327 PS Systemleistung - Preise ab 47.390 Euro

Fahrbericht: Mazda CX-60 e-Skyactiv Plug-in-Hybrid

Ulla Ellmer

E-Mail zur Autorenseite

8.3.2023, 17:15 Uhr
Mazda CX-60 Plug-in-Hybrid: Diese Farbe heißt "Rhodium-Weiß" und kostet 950 Euro Aufpreis.

© Hersteller Mazda CX-60 Plug-in-Hybrid: Diese Farbe heißt "Rhodium-Weiß" und kostet 950 Euro Aufpreis.

Wie er aussieht: Einerseits elegant, gleichzeitig aber auch ziemlich stattlich. Mächtig baut sich die Front auf, die Seitenansicht zeigt eine lange Motorhaube mit sportlich zurückgesetzter Fahrerkabine. Mazda setzt hier durchaus ein Statement. In Europa markiert der 4,75 Meter lange Crossover das derzeit größte Modell der Marke. Damit besetzt der CX-60 die Rolle des Flaggschiffs – zumindest solange, bis Ende 2023 der auf der gleichen „Large-Plattform“ basierende und bis zu siebensitzige CX-80 als Topmodell übernimmt.

Wie er eingerichtet ist: Mazda will in die automobile Premier-League aufsteigen. Deshalb hat man sich bei der Innenraumgestaltung alle Mühe gegeben, eine gediegene Noblesse zu erreichen. Mit Erfolg: Die Verarbeitungsqualität ist top, gern streicht man über die feinen Materialien, die Sitze bieten bequemen Langstreckenkomfort. Gut gelungen ist es den Interieurspezialisten, die digitalen Bedienwelten mit analogen Elementen zu kombinieren, ohne dabei beim Nutzer in irgendeiner Form Verwirrung zu stiften.

Cockpit: Bei der Innenraumgestaltung haben die Mazda-Designer Geschmack bewiesen.

Cockpit: Bei der Innenraumgestaltung haben die Mazda-Designer Geschmack bewiesen. © Hersteller

Das digitale Fahrerdisplay zeigt animierte Rundinstrumente, es gibt ein klar strukturiertes Head-up-Display, der Zentralbildschirm auf dem Armaturenträger fällt vergleichsweise schmal, aber kommunikativ breit aus. Per Touch lässt der Monitor nur im Stand bedienen, ansonsten erfolgt die Ansteuerung über einen Dreh-Drück-Regler in der Mittelkonsole. Wir geben zu: Bislang haben wir diese Mazda-typische Lösung stets als intuitiv gefeiert. Inzwischen würden wir uns aber doch auch während der Fahrt einen berührungssensitiven Ansatz wünschen, er ist einfach der fixere und birgt weniger Ablenkungspotenzial.

Was das Infotainment betrifft, so können wir uns an schnellere Systeme mit besserer Sprachsteuerung erinnern. Das Navi haben wir immer mal wieder von dem zumeist schlaueren des Smartphones ablösen lassen, das geht problemlos, immerhin, denn die Verbindung mit Apple CarPlay und Android Auto wird kabellos und rasch aufgebaut.

Eine Besonderheit ist das sogenannte „Driver Personalization System“. Auf der Basis von Körpergröße (wird ins System eingegeben) und Augenhöhe (von Kameraaugen ausgemessen) ermittelt es die optimale Fahrposition und merkt sich diese. Nimmt derselbe Mensch zu einem späteren Zeitpunkt wieder Platz hinterm Steuer, identifiziert ihn die Gesichtserkennung, automatisch werden dann die abgespeicherten Einstellungen von Sitzen, Lenkrad, Spiegel sowie Head-up-Display wieder hergestellt. In unserem Fall hat das allerdings nicht wirklich zufriedenstellend funktioniert.

Wie viel Platz er hat: Räumlich zwickt es weder vorne noch hinten, nicht bei der Bein- und auch nicht bei der Kopffreiheit. Die sanfte Dachschräge senkt sich keineswegs einengend über die Scheitel der Fondpassagiere, die im Übrigen auf einer nicht verschiebbaren Rückbank reisen. Ins funktional ausgeformte Gepäckabteil passen 570 Liter, durch Umlegen der Rücksitzlehnen – ist auch vom Kofferraum möglich - ergeben sich ebenso reise- wie shoppingtaugliche 1726 Liter sowie eine nahezu ebene Ladefläche. Die Ladekante liegt vergleichsweise niedrig, bei Crossovern und SUVs hat man da schon anderes erlebt. Gegen Aufpreis verbaut Mazda einen elektrischen und sensorgesteuerten Mechanismus für die Heckklappe, praktischerweise steht im Kofferraum zudem eine 230-Volt-Steckdose mit bis zu 1500 Watt zur Verfügung.

