Elektroauto ab 20.490 Euro
Im Fahrbericht: Dacia Spring
4.2.2022, 21:07 UhrWie er aussieht: In natura viel kleiner, als es Fotos vermuten lassen. Die zeigen ein scheinbar veritables Mini-SUV, dessen tatsächliche Kürze von 3,73 Metern aber allenfalls die Klassifizierung „Micro“ rechtfertigt. Ein Renault Twingo misst kaum weniger. Man hat es also mit einem elektrischen Kleinstwagen zu tun, der sein Einsatzgebiet vor allem in der City sieht. Sympathisch und schick sieht Dacias elektrischer Stadtindianer allemal aus, vor allem dann, wenn das bei der Besser-Variante „Comfort Plus“ serienmäßige „Look“-Paket orangefarbene Akzente auf die Dachreling, die Außenspiegel und die Flanken pinselt.
Ursprünglich ist der Spring übrigens für den indischen Markt entwickelt worden, dort heißt er "Kwid" und fährt mit Sprit. Die Elektrifizierung erfolgte in China, die Produktion übernimmt Dongfeng.
Wie er eingerichtet ist: Premium-Ambiente wird für so wenig Geld kein Kunde erwarten, viel Hartplastik dürfte ihn also kaum überraschen, ebensowenig wie die Tatsache, dass die Innenseite der Heckklappe das pure Blech zeigt. Eine gewisse Wohnlichkeit erzeugen aber die mit Kunstleder bezogenen Sitze und die Zierelemente in Orange, die sich – Look-Paket - im Interieur wiederholen.
Schlicht und funktional geht es im Spring zu, das digitale Fahrerinstrumentarium vermittelt übersichtlich die wichtigsten Basics – Ladestand, Reichweite, Kilometerstand sowie Geschwindigkeit. Eine Skala mit dem putzigen Namen „Econometer“ klärt außerdem die Frage, ob die Batterie – beim Verzögern – gerade geladen wird oder ob sie Strom an den Antrieb liefert. Zum Technik-Paket – bei „Comfort Plus“ ebenfalls serienmäßig – gehört das Infotainment „Media Nav Evolution“ mit 7-Zoll-Touchscreen, Smartphone-Anbindung, Rückfahrkamera und einem eher einfach gestrickten Navi. Immerhin hilft es bei der Suche nach Ladestationen, auf die Infos zu deren Schnellladefähigkeit sollte man sich aber nicht unbedingt verlassen.
Zum Starten muss der Schlüssel nach alter Sitte im „Zündschloss“ gedreht werden, einen Startknopf gibt es nicht. Das Einlegen der Fahrstufen hingegen erfolgt in moderner Manier über einen runden Drehregler – dazu später mehr. Mit einer Beleuchtung fürs Handschuhfach kann der Spring nicht dienen, auch nicht mit einer Höhenverstellung und Heizmöglichkeit für Lenkrad und Sitze. Dabei sind gerade Sitz- und Lenkradheizung beim Elektroauto alles andere als dekadenter Luxus – sie sorgen für Wärme, ohne dass Strom für die verbrauchsintensive Innenraumtemperierung abgezwackt zu werden braucht.
Wie viel Platz er hat: Der Spring ist ein Kleinwagen, seine Abmessungen setzen dem Raumangebot entsprechende Grenzen, vor allem im rückwärtigen Bereich, der allenfalls für Kinder ein angemessener Aufenthaltsort ist. Die zweisitzige Rückbank lässt sich nur einteilig umklappen, schafft so aber mehr Platz im (unbeleuchteten) Kofferraum, der von 270 auf 1100 Liter wächst. Apropos Kofferraum: Im Falle unseres Testwagens hat sich die Heckklappe beim Entriegeln immer wieder festgehakt und so für Verdruss gesorgt – bis wir gelernt haben, gleichzeitig das Knöpfchen zu drücken und unter die zum Öffnen vorgesehene Aussparung zu fassen.
Was ihn antreibt: Ein Elektromotörchen mit gerade einmal 33 kW/44 PS. Auch beim Akku lässt Dacia Bescheidenheit walten, seine Kapazität beschränkt sich auf schmale 27,4 kWh. Das spart andererseits Kilos – mit 1045 Kilogramm tritt der Spring als regelrechtes Federgewicht auf, zumal für E-Auto-Verhältnisse.
Das Startprozedere erfolgt, wie beschrieben, via Dreh im „Zündschloss“. Das befreiende grüne „OK“-Licht leuchtet aber nur dann im Display auf, wenn gleichzeitig der Automatikregler auf „N“ steht und die Handbremse angezogen ist. Womit wir schon bei den Fahrstufen wären: „P“ für Parken gibt es nicht, und auch den Buchstaben „B“ als Hinweis für einen Rekuperationsmodus sucht man vergebens.
Wie er sich fährt: Den unmittelbaren, extra-kraftvollen Anschub, der viele E-Autos adelt, vermittelt der Spring nicht, entsprechend lang – 19,1 Sekunden – dauert der Standardsprint von 0 auf 100. Dennoch: Weil die Herde der 44 Pferdchen nicht viel Gewicht in Bewegung versetzen muss, saust der kleine Dacia munter vom Fleck, im Stadtverkehr cruist er allemal mühelos mit und schlängelt sich dank seines Mini-Wendekreises (9,5 Meter) behände auch in kleine Parklücken. Auf der Autobahn ist bei 125 km/h Schluss; das, was man in der Verbrennerwelt eine Vollgasfahrt nennt, verbietet der besorgte Blick auf die Reichweite aber ohnedies. Schrumpft selbige in bedenklichem Maße, soll der Eco-Fahrmodus helfen, er drosselt die Motorleistung auf 31 PS, hat unserem Testwagen aber nur fünf potenzielle Kilometer mehr abgeluchst. Im Zweifelsfall können die freilich entscheidend sein, um zur rettenden Ladestation zu gelangen.
