VF e35 und VF e36
Elektroautos aus Vietnam: Ex-Opel-Chef an der Firmenspitze
6.12.2021, 19:05 UhrAn japanische, koreanische, ja sogar chinesische Namen unter den Automobilherstellern hat man sich auch in Europa längst gewöhnt. Jetzt kommt noch ein weiterer asiatischer Anbieter hinzu: Vinfast aus Vietnam will 2022 das wohlgeplante Unterfangen angehen, den europäischen Markt zu erobern, Deutschland inklusive. Die Bestellbücher sollen in der ersten Jahreshälfte 2022 öffnen, erste Auslieferungen im vierten Quartal erfolgen.
Italienisches Design
Welche Modelle zunächst an den Start gehen, war nun auf der Autoshow von Los Angeles zu besichtigen. Wie es Zeitgeist, Trend und umweltpolitische Notwendigkeiten wollen, handelt es sich bei VF e35 und VF e36 um rein batterieelektrische Fahrzeuge. Das SUV-Kleid stammt aus der Schneiderei von Pininfarina in Turin.
Der e35 spielt mit 4,75 Metern Länge in der Liga des BMW iX3, der bis zu siebensitzige e36 erreicht in etwa die Abmessungen des X7 (der allerdings nicht elektrisch fährt). Als Antriebsquelle nutzen beide Allrad-SUVs ein 300 kW/408 PS starkes Dual-Motor-Konzept mit 640 Newtonmetern Drehmoment. Unterschiede ergeben sich hinsichtlich der Batteriegröße: Beim e35 beträgt die Kapazität 90 kWh, das soll für 500 Kilometer Fahrt reichen, der e36 schafft dank eines 106-kWh-Akkus etwa 550 Kilometer.
An die Haustür geliefert
Zur Serienausstattung gehört das inzwischen Übliche – Spurhalte, Stau- und Autobahnassistent, Parkautomatik, Infotainment mit Sprachsteuerung. Über Preise ist noch nichts bekannt, denkbar ist ein Batterie-Leasing. Zum Vertriebskonzept: Konventionelle Händler wird es nicht geben. Stattdessen sollen in den wichtigen Metropolen Showrooms eröffnen, in denen sich die Modelle besichtigen lassen. Zu Probefahrten wird das Fahrzeug zum Kunden gebracht, die Auslieferung des Neuerwerbs erfolgt ebenfalls direkt an die Haustür. Von dort wird es auch abgeholt, wenn Service- oder Wartungsarbeiten anstehen, die Mobilität gewährt unterdessen ein Ersatzwagen.
Ex-Opel-Chef an der Spitze
Jedwedes Misstrauen vonseiten der qualitätsverwöhnten nordamerikanischen und europäischen Käuferschaft soll der Hinweis auf Mitwirkung erprobten Personals und nicht minder bewährter Partner zerstreuen. Als CEO hat Vinfast Michael Lohscheller verpflichtet – richtig, das ist der ehemalige Chef von Opel. Von Pininfarinas Anteil am Schaffensprozess war bereits die Rede; zudem arbeiten die Vietnamesen mit BMW, Siemens, Bosch und Magna Steyr zusammen.
Eine kleine Klitsche ist Vinfast keineswegs. Dass das 2017 gegründete Unternehmen Vietnams einziger und somit auch größter Automobilhersteller ist, mag als Empfehlung noch nicht reichen. Schon eher aber, dass Vinfast jährlich auf etwa 200.000 Pkw-Neuzulassungen auf dem Heimatmarkt verweisen kann. Und dann ist da die Schnelligkeit, mit der die neue Produktionsstätte in Haiphong errichtet worden ist: Innerhalb von 21 Monaten wurde auf der künstlichen Insel Cat Hai eine Fabrik aus dem Boden gestampft, das Areal umfasst 335 Hektar, die Kapazität reicht für 950.000 Fahrzeuge und 300.000 Scooter pro Jahr.
Dollars vom Milliardär
Am erforderlichen Kleingeld von 3,5 Milliarden US-Dollar hat es nicht gemangelt. Vinfast gehört zur Vingroup, einem Mischkonzern, dessen Chef und Anteilseigner (30 Prozent) Pham Nhat Vuong sich zum ersten Milliardär und gleichzeitig reichsten Mann Vietnams emporgeschwungen hat.
Sorgen um die eigene Sicherheit sollten sich die künftigen Fahrer und Fahrerinnen von VF 35e sowie VF36e übrigens nicht machen müssen: Beim EuroNCAP-Crashtest haben beide Modelle die Topwertung von fünf Sternen zum Ziel.
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