Leistungsträger: Mit einer Systemleistung von 327 PS ist der CX-60 PHEV der bisher stärkste Serien-Mazda.

Leistungsträger: Mit einer Systemleistung von 327 PS ist der CX-60 PHEV der bisher stärkste Serien-Mazda. © Hersteller

Was ihn antreibt: Im CX-60 – wir haben es erwähnt – arbeitet der erste Plug-in-Hybridantrieb von Mazda, und dass es die Japaner gemächlich angehen lassen, kann nicht behauptet werden. Allein der beteiligte 2,5-l-Reihenvierzylinder-Benziner leistet 141 kW/191 PS, weitere 129 kW/175 PS steuert der Elektromotor bei, der ins Getriebe (Achtgangautomatik) integriert wurde. Kombiniert ergeben sich eine unbescheidene Systemleistung von 241 kW/327 PS und ein Systemdrehmoment von 500 Newtonmetern. Damit ist der CX-60 auch der stärkste jemals gebaute Serien-Mazda. Zum elektrischen Teil der Technik gehört eine Lithium-Ionen-Batterie der Kapazität 17,8 kWh, Allradantrieb ist serienmäßig.

Wer den CX-60 ohne Stecker will, kann auf interessante Antriebsalternativen zurückgreifen: Schon jetzt bietet sich ein 3,3-l-Reihensechszylinder-Diesel mit 147 kW/200 PS (Heckantrieb) oder 187 kW/254 PS (Allrad) an, Ende 2023 gesellt sich ein 3,0-l-Reihensechszylinder-Benziner hinzu.

Wie er sich fährt: Mazda muss es beim CX-60 um ein Fahrverhalten zu tun gewesen sein, das der sportlichen Formgebung und der hohen Antriebsleistung gerecht wird. Anders können wir uns die allzu straffe Fahrwerksauslegung kaum erklären, die leider zulasten des Komforts geht. Und, nicht nur nebenbei bemerkt, den CX-60 auch gar nicht wirklich zum Sportler macht. Dazu ist die Wankneigung in schnell angegangenen Kurven zu ausgeprägt und liefert die Lenkung zu wenig Rückmeldung.

Zudem ist der Mazda-Crossover kein leises Auto. Sieht man einmal vom sanften Singen bei rein elektrischer Fahrt ab, wird es unter Zutun des Verbrenners verhältnismäßig laut an Bord, vor allem dann, wenn der CX-60 einen kräftigen Sprint hinlegen soll. Die Übergänge zwischen elektrischem und Verbrenner-Betrieb gehen nicht immer geschmeidig vonstatten, auch bei den Gangwechseln ruckelt es mitunter, beim Anfahren gelingt es nicht immer sofort, hakelfrei die Fahrstufe „D“ einzulegen. Und der Adaptivtempomat bremst und beschleunigt für unseren Geschmack etwas zu abrupt. Tempolimits übernimmt die ACC auf Anfrage, die Person hinterm Steuer muss dann kurz bestätigen.

Ganz ohne Lob wollen wir es aber auch nicht abgehen lassen. Antrittsschnell ist er, der CX-60, in 5,8 Sekunden spurtet er von 0 auf Tempo 100, das kann – zum Beispiel, wenn auf der Landstraße ein langsamer Verkehrsteilnehmer überholt werden muss – durchaus sicherheitsrelevant werden. Dass die Höchstgeschwindigkeit auf 200 km/h eingebremst ist, wird nur Tempobolzer stören. Rein elektrisch sind 140 km/h möglich. Toll funktioniert das blendfreie Matrix-Licht.

Nach Norm erreicht der CX-60 PHEV eine elektrische Reichweite von 63 Kilometern. Die Praxis kann da nicht ganz mithalten.

Nach Norm erreicht der CX-60 PHEV eine elektrische Reichweite von 63 Kilometern. Die Praxis kann da nicht ganz mithalten. © Hersteller

Wie weit er elektrisch kommt: Laut Datenblatt sollen es 63 Kilometer sein, wir schafften nicht mehr als 40 Kilometer. Das war allerdings bei winterlichen Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Wir schätzen, dass mehr Milde etwa 50 Kilometer möglich macht. Neben den Fahrmodi Normal (Hybrid), Sport und Offroad steht auch ein rein elektrisches EV-Programm zur Wahl. Schön: Über das EV-Menü lässt sich die gewünschte Zielladung einstellen. Wer also am Ende seiner Fahrt noch eine Innerorts-Strecke vor sich hat, kann einen individuell zu bestimmenden Prozentsatz an Batterieladung dafür aufsparen.

Was er verbraucht: Im gemischten Hybridbetrieb hat sich der CX-60 7,8 Liter Sprit auf 100 Kilometer und 23,8 kWh Strom genehmigt. Bei leergefahrenem Akku stieg der Kraftstoffbedarf auf Werte um die neun Liter. Es gilt, immerhin 2,1 Tonnen Gewicht voranzubringen.