Ein Wunder an Fahrkomfort ist der Spring nicht, recht holprig nimmt er Störstellen wie Kanaldeckel unter die schmalen Räder, und auch das Wort „Fahrdynamik“ mag man nicht wirklich in die Tastatur tippen, zumal die Lenkung arg leichtgängig agiert und Seitenwind mit dem kleinen Stromer leichtes Spiel hat.
Fahrassistenten erspart sich der Spring weitgehend – sieht man einmal von einem Geschwindigkeitsbegrenzer und einem Notbremsassistenten ab. Dass der nur Autos, nicht aber Fußgänger oder Radfahrer erkennt, ist einer der Gründe für das schlechte Abschneiden beim Euro-NCAP-Crashtest gewesen – nur einen von fünf möglichen Sternen hat der Spring da geholt.
Wie weit er kommt: Die kleine Batterie lässt keine hohen Erwartungen an die Reichweite zu. 230 Kilometer stellt das Datenblatt in Aussicht, bei winterlicher Kälte um den Gefrierpunkt und bis maximal sieben Grad schafften wir im wirklichen Leben nur etwa 150 bis 160 Kilometer. Etwas mehr ist im reinen Stadtverkehr drin. Und wahrscheinlich auch bei milderen Temperaturen.
Wie viel er verbraucht: Im Schnitt 18,2 kWh/100 km. Analog zur Reichweite ist das deutlich mehr, als die Norm (13,9 kWh) ausweist.
Wie er lädt: Auch beim Laden fährt Dacia ein Sparprogramm. An der Wechselstrom-Ladestation beziehungsweise -Wallbox bedient sich der Spring nur einphasig und mit bis zu 3,7 kW – das ist sonst bei den nur teilzeitstromernden Plug-in-Hybriden Standard. Einmal „volltanken“ dauert somit verhältnismäßig lange achteinhalb Stunden. Parallel dazu bietet Dacia die Option eines CCS-Schnellladeanschlusses. Die 700 Euro extra sollte der Kunde in die Hand nehmen - 30 kW Schnellstrom-Ladeleistung sind zwar auch nicht die Welt, doch immerhin lässt sich die Ladezeit so auf eine knappe Stunde verkürzen.
Der Ladeanschluss sitzt hinterm Grill, der über einen Zuggriff im fahrerseitigen Fußraum entriegelt wird. Mangels Beleuchtung ist das in der Dunkelheit mit einigem Gefummel verbunden.
Was er bietet: Das ist schnell erklärt. Beim Basismodell „Comfort“ sind unter anderem Radio mit Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Geschwindigkeitsbegrenzer, Klimaanlage, elektrische Fensterheber und elektrisch einstellbare Außenspiegel serienmäßig, im Kofferraum liegt ein Mode-3-Ladekabel für die Wallbox. Den Spring auf „Comfort Plus“-Level taucht Dacia in Metalliclack und gibt ihm neben den erwähnten Technik- und Look-Paketen Sitzpolster in schwarzer Lederoptik sowie ein vollwertiges Ersatzrad mit. Den CCS-Ladeanschluss gibt es nur in Verbindung mit der besseren Ausstattungsvariante.
Was er kostet: Der Dacia Spring wird als Deutschlands günstigstes Elektroauto beworben. Ab 20.490 Euro steht er in der Preisliste, abzüglich Umweltprämie bleiben 10.920 Euro. Der Comfort Plus fährt ab 21.790 Euro vor, subventioniert ab 12.220 Euro.
Auf die Batterie gibt Dacia acht Jahre oder 120.000 Kilometer Garantie.
Was wir meinen: Was der Dacia Spring ist, was er kann und was nicht – dies alles muss vor dem Hintergrund des nahezu unschlagbar günstigen Preises bewertet werden. Wer also kein Elektroauto für die langen Distanzen sucht, sondern einen adrett anzusehenden Kurzstrecken-Stromer; wer außerdem dazu bereit ist, sich auf die eine oder andere Schwäche einzulassen, der ist mit dem elektrischen Micro-SUV gut und vor allem sehr günstig bedient.
Dacia Spring: Die Daten
Leistung 33 kW/44 PS bei 3000 - 8200/min, max. Drehmoment 125 Nm bei 500 - 2500/min. Batterietyp Lithium-Ionen, Kapazität 27,4 kW/h. Ladeanschluss Typ 2 (einphasig, bis 3,7 kW) und CCS (bis 30 kW). Spitze 125 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 19,1 sec. Reichweite WLTP 230 km. Normverbrauch 13,9 kWh/100 km, Testverbrauch 18,2 kWh. CO2-Emission 0 g/km, Energie-Effizienzklasse A+. Länge 3,73 m, Breite 1,58 m ohne, 1,77 mit Außenspiegeln, Höhe 1,51 m, Kofferraum 290 - 1100 l. Leergewicht 1045 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1300 kg. Automatisches 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb. Preis ab 20.490 Euro.
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