Elektroauto als Sieger
Der Kia EV6 ist Auto des Jahres 2022
1.3.2022, 15:37 UhrUnd wieder konnte das Publikum nicht dabei sein: Zum dritten Mal in Folge wurde das Finale im Rennen um den Titel des „Auto des Jahres“ ausschließlich per Livestream im Internet übertragen; der Genfer Automobilsalon, traditioneller Schauplatz der Zeremonie, war im März 2022 erneut abgesagt worden, der Corona-Pandemie wegen.
Der Spannung tat die Verlagerung in den Online-Kosmos keinen Abbruch. Schon das Feld jener Kandidaten, die von den Juroren auf die „Shortlist“ der sieben Finalisten gewählt worden waren, ließ aufmerken: Sechs Titelaspiranten gehörten der neuen Spezies reiner Elektroautos an. Nur der Peugeot 308 nutzt noch den Verbrennungsmotor. Doch auch der Franzose steht wahlweise als Plug-in-Hybrid bereit. Und 2023 wird sich eine pur batterieelektrische Version vorstellen.
Kein deutscher Finalist
Nicht minder bemerkenswert: Kein einziges deutsches Modell hat es unter die sieben Endspiel-Teilnehmer geschafft. Nicht der VW ID.4, nicht der Audi Q4 e-tron, nicht der BMW i4, nicht die Mercedes C-Klasse, nicht der Opel Mokka. Ebensowenig konnte sich ein Fahrzeug japanischer Provenienz durchsetzen, der Nissan Qashqai scheiterte gleichermaßen wie der Toyota Yaris Cross.
Mit dem Kia EV6 schnappte sich 2022 erstmals ein Modell aus Korea die begehrte Trophäe. Sogar ein koreanischer Doppelsieg schien möglich. Vereitelt wurde er vom Renault Mégane E-Tech Electric, der sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem EV6 geliefert hatte und schlussendlich Platz zwei belegte, einen Rang vor dem Hyundai Ioniq 5, dem technisch eng verwandten Schwestermodell des Kia.
Auf den weiteren Plätzen fanden sich Peugeot 308, Skoda Enyaq, Ford Mustang Mach-E und Cupra Born ein.
Der Sieg des EV6 sei „eine große Überraschung“ für ihn gewesen, sagte Jury-Präsident Frank Janssen, gleichwohl aber nachvollziehbar: „Er ist definitiv ein tolles Auto, an dem Kia hart gearbeitet hat“.
Wie der Ioniq 5 basiert auch der expressiv designte EV6 auf der neuen und speziellen Elektro-Architektur (E-GMP) des Hyundai-Kia-Konzerns. An technischen Besonderheiten hat er vielen Mitbewerbern beispielsweise das leistungsfähige 800-Volt-Lademanagement voraus, aber auch die Fähigkeit zum bidirektionalen Laden, so kann er etwa E-Bikes oder andere Elektroautos mit Strom versorgen. Kunden haben die Wahl zwischen zwei Batteriegrößen (58 und 77,4 kWh), ferner zwischen Heck- und Allradantrieb. Die maximale Reichweite beträgt 482 Kilometer.
Renommierter Preis
Die Auszeichnung „Car of the Year” gilt als Adelstitel unter den inzwischen überreichlich vergebenen Auto-Awards. Seit 1964 wird der Preis vergeben, im Laufe der Jahrzehnte durften sich NSU Ro 80 (1968), Mercedes 450 SE (1974), Fiat Uno (1984), VW Golf III (1992), Opel Ampera (2012) und zuletzt der Toyota Yaris (2022) zu den Gewinnern zählen. Die Organisation „Car of the Year“ lässt sich nicht von Sponsoren aus der Industrie unterstützen, was die Unabhängigkeit der Jury sicherstellt. Zudem gibt es keine Unterkategorien wie „bestes SUV“ oder „bestes Familienfahrzeug“; wer gewinnen will, muss sich gegen alle Neuerscheinungen des Autojahres behaupten. Und: Jeder Juror hat seine Punktevergabe transparent zu machen und schriftlich zu begründen. Veröffentlicht werden die Statements auf der Car-of-the-Year-Homepage.
Russland suspendiert
Die Jury setzt sich aus 61 Fachjournalisten und -journalistinnen aus 23 europäischen Ländern zusammen, für die Nürnberger Nachrichten, die Nürnberger Zeitung und nn.de ist auch die Autorin dieser Zeilen vertreten. Des Russland-Kriegs gegen die Ukraine wegen waren die beiden russischen Juroren – in Abstimmung mit ihnen – allerdings suspendiert und ihre Punkte nicht mitgezählt worden. Am Endergebnis, so Jury-Präsident Frank Janssen, habe dies indes nichts geändert - weder am Sieg des Kia EV6 also noch am Ranking im allgemeinen.
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