Wie er lädt: An der gängigen 11-kW-Wechselstrom-Wallbox zweiphasig und mit maximal 7,2 kW. Vollladen nimmt knapp zweieinhalb Stunden in Anspruch. Eine Schnellladefunktion für Gleichstrom gibt es, wie bei den meisten Plug-in-Hybriden, nicht. Natürlich speist sich der Akku auch durch Rekuperieren während der Fahrt. Ob das regenerative Bremsniveau „normal“ oder „hoch“ sein soll, ist über ein Untermenü auszuwählen.

Der CX-60 lädt mit maximal 7,2 kW. Die Möglichkeiten einer 11-kW-Wallbox kann er somit nicht komplett ausschöpfen.

Der CX-60 lädt mit maximal 7,2 kW. Die Möglichkeiten einer 11-kW-Wallbox kann er somit nicht komplett ausschöpfen. © Hersteller

Was er bietet: Das Basismodell heißt „Prime Line“ und umfasst unter anderem Voll-LED-Scheinwerfer, Bergab- und Berganfahrassistent, Tempomat, Spurhalte- und Spurwechselassistent, Verkehrszeichenerkennung, 18-Zoll-Leichtmetallräder, Zweizonen-Klimaautomatik sowie Navi. Fernlichtassistent. Rückfahrkamera, Head-up-Display, Sitz- und Lenkradheizung kommen ab „Exclusive-Line“ hinzu. „Homura“ hält beispielsweise elektrisch verstellbare und klimatisierte Ledersitze sowie das Driver-Personalization-System vor; das Topmodell „Takumi“ ist mit weißem Leder und Echtholzapplikationen bestückt.

Ausstattungsabhängig lassen sich verschiedene Pakete dazubuchen. Zum „Driver Assistance Paket“ (1600 Euro) gehören Adaptivtempomat mit Stop-and-Go-Funktion und das Matrix-LED-Licht, im Convenience-and-Sound-Paket (2800 Euro) sind 360-Grad-Monitor, Bose-Soundsystem, elektrische Heckklappe und induktives Smartphone-Laden enthalten.

Was er kostet: Ab 47.390 Euro.

Was wir meinen: Als edler und geräumiger Reisewagen erfüllt der Mazda CX-60 seine Bestimmung vollumfänglich. Schade nur, dass der Fahrkomfort zu wünschen übrig lässt und dem Antrieb das erstrebenswert Geschmeidige abgeht. Wer nicht unbedingt auf die Möglichkeit rein elektrischen Fahrens erpicht ist, könnte mit einem der neuen Sechszylinder besser bedient sein, zumal beim Plug-in-Hybrid auch das Kaufargument „Umwelt-Bonus“ nicht mehr greift. Als Hecktriebler gibt es den e-Skyactiv-Diesel ab 46.150 Euro.

Die Daten des Mazda CX.60 e-Skyactiv PHEV

Antrieb Plug-in-Hybrid, Allradantrieb, Achtstufenautomatik

VERBRENNUNGSMOTOR:

Hubraum 2488 ccm

Zylinder 4

Leistung 141 kW/191 PS bei 6000/min

max. Drehmoment 261 Nm bei 4000/min

ELEKTROMOTOR:

Leistung 129 kW/175 PS bei 5500/min

Max. Drehmoment 270 Nm bei 400/min

HYBRIDANTRIEB

Systemleistung 241 kW/327 PS bei 6000/min

Systemdrehmoment 500 Nm bei 4000/in

Batterie Lithium-Ionen 17,8 kWh

Laden AC zweiphasig bis 7,2 kW

Höchstgeschwindigkeit 200 km/h (Hybrid-Modus, abgeriegelt), elektrisch 140 km/h

Beschleunigung 0 auf 100 km/h 5,8 sec

Normverbrauch WLTP 1,5 l S plus 23,0 kWh Strom/100 km

Testverbrauch 7,8 l S plus 23,8 kWh Strom pro 100 km

Elektrische Reichweite Norm 63 Kilometer

CO2-Emission 33 g/km

Schadstoffnorm Euro 6d-ISC-FCM

Energie-Effizienzklasse NEFZ A+++

Länge 4,75 m

Breite 1,89 m ohne, 2,13 m mit Außenspiegeln

Höhe 1,68 m

Sitzplätze 5

Kofferraum 570 bis 1726 l

Kraftstoff-Tank 50 l

Leergewicht 2055 bis 2133 kg

zulässiges Gesamtgewicht 2667 kg

Zuladung 595 bis 687 kg kg

Anhängelast 2500 kg (gebremst), 750 kg (ungebremst)

Versicherungs-Typklassen 18 (KH), 27 (TK), 23 (VK)

Preis ab 47.390 Euro

Keine Kommentare