines Stadtautos hinausgehen und das hinsichtlich seiner Leistung und seines Komforts eigentlich Langstreckenambitionen aufweist.

Was er verbraucht: 25,0 bis 23,8 kWh/100 km, sagt das Datenblatt. In der Stadt, wo langsame Geschwindigkeiten vorgelegt werden und es sich effektiv rekuperieren lässt, kommt das hin. Bei einigermaßen zügigem Autobahntempo – 130 km/h – sind aber buchstäblich schnell und auch deutlich die 30 kWh überschritten. Als Schnitt haben wir 28,6 kWh festgehalten.

Wie er lädt: Wechselstrom (AC) aus Wallbox oder öffentlicher Ladesäule zieht der XC40 Recharge dreiphasig und mithilfe eines 11-kW-Onboardladers, mindestens acht Stunden (16 A) dauert es, um den Akku von 0 auf 80 Prozent Ladestand zu bringen. Gleichstrom (DC) aus der Schnellladestation wird mit bis zu 150 kW getankt, im Idealfall nimmt das 0-80-Prozedere knapp 40 Minuten in Anspruch. In der Praxis und bei den erwähnt kühlen Außentemperaturen haben wir das anders und längerwieriger erlebt. Während des Stromfassens wird, nicht unbedingt sinnstiftend, die Ladegeschwindigkeit in der Einheit Stundenkilometer angezeigt.

Zur Serienausstattung gehört eine Wärmepumpe zur Unterstützung der Klimaanlage.

Was er bietet: Das Basismodell heißt „Core“ und bekommt als Mitbringsel neben den genannten Assistenzsystemen unter anderem Einparkhilfe vorn und hinten (da auch mit automatischem Bremseingriff), elektronische Differentialsperre, Regensensor, Rückfahrkamera, Ambientelicht, das Android-Infotainment mit Digital-Services, induktives Smartphone-Laden, Zweizonen-Klimaautomatik, Lenkrad- und Sitzheizung, elektrisch einklappbare Außenspiegel sowie eine Wärmepumpe zur Unterstützung der Klimaanlage mit. Weitergehende Goodies wie das Driver-Assistance-Paket inklusive des erwähnten Pilot Assist, ein Harmann-Kardon-Audiosystem, die 360-Grad-Parkkamera oder das Panorama-Glasschiebedach sind den höheren Ausstattungsstufen „Plus“ beziehungsweise „Ultimate“ vorbehalten.

Im Fahrbericht: Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor

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Was er kostet: Stolze 56.150 Euro, mindestens. Netto sind das 47.185 Euro. Damit kann der Käufer noch die „kleine“ Innovationsprämie in Höhe von 7500 Euro netto in Anspruch nehmen.

Alternativ zum Kauf bietet Volvo auch Abo-Modelle ab 699 Euro monatlicher Miete an, die dann schon Posten wie Wartung, Versicherung, Verschleiß, Haupt- und Abgasuntersuchung sowie Mobilitätsgarantie inkludieren.

Für den XC40 Recharge mit Single Motor weist die Preisliste ab 48.650 Euro respektive 649 Euro Miete aus.

Was wir meinen: Der Volvo XC40 Recharge Twin ist ein elektrisches Kompakt-SUV, das seinem Premium-Anspruch rundum gerecht wird: Tadellose Verarbeitung, ansprechendes Ambiente, hervorragendes Infotainment und überaus angenehme Fahreigenschaften. Leider aber lässt die Reichweite zu wünschen übrig, was gerade hinsichtlich des nicht unerheblichen Preises als Manko bewertet werden muss.

Volvo XC40 Recharge Pure Electric Twin Motor: Die Daten

Leistung 300 kW/408 PS bei 4350 - 13.900/min, max. Drehmoment 660 Nm bei 0 - 4350 /min, Batterietyp Lithium-Ionen, Kapazität 78 kW/h, davon nutzbar 75 kWh, Ladeanschluss Typ 2 (bis 11 kW) und CCS (bis 150 kW), Spitze 180 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 4,9 sec, Reichweite WLTP 400 - 418 km, Normverbrauch 25,0 – 23,8 kWh/100 km, Testverbrauch 28,6 kWh, CO2-Emission 0 g/km, Schadstoffklasse Elektrofahrzeug, Energie-Effizienzklasse A+, Länge 4,43 m, Breite 1,86 m ohne, 2,03 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,65 m, Kofferraum 419 – 1295 l plus 31 l (Frunk), Leergewicht 2188 kg, zulässiges Gesamtgewicht 2650 kg, Zuladung 462 kg. Automatisches 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb. Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 21 (VK), 23 (TK). Preis ab 56.150 Euro.

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